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Hilfe, wir trocknen aus!

21.08.2022, 07:30 Uhr in News
KW33 Duerre


BAYER. UNTERMAIN (mg). Seit Wochen gleicht das PrimaSonntag-Land einer Wüste. Die Sonne brennt vom Himmel und vom Regen sieht man wenig bis gar nichts. Darunter leiden nicht nur wir Menschen, sondern auch die Vereine, die Unternehmen, die Natur und unsere Tiere. Die grünen Felder, die unsere schöne Landschaft prägten, haben sich in ein tristes Meer aus braunen Wiesen und vertrockneten Pflanzen verwandelt. Vielerorts wurde zum Wassersparen aufgerufen, in Stadt und Kreis Aschaffenburg wurde eine Entnahme aus Flüssen und Bächen verboten. Wie soll das noch weitergehen?

Der Klimawandel macht sich bei uns aktuell so bemerkbar wie noch nie zuvor. Die Flussstände sind auf einem Tiefstand, die Regentonnen sind leer und unseren Bauern vertrocknen die Felder. Stadt und Kreis Aschaffenburg sahen sich jetzt dazu gezwungen, die Entnahme von Wasser aus Flüssen und Bächen vorerst zu unterbinden. Zumindest, wenn man keine Genehmigung vom Landratsamt hat. Einige sehen die Allgemeinverfügung kritisch - so auch Sandra Rußmann. Die Bürgermeisterin des Marktes Goldbach ist gleichzeitig Verbandsvorsitzende des Zweckverbandes zur Wasserversorgung der Aschafftal-Gemeinden. „Wenn man das Entnehmen aus Bächen verbietet, nehmen die Menschen eben Trinkwasser. Das können wir ihnen rechtlich gar nicht verbieten.“ Rußmann appelliert, genau wie viele ihrer Kollegen, an die Bürger Wasser zu sparen. Die Aschafftal-Gemeinden beziehen zum Teil auch Trinkwasser von den Stadtwerken. Die AVG versorgt ca. 130.000 Einwohner rund um Aschaffenburg. Knapp acht Millionen Kubikmeter Grundwasser werden jährlich aus dem Großostheimer Becken gefördert. Der Grundwasserstand sinkt zwar, aber die Ressourcen sind noch „gut vorhanden“.

Streitthema Sportplätze

„Solange die Sportplätze noch grün sind, kann es mit der Wasserknappheit nicht so schlimm sein!“ Viele Menschen fragen sich, warum sie nicht ihren Garten mit Wasser aus dem Bach bewässern dürfen, aber auf den Sportplätzen gesprengt wird. „Unsere Fußballvereine gehen da sehr restriktiv mit vor - das sieht man aber auch“, spricht Rußmann den aktuellen Zustand des Rasens an. Der VfR Goldbach und der FC Unterafferbach beziehen ihr Wasser auch aus den Bächen - mit Genehmigung. In Aschaffenburg wird den Vereinen das Wasser von der Stadt gestellt und am Ende des Jahres verrechnet. Pro Platz werden drei Bewässerungsgänge a 50-70 cm³ Wasser in der Woche vorgenommen. „Die Beregnungsintervalle werden von der Stadt je nach Bedarf festgelegt und können kurzfristig über mobile Endgeräte einzeln gesteuert werden. Dadurch sind Einsparungen jederzeit möglich. Die Vereine haben keinen direkten Zugriff auf die Beregnungsanlagen“, so Martin Völker. Laut dem Leiter des Aschaffenburger Gartenamts hat man im vergangenen Jahr ca. 10 Prozent mehr Wasser ausgebracht. „Aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht ist der Erhalt der Rasensportplätze durch eine gezielte Bewässerung sinnvoll“, sind sich Völker und Rußmann einig.

Regenschauer helfen nicht

Diese Woche hat es nach langer Zeit endlich wieder geregnet, aber nur vereinzelt. Doch diese kurzfristigen Schauer helfen nur wenig. „Wenn dieser Sturzregen auf die trockenen, harten Böden trifft, kann das Wasser kaum einsickern und es besteht die Gefahr auf geflutete Keller - in Tälern kann es sogar zu Sturzbächen und Überschwemmungen kommen“, berichtet Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. Der Alzenauer Landwirt Thomas Pörtner kann das bestätigen: „Die Regenmenge bis jetzt bringt gar nicht viel. Wir bräuchten einen durchgehend längeren Landregen damit das Wasser langsam in den Boden einsickern kann und von den Pflanzen aufgenommen werden kann.“ Viele seiner Maispflanzen sind aufgrund der Trockenheit schon fast abgestorben. Die einst so saftig grünen Felder sind Vergangenheit, doch auch unsere Wirtschaft leidet unter dem Wassermangel.

Weniger Fracht auf dem Wasserweg nach A‘burg

„In dem Umfang hab ich das persönlich noch nicht erlebt.“ Anja Bokeloh ist für die Leitung der Technik und des Betriebs im bayernhafen Aschaffenburg verantwortlich. Die meisten Schiffe kommen über den Rhein oder die Donau in den Main nach Aschaffenburg. Aufgrund der Niedrigstände der Flüsse macht sich eine Zunahme der Schiffe bemerkbar: „Wegen der Tiefgänge kann das Frachtaufkommen nicht so hoch sein wie sonst. Schiffe, die sonst 2.200, 2.800 Tonnen mitnehmen, kommen nur noch mit 400 bis 800 Tonnen.“ Für die Wirtschaft am Untermain stellt das auch neue Aufgaben. Unternehmen müssen ihre Produktion versorgen und sich deshalb, wenn noch möglich, zusätzlichen Schiffraum anmieten oder sich nach alternativen Verkehrswegen umschauen. „Ein Lkw hat maximal eine Zuladung von 20 Tonnen. Den Transport komplett auf die Straße zu verlagern, wäre natürlich ein enormer Aufwand“, schließt Bokeloh eine Umverteilung der Transportwege nicht aus.

Ungewisse Zukunft

„Es wird an manchen Orten vorübergehende Entlastung durch den Regen geben, aber das ist wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, wirft Wetterexperte Friedrich einen Blick in die Zukunft, „am Montag könnte es nochmal zu Schauern kommen, aber dann sieht es aus, als ob das nächste Hochdruckgebiet mit trockener und heißer Luft wetterbestimmend sein wird.“ Also keine Entlastung für unsere Böden und Flüsse in der näheren Zukunft. „Wir müssen abwarten, ob sich diese Wetterlage wieder stabilisiert. Ich denke, wir haben es noch nicht überstanden, wir bräuchten wochenlang Landregen, um die Situation zu entschärfen.“

KW33 Wasser 13
Der bayernhafen Aschaffenburg
KW33 Wasser 7
Anja Bokeloh (Foto: bayernhafen Aschaffenburg/Torsten Karpf)
KW33 Wetter 9
Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (Foto: DWD)