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Der Untermain im Handball-Fieber!?

15.01.2023, 06:30 Uhr in News
Titelbild 5

BAYER.UNTERMAIN. (mg).Nachdem die deutsche Männer-Handballnationalmannschaft am Freitag gegen Katar ins Turnier gestartet ist, steht heute die zweite Partie gegen Serbien an. PrimaSonntag hat vor der Weltmeisterschaft mit Handballern und Experten aus der Region über den aktuellen Stand des Sports bei uns und über die Erwartungen an die deutsche Mannschaft gesprochen

„Ich habe jetzt nicht unbedingt gemerkt, dass das Interesse im Umfeld groß angestiegen ist. Aber das liegt, glaub ich auch daran, dass man im Handball jetzt jedes Jahr so ein großes Turnier hat“, äußert sich Andi Kunz, ehemaliger Handballprofi und heute Trainer bei seinem Jugendverein TV Kirchzell. „Nichtsdestotrotz schaue ich natürlich gespannt zu und fiebere mit.“ So geht es auch seinem ehemaligen Teamkollegen aus einem Nachbarland: Heiko Grimm begann seine Karriere auch beim TV und ist heute nicht nur Trainer, sondern auch sportlicher Gesamtleiter beim Schweizer Verein HSC Kreuzlingen. Der ehemalige Spielmacher sieht Deutschland nicht unbedingt in der Favoritenrolle: „Das Erreichen des Halbfinals wäre ein tolles Ergebnis. Wir sollten aber bescheiden bleiben. Die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass wir nicht absolute Weltspitze sind.“ Laut Grimm fehlt es der Nation an der individuellen Klasse: „Wir haben keine Ausnahmekönner - wie andere Nationen - und müssen unbedingt unsere Ausbildung überdenken und mehr Wert auf die Individualität der Spieler legen.“ Auch Kunz sieht die Stärken der Mannschaft eher in der Geschlossenheit des Teams. „Es lässt sich aber nur sehr schwer prognostizieren, wie wir abschneiden werden, weil das Feld so eng besetzt und die Leistungsdichte so hoch ist - das Viertelfinale kann man schon erreichen, es ist aber kein Selbstläufer.“ Eine Nation, deren beste Zeit auch schon etwas länger zurückliegt, ist Kroatien. Und der Zufall will es, dass Kroatiens Rekordspieler auch Trainer des TV Großwallstadt ist: Igor Vori. Trotz der Misserfolge seiner Heimat zählt er seine Landsmänner zum erweiterten Favoritenkreis. „Auch Deutschland hat eine junge Mannschaft, bei denen einige wichtige Spieler fehlen. Ich glaube es wird schwer, aber sie können eine Überraschung für jeden Gegner sein - eine super Truppe mit einem super Trainer.“

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Andreas Kunz
KW02 Sport4
Heiko Grimm
KW02 Sport5
Igor Vori

Euphorie ist abhängig vom TVG

Die Vorfreude in der Region auf solche Turniere würde laut Kunz steigen, wenn der Handball am Bayerischen Untermain wieder erfolgreicher werden würde. „ Da steht und fällt, glaube ich, alles mit dem TVG. Uns fehlt, im Vergleich zu vor zehn Jahren, ein Flaggschiff in der ersten Liga - aber Großwallstadt mausert sich ja gerade zurück und arbeitet sich Stück für Stück nach oben.“ Genau hier setzt auch Ex-Mitspieler Grimm an, der den TV Kirchzell und die Wällschter noch regelmäßig verfolgt: „Allgemein muss man leider sagen, dass es in der Region weniger Topteams gibt als noch vor zehn Jahren.“ Auch viele kleinere Vereine in der Region seien sehr interessant, doch auch hier merke man natürlich, dass Kinder fehlen. „Bei der Nachwuchsarbeit sind die Leistungszentren der Topvereine uns noch weit voraus, wobei die internationalen Vereine da noch mal ein paar Schritte weiter sind. Wenn du hier wieder einen Erstligist haben solltest, bleiben die Talente vielleicht auch eher hier.“ Aktuell gehen die Top-Talente der Region eher zu den Vereinen im hessischen Grenzgebiet oder gar zu den Topclubs der 1. Bundesliga.

Europameister
Grimm und Günther

Eines dieser Talente, das nicht mehr in der Region spielt, ist Max Günther. Der Mainaschaffer mit TVG-Vergangenheit spielt aktuell in der A-Jugend der Füchse Berlin und konnte schon zahlreiche Errungenschaften zu seiner Vita hinzufügen - die Größte war für ihn der Gewinn der Bronzemedaille bei der U18-Europameisterschaft: „Das war natürlich ein super Gefühl. Es war eine Ehre, sein eigenes Land vertreten zu dürfen.“ Die Unterstützung seiner Familie und Freunde ist ihm immens wichtig. „In den Ferien komme ich immer nach Hause um abzuschalten und meine Freunde zu sehen.“ In seinem Umfeld spürt man den Hype um die WM auf jeden Fall: „Es ist wichtig, jetzt eine gute WM zu spielen, um dann selbstbewusst in die Heim-EM im kommenden Jahr zu gehen.“ Für ihn kann Deutschland eine Überraschungsmannschaft sein. „Klar, sind wir kein Favorit, aber nach der guten Vorbereitung können wir weit kommen, wenn wir konstant Leistung bringen.“ Heiko Grimm hat es in seiner DHB-Karriere ziemlich weit gebracht: Vize-Weltmeister 2003 und Europameister im Jahre 2004 darf er sich nennen. „Es ist natürlich eine große Ehre, damals zu den Besten der Welt gehört zu haben. Das ist schon ein wenig her, aber es ist immer noch unbeschreiblich - wir waren damals extrem fokussiert und haben in jeder Sekunde versucht, unser Bestes zu geben.“ Genau das wird auch die DHB-Truppe am Sonntag tun, mit Serbien hat man den nächsten Brocken vor der Brust, den man aus dem Weg räumen muss, um eine erfolgreiche Weltmeisterschaft zu gestalten. Um 18 Uhr startet die Partie, die Region sitzt auf jeden Fall gespannt vor dem Fernseher und drückt die Daumen.

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Max Günther Foto: Rene Weiss