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Herrscht Ebbe unterm Weihnachtsbaum?

04.12.2022, 06:00 Uhr in News
Ebbe unterm Weihnachtsbaum

ASCHAFFENBURG (mz). Normalerweise ist Weihnachten ja der perfekte Anlass, um seine Liebsten reich zu beschenken. Doch in Zeiten von Energiekrise und Inflation könnte das Fest dieses Jahr deutlich sparsamer ausfallen. Wer auf’s Geld achtet, muss das wohl auch an Heiligabend machen. Verlierer dieser Entwicklung ist der Einzelhandel, der nun um das so wichtige Weihnachtsgeschäft bangt.

Weihnachten ohne Geschenke? Eigentlich unvorstellbar! Doch immer mehr Menschen denken darüber nach, bei Weihnachtsgeschenken dieses Jahr den Gürtel enger zu schnallen. So steht wohl bei einigen ein eher bescheidenes Weihnachtsfest vor der Tür. Dabei sollte doch für den Einzelhandel nach zwei verlustreichen Corona-Jahren mit dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft eigentlich das große Comeback gelingen. Doch nun kamen Energiekrise und Inflation…

Guter Start trotz
schlechter Vorzeichen

Die Sorgen treiben auch Volker Wedde um. Er ist Bezirksgeschäftsführer des bayerischen Handelsverbands Unterfranken. „Klar ist: Der Einzelhandel hat eine sehr schwierige Zeit hinter sich und steckt momentan in einer sehr schwierigen Zeit. Trotzdem merken wir, wie sehr die Menschen - insbesondere nach der Pandemie - den Einzelhandel schätzen. Und diese starke Kundenbindung scheint sich nun auch im Weihnachtsgeschäft bemerkbar zu machen. Denn während bundesweit die Adventszeit meist schleppend anlief, zeigten sich viele unterfränkische Händler mit dem ersten Adventswochenende zufrieden. „Viele Rückmeldungen von den Händlern waren durchaus positiv. Wobei man immer sehen muss, dass wir uns weiterhin in einer Krisensituation befinden.“

Die Krise ist
noch nicht vorbei

In den vergangenen knapp drei Jahren wurde der Einzelhandel schwer gebeutelt. Umso größer ist die Hoffnung auf das jetzige Weihnachtsgeschäft. „Unsere Umsätze, auch in den Sommermonaten, waren gut, wenn auch noch unter Corona-Niveau.“ Grund zum Optimismus sieht Wedde zudem in den jüngsten politischen Entscheidungen. „Ich denke, dass die Nachricht über die Energiekostenzuschüsse und die leicht sinkende Inflation dafür sorgen, dass es noch etwas anzieht in den kommenden Wochen.“ Und während der Einzelhandel auf größere Kauflaune vor den Weihnachtstagen hofft, sehen andere das sehr kritisch.

Sparen an Weihnachten -
ein Zukunftsmodell?
Zu diesen kritischen Stimmen gehört auch Regina Hinterleuthner von der bayerischen Caritas. Sie arbeitet als Schuldenberaterin und hat mit den Menschen zu tun, die sich in der Weihnachtszeit womöglich finanziell übernehmen. „Es gibt natürlich einen sozialen Druck. Man will die Kinder ja nicht enttäuschen.“ Trotzdem glaubt Hinterleuthner nicht daran, dass sich viele Menschen verschulden. „Die meisten werden so vernünftig sein, sich nicht kopflos zu verschulden. Wir bereiten uns jetzt eher mit großer Sorge auf das kommende Frühjahr vor.“ Ein eher bescheidenes Fest sieht sie eher als Chance. „Kann ich den Kindern nicht irgendwas anders bieten? Dass man etwas zusammen unternimmt. Manchmal tun es auch Kleinigkeiten.“

Auch Diakonie hofft
auf Umdenken
Wolfgang Gose von der Diakonie Aschaffenburg blickt dagegen eher sorgenvoll auf die aktuelle Situation. „Viele können jetzt ganz schnell Richtung Bedürftigkeit rutschen. Insbesondere die, die knapp oberhalb von Sozialtransferleistungen, also sogenannte Schwellenhaushalte, liegen.“ Auch er hofft auf ein Umdenken in der Gesellschaft, hin zu mehr Sparsamkeit, auch an den Festtagen. Glaubt er, dass ein sparsames Weihnachten die Sicht der Menschen auf das Fest ändert? „Ich hoffe es.“

KW48 Weihnachtsgeschenke 8
Volker Wedde, Bezirksgeschäftsführer des HBE Unterfranken
KW48 Weihnachtsgeschenke 9
Regina Hinterleuthner arbeitet als Schuldenberaterin.
KW48 Weihnachtsgeschenke 10
Wolfgang Gose von der Diakonie Aschaffenburg

Das sagen unsere Leser:

„Wir wollen uns eigentlich nichts schenken. Das haben mein Mann und ich schon letztes Jahr beschlossen.“

KW48 Weihnachtsgeschenke 1
Gerti Peters aus Karlstein

„Die Geschenke werden ein bisschen kleiner dieses Jahr. Wir haben ein bestimmtes Budget und das halten wir auch ein."

KW48 Weihnachtsgeschenke 2
Helmut Paradies aus Aschaffenburg

„Bei uns gibt es dieses Jahr keine Weihnachtsgeschenke mehr. Wir beschränken uns da auf kleine Geldbeträge, denn wir wissen ja nicht so richtig, was die Kinder wollen.“

KW48 Weihnachtsgeschenke 3
Helga Wüst aus Aschaffenburg

„Wir geben weiterhin Geld aus für Weihnachtsgeschenke und wir wollen mit dieser Tradition nicht brechen. Das ist das Letzte, was uns ja noch bleibt, unseren Liebsten etwas Gutes zu tun.“

KW48 Weihnachtsgeschenke 4
Heinrich Büddemann aus Aschaffenburg

„Ich spare auch, aber nicht wegen der Energiekrise. Ich schenke generell wenig und so wird es auch dieses Jahr sein.“

KW48 Weihnachtsgeschenke 6
Sven Olaf Bender aus Mainaschaff

„Mein Mann bekommt immer ein Buch und ich bekomme ein Parfüm. Das ist alles! Wir müssen uns wegen der Krise nicht beschränken, uns geht es noch sehr gut. Aber ich kann mir vorstellen, dass viele im Supermarkt darauf achten müssen, was sie kaufen.“

KW48 Weihnachtsgeschenke 7
Inge Beier aus Alzenau-Wasserlos