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Das Gift in ihren Brüsten

06.03.2022, 08:36 Uhr in News
KW08 Brustimplantate 1

+++ Silikon hatte auch Folgen für ihre Kinder +++ Jetzt will sie aufklären +++

ASCHAFFENBURG (acm). Es ist noch immer ein gesellschaftliches Schönheitsideal und reizt einige Frauen zum operativen Eingriff: große, volle, straffe Brüste. Nicht jede Frau ist von Natur aus damit gesegnet - umso verführerischer sind daher Silikonimplantate. Auch Helga Dyrfinna Lustig aus Aschaffenburg hat vor 18 Jahren diesen Eingriff gewagt. Und das bitter bereut, denn durch die künstlichen Brüste wurde sie schwer krank.

Schlank und volle Brüste - das ist wohl bis heute noch das Idealbild vieler, wenn es um den Körper einer Frau geht. Brustimplantate scheinen daher für viele, vor allem junge Frauen eine gute Option zu sein. Helga Dyrfinna Lustig lebt in Aschaffenburg. 2007 hat sie bei der „Queen of the World“-Tour ihr Heimatland Island vertreten. Auch sie hat damals den Schönheitseingriff gewagt Die ersten Jahre verlief auch alles super - ganz ohne Probleme. Doch dann kam plötzlich alles anders. „Insgesamt hatte ich sie 17 Jahre drin und ab dem sechsten Jahr habe ich gemerkt, dass etwas komisch ist. Innere Unruhe, Unverträglichkeiten beim Essen, vor allem bei Gluten und Histamin. Dann habe ich auch Schmerzen überall in meinem Körper bekommen, es wurde immer schlimmer!“ Das Kuriose dabei: Es kam immer in Schüben, vergleichbar mit der Autoimmunkrankheit Lupus.

Facebook-Seite öffnete ihre Augen

Anfangs konnte niemand genau zuordnen, woher Helgas Beschwerden kamen. Sie war bei verschiedenen Ärzten und ließ sich untersuchen. Doch das Ergebnis blieb überall gleich: nichts. „Ich habe dann einfach angefangen, selbst zu forschen und bin auf eine Facebook-Seite namens ‚Krank durch Brustimplantate‘ gestoßen.“ Diese Seite hat Helgas Sicht auf ihre Krankheit geändert: Verschiedene Studien, Informationen und fachkundige Ärzte haben sie auf ihrem Weg weitergebracht. „Viele Ärzte kennen es leider nicht und glauben nicht daran, dass es krank machen kann.“ 2010 gab es einen großen Skandal vom Implantat-Hersteller PIP: Er hatte seine Implantate mit Industriesilikon befüllt – mehrere Tausend Frauen weltweit mussten unter schweren Folgen leiden. Bei der gebürtigen Isländerin war das aber nicht der Fall. Sie hatte ihre Silikonkissen von der Marke Eurosilicone. „Eigentlich sollten die ganz gut sein. Ich bin auch immer zu Untersuchungen gegangen und jeder Arzt meinte, dass alles in Ordnung sei.“ Warum die Implantate gerissen sind und es zum sogenannten Silikonbleeding kam, weiß Helga nicht.

Nach der Entnahme wurde alles besser

Im Mai 2021 traute sich Helga dann endlich, ihre Implantate wieder entnehmen lassen. Dabei ist Erschreckendes rausgekommen: Insgesamt 200 Gramm Silikon sind aus den Kissen in ihr Körper gewandert! Im Normalfall bildet der Körper eine Bindegewebskapsel um das Implantat – bei der gebürtigen Isländerin war das allerdings weniger der Fall. „Deshalb ist das Silikon auch gleich in meinem Körper gelandet.“ Ob davon immer noch etwas in ihrem Körper zirkuliert, weiß sie nicht. Was sie aber merkt: Seit der Entnahme geht es ihr deutlich besser. „Ich merke es nur noch manchmal, wenn ich Tofu esse, weil da viel Histamin drin ist. Das ist aber auch nicht mehr so schlimm wie früher“, so die 38-Jährige. „Mir geht es super gut heute und das zeigt mir auch noch mehr, dass es daran lag.“

KW08 Brustimplantate 1
Lustig spricht über Krankheit durch Implantate. Foto: Mark

Silikon beeinflusste ihre Schwangerschaft

Eine bittere Nachwirkung bleibt dennoch: Das Silikon in Helgas Körper machte nicht nur sie krank, es beeinflusst auch das Leben ihrer Kinder. Erste Ergebnisse einer hollandischen Forschung zeigen, dass wanderndes Silikon während einer Schwangerschaft die Gehirnentwicklung des Embryos beeinflusst. „Das kann verursachen, dass die Kinder zum Beispiel schlechter schlafen oder ADHS und Autismus bekommen.“ Inwiefern das Silikon die Entwicklung ihrer beiden Söhne beeinflusst hat, ist unklar. Helga berichtet aber von Auffälligkeiten bei ihrem jüngsten Sohn: „Er schläft schlecht und hat immer Albträume, seit er klein ist.“ Die Entscheidung, ihre Implantate herausnehmen zu lassen, fiel ihr ziemlich schwer. „Ich fand meine großen Brüste total schön, ich habe sie wirklich geliebt.“ Doch die Nachteile haben die Vorteile überwogen. Zudem musste sie durch ihre Krankheit auch mehrmals ins Krankenhaus und war dadurch oft von ihrem Sohn getrennt. „Zuhause war ich auch fast bettlägerig und konnte mich kaum um mich selbst kümmern. Dann war es mir egal, dass ich kleine Brüste habe. Ich wollte meine Gesundheit wieder!“ Jetzt will die 38-Jährige aufklären. Ihre Message: Man ist auch schön mit kleinen Brüsten! „Der Mann, der deine kleinen Brüste nicht akzeptiert, ist es nicht wert. Wenn er dich liebt, liebt er dich, egal mit welcher Oberweite!“ Jetzt möchte Helga auch andere Frauen über die versteckten Risiken einer Brustimplantation aufklären - und ihnen Mut machen, zufrieden mit sich selbst zu sein.