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Dutzende Nager am Bayerischen Untermain zugange

23.01.2022, 06:00 Uhr in News
KW03 Biber 10

BAYER. UNTERMAIN (ahl /mz). Angenagte Baumstämme, Staudämme und Gewässer, wo eigentlich keine sein dürften: Hier waren Biber am Werk! Fast schon einzigartig ist der Biber in der Lage, Fließgewässerabschnitte zu gestalten und dadurch Auswirkung sowohl auf den Wasserrückhalt in der Landschaft als auch die gesamte natürliche Umgebung zu haben. Die zweitgrößten Nagetiere der Welt fühlen sich am Main, an der Aschaff, an der Kahl und an der Gersprenz pudelwohl. In der Region gab es nach der großen Ausrottung im 19. Jahrhundert und der ersten Wiedereinbürgerung 1966 zwischenzeitlich wieder weit über 1.000 Tiere allein in Unterfranken - Tendenz stark steigend. Die Meinungen um die pelzigen Nager gehen jedoch stark auseinander: Der Artenerhalt und die Naturschützer stehen auf der einen Seite - die Konflikte und Gefahren, die von den Bibern ausgehen und die betroffenen Betriebe und Menschen auf der anderen. Welche Gefahren gehen vom Biber aus? Sollte man die Tiere lieber in Frieden lassen oder den Bestand doch regulieren?

Die ForellenZucht Hochspessart verkauft ihre Fische in die ganze Region, wie auf dem Aschaffenburger Wochenmarkt. Inhaber Peter Grimm berichtete uns von einem unschönen Biber-Vorfall, durch den unzählige Fische verendet sind. Der Ast eines Bibers hatte sich so platziert, dass die Wasserzufuhr der Fischbecken unterbrochen wurde: Die Tiere bekamen nicht mehr genügend Wasser und starben. „Ich bin nicht grundsätzlich gegen den Biber, aber ich habe hier einen Betrieb, der viele Mitarbeiter hat. Das sind Leute, die davon leben und ich muss dafür sorgen, dass der Betrieb funktioniert“, so Grimm. Der Biber darf laut Jagdrecht nicht geschossen werden, denn er ist in der Aufzählung des entsprechenden Paragraphen im Bundesjagdgesetz nicht aufgeführt. „Jeder weiß, dass ein Biber da ist und dass er Probleme macht. Die einen reden es schön - der liebe und schöne Biber - und die anderen haben einen sehr schwachen Standpunkt“, so Grimm. Er wünscht sich, dass die Fachkreise das Thema ernstnehmen und sich mit einer möglichen Regulierung der Nager auseinandersetzen, zum Beispiel durch Umsiedlung.

Die Nager sind überall in der Region

Welche Folgen das Treiben der Nagetiere haben kann, zeigt sich überall in der Region. Nagespuren und Staudämme gibt es zum Beispiel in Mömbris. Vereinzelt haben sich die Gemeinden jetzt sogar dafür entschieden, Warnschilder aufzustellen! Die stehen an Gewässern, an denen es bei unvorsichtigem Verhalten schnell zu gefährlichen Situationen kommen könnte. Konkret wird auf die Gefahr von Löchern im Wege- und Uferbereich, sowie Baum- und Astbruch hingewiesen. Nötig sind diese Vorsichtsmaßnahmen auch geworden, da durch erhöhte Wasserstände die Biberaktivitäten wieder zugenommen haben. Während den Trockensommern der vergangenen Jahre waren Probleme mit den Bibern dagegen kaum existent. Trotz erhöhter Vorsichtsmaßnahmen handele es sich bei dem Biber nicht um ein gefährliches Tier, stellen Axel Reichert von den Bayerischen Staatsforsten und Maurice Schwarz, Forstbetriebsleiter von Heigenbrücken, Schöllkrippen und Rothenbuch klar! Demnach sei übermäßige Angst vor dem Biber auch unangebracht. Im Gegensatz zum viel diskutierten Thema Wolf, ist hier wohl weniger die Angst das Problem - eher stehen sich dabei Tier- und Naturschützer und wirtschaftliche Interessensvertreter bzw. besorgte Spaziergänger gegenüber.

KW03 Biber 2
Peter Grimm, Inhaber der ForellenZucht HochSpessart
KW03 Biber 4
Biberbisse in der Region
KW03 Biber 5
Axel Reichert und Maurice Schwarz