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Diese Idee stinkt zum Himmel!

21.08.2022, 07:30 Uhr in News
KW33 Furz 1
Bauer Dieter Schandel mit seinen Kühen

BAYER. UNTERMAIN (jm).Bei dieser Aussage platzte nicht nur den deutschen Landwirten der Kragen. Dirk Messner, Chef des Umweltbundesamtes, schlug eine CO2-Abgabe für gehaltene Kühe vor - eine „Furz-Steuer“. Neben Trockenheit und steigender Bürokratie ist es für die Kuhbauern der nächste Nackenschlag. In PrimaSonntag nehmen Betroffene und Experten Stellung zu der stinkenden Debatte.

„Es fühlt sich beschissen an“, berichtet Dieter Schandel aus Großwallstadt. Er führt den Sonnenhof seit mehr als 15 Jahren. Zuvor hatte sein Vater 1982 den Betrieb begonnen. „Wir haben ca. 150 Stück Vieh und betreiben auch Futter- und Ackerbau“, berichtet der 55-Jährige. Von dem Vorschlag der „Furz-Steuer“ hält er nur wenig. „Bei Tieren ist das ganz natürlich, manche Tiere haben auch Magenverstimmungen“, erklärt Schandel. „Es gibt ja auch ganz andere CO2-Schleudern.“ Aus seiner Sicht könne man schon über das Thema diskutieren, allerdings dürfe man nicht nur eine Branche miteinbeziehen. „Es gibt ja zum Beispiel auch immer mehr Haustiere, für die werden auch Futter und Behausungen produziert“, so der Kuhbauer. „Das ist alles Luxussache, hier bei den Kühen reden wir eigentlich von Nahrung.“ Nach Angaben des Umweltbundesamtes lassen sich in 2021 rund 36 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente auf die direkte Tierhaltung zurückführen, das sind rund 66 Prozent der Emissionen der Landwirtschaft und rund fünf Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands. Dabei stehen die Landwirte ohnehin schon in den letzten Jahren vor großen Hürden. Ein bedeutender Punkt: die steigende Bürokratie. „Langsam braucht man fast jemanden im Büro“, klagt der Großwallstädter. „Aber wie will man das bezahlen.“ In diesem Jahr haben die Kuhbauern zwar gute Preise, allerdings gibt es dieses Jahr auch eine schlechte Ernte. „Die Meinung der Landwirte muss auch mal ernst genommen werden:“ Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt ist für den Bayerischen Untermain zuständig. „Die Reaktion der Landwirte auf den Vorschlag der Einbeziehung von Kühen in die CO2-Besteuerung halten wir für gerechtfertigt“, erklärt Bernhard Schwab, Bereichsleiter Landwirtschaft. „Die Sachlage ist weitaus komplexer, als dass sie sich für eine derartige Forderung eignet.“ Kühe, wie auch andere grasfressende Tiere, verwerten Grünlandaufwüchse und halten die Landschaft offen. Ohne diese Tierhaltung würden weite Bereiche der Kreise Aschaffenburg und Miltenberg verbuschen und langfristig eine Bewaldung stattfinden. „Die Viehhaltung in Form der Beweidung trägt zum Humusaufbau auf Grünland bei“, erläutert Schwab. „Darin ist CO2 gespeichert und die Bodenfunktionen, wie die Wasserspeicherfähigkeit, werden verbessert.“

Wenig Widerstandsmöglichkeiten

Aber wie können sich die Landwirte gegen eine solche Auflage wehren? „Das einfachste wäre, wenn wir eine Zeit lang unsere Ställe zumachen, dann würden die Verbraucher aufwachen“, erklärt Schandel. „Aber wo sollen wir mit den Produkten hin?“ Vor einigen Wochen hat beispielsweise das Bodenpersonal der Lufthansa gestreikt. „In der Landwirtschaft geht so etwas eben nicht.“

KW33 Furz 2