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Auch bei uns immer mehr gefälschte Impfausweise

05.12.2021, 08:00 Uhr in News
KW48 Impfausweise Apotheke1

BAYER. UNTERMAIN (mz).Markus Anfang war bis vor wenigen Wochen noch Trainer von Fußball-Zweitligist Werder Bremen. Mittlerweile ist er das prominenteste Beispiel für eine Masche, die immer weiter um sich greift - gefälschte Impfausweise. In Zeiten von 2G und 2G+ ein leider florierendes und höchst gefährliches Geschäft. Doch wie lässt sich dieses miese Spiel mit unserer Gesundheit aufhalten und wie erkennt man überhaupt eine Fälschung? Die Herausforderung wird noch größer, denn seit Donnerstag steht fest: Auch der Einzelhandel muss auf 2G umstellen.

Dieses Verhalten als unverschämt zu bezeichnen, ist wohl nur gelinde ausgedrückt. Der ehemalige Werder-Trainer Markus Anfang besuchte am 11.11. eine Karnevalsfeier - erschlich sich den Zugang mit gefälschtem Impfdokument. Ein kriminelles, unsolidarisches Verhalten mit potentiell schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Doch der Fall Anfang ist kein Einzelfall. Denn auch in unserer Region versuchen sich Impfgegner mit gefälschten Dokumenten Zugang zu 2G-Veranstaltungen zu schaffen.

355 Ermittlungsverfahren alleine in Unterfranken

Laut der Polizei Unterfranken beläuft sich die Anzahl der Verfahren bezüglich gefälschter Impfausweise in Unterfranken auf 355. Und inmitten der vierten Pandemiewelle wechseln viele auf 2G-Zugangsbeschränkungen. Dementsprechend mehr muss kontrolliert werden. Doch wie funktioniert das eigentlich? „Sobald sich ein Verdacht auf einen falschen Impfausweis ergibt, muss natürlich genauer hingeschaut werden. Auch die Ausweisdokumente der kontrollierten Person geraten dann nochmal in den Fokus. Im Zweifelsfall wird der Impfpass natürlich sichergestellt, bis geklärt ist, ob es sich um eine Fälschung handelt“, erklärt Kriminaloberkommissar Maximilian Basser. „Doch die meisten Kontrollen sind innerhalb weniger Minuten erledigt.“

Strafen bis zu zwei Jahren
„Ich empfinde das als ein absolut verantwortungsloses und gefährliches Verhalten“, schimpft Dirk Federlein. Der Filialleiter der easyApotheke in Mainaschaff hat kein Verständnis. Er berichtet von täglich mehreren potentiellen Fälschungen. Den Anteil der Verdachtsfälle beziffert er auf 10 Prozent pro Tag. „Das war schon fast ein Sport, wie gut man das hinkriegt.“. Auf Vorschlag der künftigen Bundesregierung, ist nun immerhin auch der Gebrauch „im Rechtsverkehr“ strafbar. Und auch die Vorbereitung einer Fälschung ist nun strafbar. Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren sind möglich. Doch trotz dieser gesetzlichen Nachschärfung, bleibt das Problem bestehen. „Der Haken an der Sache ist, dass unser Personal zwar sehr häufig Verdachtsfälle erkennt, doch den Beweis zu erbringen, dass es sich um eine Fälschung handelt, ist schwierig und zeitaufwendig“, berichtet der Apotheker. Eine Möglichkeit ist, die jeweilige Impfstelle zu kontaktieren, doch da steht oft der Datenschutz im Weg. Inzwischen wird versucht, sich die Chargenbezeichnung durchgeben zu lassen und zu fragen, ob an dem Tag überhaupt geimpft wurde.

„Gesundheit der Gäste steht im Mittelpunkt“
Vor diesem Problem steht auch Kassra Adloo, der Geschäftsführer des Restaurant „AschaffenBURGER “Wir verwenden wir noch die App ‚Covid-Pass-Control‘. Damit können sämtliche QR-Codes gecheckt werden“, erzählt Adoo. „Oftmals sind es die gedruckten Impfausweise, die gefälscht werden. Da achten wir sehr genau drauf. Manchmal fehlt dann einfach der Text auf der Rückseite des Dokuments.“ Sein Laden ist aber bislang verschont geblieben. „Wir kontrollieren nicht nur, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist, sondern auch weil die Gesundheit unserer Gäste im Mittelpunkt steht.“

Datenschutz darf kein Hindernis sein
Doch aufgrund der noch immer andauernden vierten Pandemiewelle, werden Kontrollen und 2G-Zugangsbeschränkungen weiter nötig sein. Und somit bleibt auch die Gefahr möglicher Fälschungen weiter hoch. Um den Tätern schneller auf die Schliche zu kommen, muss der Austausch mit den Impfzentren besser werden. Datenschutz darf kein Hindernis sein, wenn es um die Überprüfung vorgezeigter Impfdokumente geht. Es geht um die Gesundheit aller, dementsprechend schnell muss auch gehandelt werden.

KW48 Impfausweise Aschaffen BURGER1
Kassra Adoo, Geschäftsführer des AschaffenBURGER
KW48 Impfausweise Polizei1
Kriminaloberkommissar Maximilian Basser
KW48 Impfausweise Apotheke1
Ärgert sich über falsche Impfpässe: Apotheker Dirk Federlein