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Hitzige Gemüter im Schießanlagen-Zoff!

27.03.2022, 07:00 Uhr in News
KW12 Schiessanlage 4
Dieter Wahl und Monika Wolf-Pleßmann vor dem Wall an der Schießanlage.

MILTENBERG-MAINBULLAU (mz). Sie sind auf den ersten Blick kaum zu erkennen, doch die Gefahr, die von ihnen ausgehen könnte, ist groß. Im Waldgebiet an der Schießanlage des Bayerischen Jagdschutzvereins (BJV) im Miltenberger Stadtteil Mainbullau liegen Unmengen an Bleischrot. Nun ist die Angst groß, dass das Blei auch ins Grundwasser geraten könnte.

Der Ärger über die Mainbullauer Schießanlage ist groß. Bereits seit 1971 betreibt der Bayerische Jagdschutzverein Miltenberg (BJV) einen Wurfscheibenschießstand - und das mitten in der Schutzzone des Naturparks Bayerischer Odenwald. 40 Tonnen Bleischrot und 450.000 Wurfscheiben wurden seitdem in den offen zugänglichen Wald geschossen, so die Schätzungen. Um dem entgegenzuwirken, wurde bereits im Jahr 2008 seitens des Umweltministeriums und dem BJV Miltenberg ein 17 Meter hoher Erdwall errichtet. Doch der Erfolg dieser Maßnahme scheint überschaubar zu sein. Nun setzt sich der BJV zur Wehr. „Der BJV ist Gründungsmitglied im Naturpark Odenwald. Seit Bestehen der Schießanlage wurde noch kein Schuss abgegeben, welcher behördlich nicht genehmigt war“, stellt Ralph Keller, der Vorsitzende des BJV Miltenberg, klar. „Herr Dr. Wahl hatte nebst Gesinnungsgenossen schon vor Jahren Behauptungen zur Schießanlage und dem damit einhergehenden Schrotfang-Wallbau in die Welt gesetzt, welche sich allesamt im Nachhinein als unhaltbar erwiesen haben.“

Wer entsorgt den Müll?

„Auch heute noch befindet sich hinter dem Wall dorthin geschossenes Bleischrot in erheblichen Mengen“, kritisiert dagegen Dieter Wahl. Er engagiert sich seit 2013 in der Bürgerinitiative „Bleifreier Naturpark“. Ihre Forderung: Der mit giftigem Bleischrot und Wurfscheibenresten belastete Waldboden muss endlich saniert werden. Aus Sicht der Bürgerinitiative ist die Sache klar: Verursacher des Mülls ist der BJV. An ihm liege es nun, die Schrote und Wurfscheibenreste vollständig zu entsorgen. Doch der BJV weigert sich bisher. „Hierbei handelt es sich um Altlasten, welche bereits schon vor der Errichtung der Schießanlage vorhanden waren. Außerdem haben wir schon vor Jahren auf bleifreie Schrotmunition umgestellt“, erklärt Keller. Doch die Bürgerinitiative zeigt sich davon unbeeindruckt. „Wir haben es seitens des BJV immer wieder mit abenteuerlichen Ausreden und geschickten juristischen Verfahrensmitteln zu tun“, beklagt Wahl.

Sorge um Grund- und Trinkwasser

Je länger der Streit andauert, desto größer wird auch die Sorge, dass die Gifte im Grund- und Trinkwasser ankommen. Denn: Bleischrot besteht aus giftigem Blei, Arsen und Antimon. Das Bleischrot zersetzt sich im Laufe der Zeit und gibt die Stoffe an den Boden ab. „Eine Untersuchung des Landratsamtes Miltenberg hatte festgestellt, dass die Grenzwerte für Bleischrot weit überschritten sind. Es besteht die reale Gefahr, dass die ausgewachsenen Gifte im Grund- und Trinkwasser ankommen“, sagt Dieter Wahl. Auch Rüdenaus Bürgermeisterin Monika Wolf-Pleßmann ist besorgt. „Wir sind sehr froh, dass das Blei bisher nicht im Grundwasser der Gemeinde angekommen ist. Doch das ist kein Dauerzustand. Wir wissen nicht, wo das alles hinfließt.“

Keine Lösung in Sicht

Eine Lösung des Konflikts ist erstmal nicht in Sicht. Gespräche zwischen dem BJV und der Bürgerinitiative gibt es nicht. Auch das inzwischen seit neun Jahren laufende Verfahren zwischen dem Miltenberger Landratsamt und dem BJV komme nur schleppend voran, so der Vorwurf. Für Ralph Keller ist das „unangebrachte Polemik gegenüber dem Landratsamt“. „Wir stehen mit den Behörden in ständigem Austausch und suchen gemeinsam nach praktikablen und vernünftigen Lösungen.“ Wie aber das gefährliche Eindringen des Bleis in das Grund- und Trinkwasser noch verhindert werden kann, ist weiter völlig unklar.

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Auch größere Wurfscheibenteile finden sich im Wald.
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BJV-Vorsitzender Ralph Keller verteidigt die Schießanlage.
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Nahe der Schießanlage sammeln sich viele Bleischrotkugeln