Das Bibbern vor dem eiskalten Winter!
BAYER. UNTERMAIN (mg). Die Energiepreise explodieren und ein Ende ist nicht in Sicht. Jetzt steht der Winter bevor und viele Menschen fragen sich: „Wie sollen wir das nur alles schaffen?“ PrimaSonntag hat mit Experten gesprochen und einen Ausblick in die Zukunft gewagt, die Forderungen der Menschen auf der Straße eingefangen und die Politiker nach einem Hoffnungsschimmer in diesen dunklen Zeiten befragt.
„Wir haben noch nicht die Spitze des Eisbergs erreicht.“ Dieter Gerlach, Geschäftsführer der Stadtwerke Aschaffenburg blickt nicht gerade optimistisch in die Zukunft. „Die Einkaufskosten sind so hoch wie noch nie, vor allem beim Strom - dagegen sind die Preise aktuell verhältnismäßig noch niedrig.“ Laut einer aktuellen Studie des Vergleichsportals „CHECK24“ sind die Energiekosten im August rund 69 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Den größten Anstieg gibt es bei den Heizkosten. Im August des vergangenen Jahres musste ein Haushalt im Schnitt 1.331 Euro für Heizöl und Gas aufwenden. Heute sind es bereits 3.533 Euro - eine Steigerung um 165 Prozent. Im August bezahlte man beim Strom rund 31 Prozent mehr als im Juli. Mit dem Ende des Tankrabatts sind die Preise für Benzin und Diesel auch wieder in die Höhe geschossen - zusätzlich ist das 9-Euro-Ticket ausgelaufen und die Bundesbank rechnet für den Herbst mit einer Inflation von zehn Prozent. Für viele Verbraucher werden die kommenden Monate eine Herkulesaufgabe. Die Kostenexplosion wirkt sich auf alle Bereiche des Lebens aus, so auch auf den Einzelhandel. „Generell wird das Paket für die Einzelhändler immer größer, welches der Händler tragen muss. Durch die hohen Kosten werden die Erträge immer geringer. Das macht dem einen oder anderen schon Probleme“, äußert sich Marco Schwarzkopf, Einzelhandelsverbandsvorsitzender für Stadt und Kreis Aschaffenburg. Er wünscht sich, dass die Verantwortlichen endlich Politik für das eigene Land machen: „Das wäre eigentlich ganz einfach wenn Sie es wollten. Aber Sie unterstützen ja lieber das Ausland, als das eigene Volk. Als kleines Beispiel die Rohölpreise. Ich beobachte diese seit einiger Zeit. Der Barrel Öl Preis ist wieder am sinken. Bei uns steigen die Preise. Warum? Wer steckt sich das Geld ein? Hier muss die Politik handeln.“ Auch Gerlach hofft auf die Politik: „Die Belastungsgrenze der Menschen ist erreicht. Der Staat muss Personen mit geringerem Einkommen unterstützen.“ Doch gleichzeitig nimmt er die Bürger in die Pflicht: „Man sollte den Appell Energie zu sparen ernst nehmen, vor allem Gas. Es ist noch nicht sicher, unabhängig vom Preis, ob wir im nächsten Winter Gas zur Verfügung haben.“
Entlastungspaket auf dem Weg
Die Pläne für Entlastungen aus der Politik für die Bürger stehen, doch die Umsetzung ist noch unklar. Auch der Aschaffenburger FDP Politiker Karsten Klein verweist darauf, dass die Bundesregierung ein weiteres Entlastungspaket auf den Weg bringen wird. Sein Versprechen: „Wir werden gegen die steigenden Preise, gerade im Energiebereich, vorgehen und die Inflation bekämpfen.“ Scharfe Kritik dagegen aus der Opposition. CSU-Politikerin Andrea Lindholz fordert von der Regierung ein entschlossenes Handeln, um die Preise zu stabilisieren und den Menschen zu helfen. Die Goldbacherin kritisiert die Gasumlage Habecks stark, weil sie „gesunden Energieunternehmen die Taschen füllt auf Kosten von privaten Haushalten und dem Mittelstand“. Stattdessen fordert sie eine zielgenaue Unterstützung für die Energieversorger, die sich tatsächlich in existentiellen Schwierigkeiten befinden. „Außerdem brauchen wir sofort einen Plan für den Weiterbetrieb der verbliebenen Atomkraftwerke, eine effektive Strompreisbremse, einen Gaspreisdeckel für einen bezahlbaren Grundbetrag pro Haushalt und Person sowie einen Steuerentlastungsbetrag für Haushalte mit mittleren und geringen Einkommen in Höhe mindestens 3000 Euro sowie weiteren 1000 Euro pro Kind für das laufende und das nächste Jahr.“ Eine Prognose, wie sich die Preise entwickeln, kann die Politik nicht geben, aber alle sind sich einig, dass der Staat die Menschen unterstützen muss und sie in dieser schweren Zeit nicht alleine lassen darf.