• Frequenzen: 100,4 & 99,4 & 90,8
  • Tel 06021 – 38 83 0
  • Kontakt

On Air

Jetzt anhören

„Hundehalter müssen mehr Verantwortung übernehmen“

05.06.2022, 06:00 Uhr in News
KW22 Reh

ERLENBACH (jm). Der Sommeranfang ist endlich da! Das bedeutet für uns Menschen nicht nur Sonne und Sonnenschein - für einige Wildtiere am Untermain ist jetzt auch Setz- und Brutzeit. Wenn die Tiere ihren Nachwuchs aufziehen, kann vor allem eines tödlich sein: Stress! Dadurch haben auch Spaziergänger gerade eine gesteigerte Verantwortung und müssen unser Verhalten im Wald überdenken. Eine Verpflichtung, der einige Hundebesitzer allerdings gerade wohl nicht nachkommen, wie jüngst ein Fall aus Erlenbach-Mechenhard beweist.

„Es war so gegen 6:30 Uhr am Morgen, als mich ein Anwohner aus der Erich-Korn-Straße anrief“, berichtet Udo Unkelbach. Er ist der zuständige Jagdwächter für Mechenhard. „Seine Frau hatte beim Spazieren ein totes Rehkitz auf der Straße gefunden.“ Da Unkelbach gerade mit dem Auto unterwegs war, schickte er einen erfahrenen Jagdkollegen zu besagtem Ort. „Mir kam das da schon komisch vor“, erinnert er sich. „Kitze in diesem Alter laufen nicht auf die Straße.“ Er hatte eine dunkle Vorahnung! Wenig später rief sein Kollege an. „Es handelte sich wohl um ein ungefähr acht Tage altes Rehkitz“, berichtet der Erlenbacher. Knochenbrüche hatte das Tier offenbar keine - dafür aber andere Verletzungen. „Es waren Bissspuren zu sehen!“ Kitze in diesem Alter liegen oft zum Schutz im hohen Gras. Vermutlich hatte ein Hund das Kleine im Wald oder in der Waldnähe entdeckt, gerissen und das wehrlose Tier bis auf die Straße mitgezerrt. Das hatte selbst der erfahrene Jagdwächter noch nicht erlebt. „Rehe in diesem Alter haben noch keinen Fluchtinstinkt“, erklärt Unkelbach. „Bei Gefahr ducken sie sich.“ In diesem Fall ein Todesurteil!

Jagdtrieb der Hunde

Verendete Rehe und Rehkitze hat Udo Unkelbach in den letzten Jahren schon einige gefunden. „Für die Tiere bedeuten Hunde und Menschen im Wald unglaublichen Stress. Am Tag sind kaum noch Rehe zu sehen.“ Schuld sieht der Erlenbacher allerdings nicht bei den Hunden. „Sie sind Jäger, man darf ihren Jagdtrieb nicht unterschätzen. Das ist ihr Instinkt“, erklärt Unkelbach. „Man muss hier ganz klar die Herrchen in die Verantwortung nehmen.“ Oberstes Gebot: die Vierbeiner anleinen! „Die Setz- und Brutzeit dauert von Mai bis Juni“, berichtet Unkelbach. „In dieser Zeit sollte man mit seinem Hund die Wege nicht verlassen.“ Darüber hinaus rät er, allgemein in der Morgendämmerung und bei Sonnenuntergang den Wald zu meiden. „In dieser Zeit nehmen die Tiere Nahrung zu sich.“ Udo Unkelbach hofft, dass die Spaziergänger ein besseres Gefühl für ihre Umwelt und Natur entwickeln, damit Fälle wie das kleine getötete Rehkitz in Mechenhard nicht wiederholt werden.

KW22 Reh 2