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Echte Freiheit oder "Freedumm" Day?

27.03.2022, 06:00 Uhr in News
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BAYER. UNTERMAIN (mz). Über zwei Jahre ist es mittlerweile her, da ging Deutschland in den ersten Lockdown. Seitdem hat sich unser Leben in fast allen Bereichen auf den Kopf gestellt. Maskenpflicht und Abstandsregeln sind mittlerweile Alltag. Und auch drastische Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperre galten viele Monate. Alles, um die Pandemie irgendwie in Schach zu halten. Doch damit ist bald Schluss. Die meisten Corona-Maßnahmen sollen ab dem 2. April fallen. Kann das gut gehen?

„Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst.“ Mit diesen Worten richtete sich die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel am 18. März 2020 per Fernsehansprache an die Deutschen. Spätestens an diesem Tag war allen klar, wie sehr das Corona-Virus unser Leben beeinflussen und auch beschränken sollte. Das zuerst in China zirkulierende Virus kam nach Deutschland und mit ihm drastische Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Schulen, Einzelhandel, Gastronomie - alles musste schließen. Die Devise: Wir bleiben zuhause! Da sich die meisten an die Beschränkungen hielten, öffneten nach und nach wieder Bereiche des öffentlichen Lebens. Um trotzdem Infektionen zu vermeiden, galt ab dem 27. April 2020 in Innenräumen die Maskenpflicht. Doch wer gedacht hatte, das Schlimmste war nach dem Frühjahr überstanden, sah sich getäuscht. Im Dezember wurden aufgrund steigender Infektionszahlen erneut viele Einrichtungen geschlossen. Der Lockdown zog sich bis in das Frühjahr des vergangenen Jahres. Seitdem stehen uns zwar Impfstoffe zur Verfügung, doch auch immer mehr, teils gefährlichere Virusvarianten, erschwerten die Pandemiebekämpfung. Omikron ist die bisher zwar ansteckendste, aber auch eine eher milde Variante des Virus. Die Infektionszahlen schießen weiter nach oben, doch die Krankenhausbelastung bleibt stabil. Nun sollen die meisten Corona-Beschränkungen fallen.

2G und 3G-Regeln fallen weg

Eigentlich war der „Freedom Day“ schon für den 20. März angekündigt, doch aufgrund einer hohen Anzahl an Neuinfektionen wurde dieser Tag nochmal zwei Wochen nach hinten geschoben. Nun soll es also am 2. April soweit sein. Doch was gilt dann eigentlich? Nach aktuellem Stand würden in unserer Region die 2G- und 3G-Zugangsregeln entfallen. Und auch die Maskenpflicht würde dann nur noch in medizinischen Einrichtungen sowie in Bus und Bahn gelten. In Alten- und Pflegeheimen bleibt zudem noch die Testpflicht. Damit wäre auch Einkaufen ohne Maske wieder möglich. Doch die bayerische Staatsregierung hat Bedenken. Gesundheitsminister Klaus Holletschek (CSU) wollte sich nicht festlegen, ob die Maßnahmen nicht doch über den 2. April hinaus verlängert werden. Dann müsste die „Hotspot-Regelung“ greifen. Regionen, in denen eine Überlastung des Gesundheitswesens droht, könnten dann zum „Hotspot“ erklärt werden. Kritik gibt es an den bürokratischen Hürden und ungenauen Vorgaben der Regelung.

Gastwirte können selbst entscheiden

Der bayerische Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) begrüßt den nahenden Wegfall der meisten Corona-Beschränkungen. „Wir brauchen endlich wieder Normalität“, sagt Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer von Dehoga Bayern. Wer sich noch zu unsicher fühlt, kann von seinem Hausrecht Gebrauch machen und einzelne Maßnahmen wie die Maskenpflicht verlängern. Seitens des Verbandes wird es keine offizielle Empfehlung geben. „Das hängt natürlich auch von der jeweiligen Zielgruppe ab. Habe ich eher ältere Gäste, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Betriebe die Maßnahmen auch verlängern.“ Trotzdem freut sich auch Geppert auf einen Gaststättenbesuch „wie früher“. „Trotzdem wird es noch Jahre dauern, bis wir wieder Normalität erreichen. Viele Betriebe haben Rücklagen aufgebraucht und sind hochverschuldet.“

"Freedom Day kontraproduktiv"

Während die einen sich also auf den Wegfall der Maßnahmen freuen, sorgen sich andere um die Konsequenzen eines „Freedom Day“. Virologe Martin Stürmer sieht Österreich als warnendes Beispiel.“ Die haben die Maskenpflicht erst abgeschafft, nur um wenige Wochen später sie wieder einzuführen.“ Der „Freedom Day“ als Bumerang? „Ich halte den Wegfall der meisten Maßnahmen für verfrüht. Wir befinden uns mitten in einer Infektionswelle der Omikron-Untervariante BA.2. Die pure Masse an Infektionen sorgt auch wieder für mehr Einweisungen auf den Intensivstationen“, warnt der Virologe. Auch die Maskenpflicht in Innenräumen solle beibehalten werden. Wenn sie alle tragen, sei dies ein sehr effektives Mittel. „Man kann sich zwar überlegen, ob man das den ganzen Sommer durchhalten muss, aber die Maskenpflicht ist ein ganz wichtiger Faktor, den wir erstmal beibehalten sollten.“

Wie sehen das die Menschen in unserer Region? Verschwindet die Maske aus unserem Alltag, wenn die Pflicht, sie zu tragen, entfällt? Und werden wir uns wieder, wie vor der Pandemie, ganz selbstverständlich die Hand geben? Wir haben PrimaSonntag-Leser gefragt:

Dieter Klemnitz aus Aschaffenburg: „Ich finde es gut, dass die meisten Beschränkungen jetzt fallen. Wir brauchen wieder etwas Normalität. Trotzdem würde ich im Supermarkt erstmal weiter Maske tragen - einfach zur Sicherheit.“

Jürgen Heidenreich aus Alzenau: „Die Maßnahmen sollten erstmal weitergehen, ansonsten stecken wir uns alle an. Den Handschlag habe ich mir eh schon abgewöhnt.“

Meike Knirsch aus Großostheim: „Das ist für mich einfach der falsche Zeitpunkt. Die Maßnahmen sollten erstmal weitergehen. Und auch nach dem 2. April werde ich auf den Handschlag verzichten. Wenn sich das mal überlegt, ist das ganz schön eklig.“

Peter Stock aus Aschaffenburg: „Zumindest teilweise können wir auf die Maßnahmen verzichten. Aber Maskenpflicht sollte auf jeden Fall erstmal beibehalten werden.“

Hanna Schmidl aus Karlstein: „Man kann den Menschen ohne Maske wieder ins Gesicht schauen, das macht alles einfach persönlicher. Aber ich glaube, das mit dem Händeschütteln ist durch Corona ein bisschen ausgestorben“

Niklas Bergmann aus Daxberg: „Es macht mir nichts aus, eine Maske zu tragen, aber ich würde sie dann nicht mehr aufziehen. Das fühlt sich dann schon ein Stück mehr nach Normalität an.“

Martina Arnold aus Aschaffenburg: „Ich würde sie nicht mehr aufziehen, weil das alles Schwachsinn ist. Die Maske mag ja drinnen ihren Zweck haben, aber wir brauchen Normalität.“

Linus Hefner aus Daxberg: „Man kann sich darüber streiten, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Trotzdem würde ich die Maske, denke ich, nicht mehr tragen.“

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Dieter Klemnitz aus Aschaffenburg
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Jürgen Heidenreich aus Alzenau
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Meike Knirsch aus Großostheim
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Peter Stock aus Aschaffenburg
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Hanna Schmidl aus Karlstein
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Niklas Bergmann aus Daxberg
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Martina Arnold aus Aschaffenburg
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Linus Hafner aus Aschaffenburg