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Haben unsere Märkte noch eine Zukunft?

19.02.2023, 06:00 Uhr in News
KW7 Wochenmarkt 2

ASCHAFFENBURG/KLEINOSTHEIM (mz). Für viele ist es die traditionelle und liebgewonnene Anlaufstelle für Lebensmittel aller Art - der Wochenmarkt. Auch bei uns gibt es zahlreiche, doch alle eint die Sorge vor der Zukunft. Angesichts von gestiegenen Einkaufspreisen sowie hohen Standgebühren, fragen sich viele Betreiber, ob sich der Handel überhaupt noch lohnt. Erleben wir momentan den schleichenden Niedergang unserer Wochenmärkte? Wir haben uns auf dem größten regionalen Wochenmarkt in Aschaffenburg umgehört.

Frische Produkte aus der Region, wohin das Auge reicht - nirgendwo kriegen wir so viel Appetit wie auf Wochenmärkten. Doch das Bild des gemütliche Schlenderns und Einkaufens unter freiem Himmel erhält immer mehr Risse. Pandemiebedingte Einschränkungen, Preisexplosionen und Energiekrise - die großen internationalen Probleme machen auch vor unseren Wochenmärkten nicht Halt. Nicht nur die Händler stöhnen unter den gestiegenen Preisen, auch viele Kunden kaufen deutlich weniger als in Vor-Krisen-Zeiten. Eine Mischung, die für einige Händler existenzbedrohend werden könnte.

KW07 Wochenmarkt 2
Jochen Grimm auf dem Aschaffenburger Wochenmarkt

Personalmangel größtes
Problem
Für Jochen Grimm liegt die Krise vor allem im Personalmangel begründet. Grimm, der Sprecher der Wochenmarktinitiative, ist seit 2012 auf dem Markt aktiv und betreibt dort die Fischerei Grimm. „Seit mittlerweile zwei Jahren finden wir nicht mehr das Personal, das wir benötigen, um unsere Betriebe zu führen und weiterzuentwickeln. Für Aschaffenburg haben wir derzeit 30 vakante Vollzeitstellen.“ Zusätzlich Sorgen bereiten regionale Besonderheiten. „Die Parksituation ist nicht gut, die Leute finden keine geeigneten Parkplätze in der Nähe des Wochenmarktes. Dazu kommt, dass wir mit der Umweltstraße keinen wirklichen Fürsprecher der Märkte haben.“ Zahlreiche Probleme, die die Händler hier beschäftigen -existenzgefährdend seien sie aber nicht. „Mir macht Hoffnung, dass wir hier viele junge Familien als Kunden haben. Diese Menschen legen Wert auf frische regionale Produkte.“

KW07 Wochenmarkt 1
Birigt Marx verkauft seit Jahrzehnten Obst und Gemüse

„Wir brauchen wieder
das Marktfest“

Auch deswegen ist sich Grimm sicher: „Der Wochenmarkt hat eine Zukunft“. So sieht das auch Birgit Marx. „Wir haben Produkte von Selbsterzeugern, die findet man in Supermärkten eben nicht so leicht.“ Seit nunmehr vier Generationen verkauft die Familie auf dem Aschaffenburger Wochenmarkt Obst und Gemüse - ein echter Traditionsstand. Damit diese Tradition auch in Zukunft besteht, sind neue Impulse nötig. „Wir sind gefordert mit Ideen, Neukunden zu gewinnen. Wir reagieren u.a. mit einer verbesserten Angebotsbreite, doch es braucht auch die Unterstützung der Stadt.“ Zwischen Markt und Stadt gebe es zwar einen kontinuierlichen Austausch. „Schon jetzt haben ältere Kunden Probleme mit der Verkehrsanbindung rund um den Markt.“ Generell, so sieht es Marx, muss wieder mehr auf die Kunden zugegangen werden. „Wir wollen mehr in die Werbung reingehen und Aktionen wie das Marktfest durchführen.“ Diese Probleme kennen sie auch in Kleinostheim am Wochenmarkt. „ Leider hat ein Metzger seinen Marktstand zuletzt aufgrund von Mangel an Fachpersonal einstellen müssen“, berichtet der Kleinostheimer Marktleiter Peter Keil. Doch abseits der generellen Probleme, macht der Kleinostheimer Markt Hoffnung. „Wir können bisher keinen dramatischen Besucherrückgang verzeichnen.“ Damit der Markt auch in Zukunft Erfolg hat, stehen für Keil einige große Zukunftsthemen ganz oben auf der Agenda. „Viele junge Menschen entdecken den Wochenmarkt für sich. Gerade das Thema Nachhaltigkeit ist ein großes Thema. Und der Wochenmarkt steht eben für Regionalität und Nachhaltigkeit. Trotz der aktuell schwierigen Zeiten für einige regionale Wochenmärkte: Leidenschaft und Engagement der Markthändler ist ungebrochen.

KW07 Wochenmarkt 5
Magarethe Zenker aus Schweinheim

„Ich kaufe eigentlich ein wie immer - hier auf dem Wochenmarkt gibt es ja auch alles. Ich gehe einmal in der Woche auf den Wochenmarkt - natürlich wegen der frischen Produkte, aber auch wegen der Atmosphäre.“

KW07 Wochenmarkt 6
Ingrid und Bernhard Ebert aus Schöllkrippen

„Wir haben unser Kaufverhalten nur wenig geändert - sind ja auch nur zwei Personen. Auf dem Wochenmarkt gibt es halt immer schön frisches Gemüse. Uns ist wichtig, dass wir das regionale Angebot auch fördern.“

KW07 Wochenmarkt 7
Chrystéle Baritaud aus Kleinostheim

„Ich gehe schon etwas seltener auf den Wochenmarkt - und das obwohl die Atmosphäre und die vielen frischen Produkte sehr schätze.“

KW07 Wochenmarkt 8
Maria Breul aus dem Kahlgrund

„Wenn ich mal in Aschaffenburg bin, gehe ich sehr gerne auf den Markt und kaufe jetzt noch so ein wie früher. Man hat einfach das Gefühl, dass das hier keine kommerzielle Ware ist, sondern halt frische Bio-Produkte. “