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Hakenkreuze und SS-Runen auf dem Firmenhof

26.05.2024, 06:00 Uhr in News
KW21 Remondis Titel

KLEINWALLSTADT (acm). Seit das Müllentsorgungsunternehmen REMONDIS die Abfuhr im Kreis Miltenberg übernommen hat, gibt es immer wieder schwere Vorwürfe gegen die Firma. Seit zwei Jahren häufen sich Vorfälle von wochenlang nicht geleerten Mülltonnen im Landkreis. Und auch unter den Kollegen selbst scheinen die Umstände mehr als angespannt zu sein. Jetzt soll es auch noch offen-rechtsradikale Tendenzen unter den Angestellten geben. Sagt zumindest Jan Sauer*, der sich mit entsprechenden Fotos an uns gewendet hat. Darauf zu sehen: Hakenkreuze, NS-Symbole und ein Mitarbeiter, der sich als „Führer“ im LKW anmeldet. PrimaSonntag ist der Sache auf den Grund gegangen.

REMONDIS ist das größte Müllentsorgungsunternehmen in Deutschland und hat 2021 die Abfuhr im Kreis Miltenberg übernommen. Doch seitdem scheinen sich die Probleme zu häufen: Wochenlang werden Mülltonnen nicht abgeholt, Pausen scheinen unmöglich, Überstunden hingegen völlig normal. 2023 hat PrimaSonntag über Vorwürfe zu Personal- und Arbeitsrechtsverletzungen bei REMONDIS in Kleinwallstadt berichtet. „Seitdem hat sich eigentlich gar nichts getan“, sagt Jan*, ein REMONDIS-Mitarbeiter. Im Gegenteil: Es sei nur noch schlimmer geworden. Rassismus sei an der Tagesordnung, manche Kollegen würden sich täglich mit Hitlergruß begrüßen. Einer von ihnen melde sich im LKW regelmäßig als „DER FÜHRER“ an, sagt uns Jan, der ein Foto davon schoss. „Das sind drei bis vier Männer, die sehr rassistisch unterwegs sind.“

* Name von der Redaktion geändert

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Ein Mitarbeiter meldet sich im LKW immer als „DER FÜHRER“ an

„Der Führer“

Erst letzte Woche hat jemand auf den Boden in der Halle ein Hakenkreuz und NS-Symbole aufgesprüht. Das zeigt das zweite Foto, das uns Jan geschickt hat. „Der Herr hat sich dann aber selbst gestellt“, berichtet er. „Aus sicherer Quelle weiß ich jetzt, dass das zwei Personen waren. Ein Mann und eine Frau aus Führungspositionen.“ Zur Anzeige hat das REMONDIS aber nicht gebracht, wie uns das Unternehmen mitteilt. „Der Mitarbeiter hat (…) zunächst eine Abmahnung erhalten und wurde im Gespräch wegen seines Fehlverhaltens zur Rede gestellt. Im Wiederholungsfall droht die fristlose Kündigung“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. „Ich finde es nicht okay, dass es nur bei einer Abmahnung bleibt“, sagt uns ein ehemaliger Mitarbeiter, der selbt Betriebsrat war. Er habe auch mehrere rassistische Vorfälle im Unternehmen mitbekommen, wie er uns mitteilt. Als Betriebsrat habe er versucht, die Umstände der Geschäftsführung zu schildern: „Wir haben immer alles an die Dispo weitergegeben, aber es wird einfach unter den Tisch gekehrt, als wäre das nicht so schlimm.“

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Nationalsozialistische Symbole auf dem Firmenboden

Mehrere Probleme

Schon vor zwei Jahren meldeten sich bei PrimaSonntag andere Mitarbeiter und erhoben Anschuldigungen. Damals ging es beispielsweise um schlechte Bezahlungen und eine unkoordinierte Unternehmensführung. „Das ist noch heute so. 10- bis 14-Stunden-Schichten sind Gang und Gebe, man kommt oftmals nicht dazu, Pause zu machen!“ Jan erzählt uns außerdem, dass sie öfters mit defekten LKWs fahren müssten. „Es ist einfach zustandsmäßig ekelhaft“, beschwert sich ein weiterer Kollege von Jan bei PrimaSonntag. Auch er erlebt öfters rassistische Kommentare unter den Mitarbeitern. „Da kommt dann sowas wie: ‚Die können nicht mal richtig Deutsch sprechen, die Idioten können eh nix.‘“ Gerade in letzter Zeit seien mehrere Leiharbeiter ins Unternehmen gekommen. REMONDIS selbst machte dazu aber keine Angaben. Von der Firma heißt es: „Bei REMONDIS sind Mitarbeitende aus allen Kulturen und Herkunftsländern herzlich willkommen. Genau wie andere Branchen und das Land als Ganzes sind wir auf fleißige Kolleginnen und Kollegen angewiesen, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung.“

Neuer Entsorger im Kreis?

Dem Miltenberger Landratsamt ist nichts von rassistischen Vorfällen bei ihrem Müllentsorger bekannt. Man wolle REMONDIS aber mit den Vorwürfen konfrontieren: „Unabhängig davon wird sich die Landkreisverwaltung selbstverständlich mit der Firma in Verbindung setzen, um die im Raum stehenden Vorwürfe zu klären“, heißt es aus der Fraktion Abfallwirtschaft im Landratsamt. „REMONDIS hat sich dem Landkreis Miltenberg gegenüber zur Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen bei der Ausübung der Müllabfuhrverträge verpflichtet. Dazu gehören neben dem Einsatz von qualifiziertem und geschultem Personal oder der Einhaltung von Arbeitsschutzbestimmungen selbstverständlich auch alle sonstigen (staatsbürgerlichen) Regelungen.“ Ab Juli ist REMONDIS vertraglich übrigens nur noch für die Sperrmüllsammlung und die Papiermüllabfuhr verantwortlich, die restlichen Tonnenleerungen übernimmt dann das Unternehmen RMG Rohstoffmanagement.