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Jagd nach Wörther Mörder geht weiter

24.04.2022, 06:00 Uhr in News
KW16 Klaus Berninger 1
Das Team von Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitagabend in Wörth
WÖRTH. (mg/mz). Die Michaelshütte am Schneesberg ist heute noch ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche aus Wörth. An einem eiskalten Dezemberabend im Jahr 1990 wurde die abgelegene Hütte aber zum Tatort: Der damals erst 16-jährige Klaus Berninger wurde hier eiskalt getötet. Der Täter bleibt bis heute unbekannt, jetzt rollt die Polizei den Fall wieder auf. Nach einer Info-Veranstaltung trudeln direkt neue Hinweise ein!

Ein grausames Verbrechen, dass eine ganze Stadt in Schockstarre versetzte: Der Fall Klaus Berninger bleibt bis heute ungeklärt. Kurz vor Heiligabend 1990 kam der Jugendliche nach einem Besuch im Rock-Pub Nachtfalter nicht mehr nach Hause. Dort wurde er auch zuletzt gesehen. Gegen 18 Uhr verließ er mit einem Bekannten das Lokal. Während sein Begleiter müde nach Hause ging, wollte Klaus noch etwas unternehmen. Was danach passiert, ist Spekulation. Die bittere Gewissheit kam vier Tage nach dem Verschwinden, als ein Spaziergänger die Leiche am Waldrand entdeckte.

Alles außer Mord verjährt

Jeder noch so scheinbar unwichtige Hinweis könnte helfen, den Mord an Klaus Berninger endlich aufzuklären. Philipp Hümmer, Polizeisprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, erklärt dazu: „Falls sich Zeugen noch unsicher sein sollten und möglicherweise Angst vor einer Strafverfolgung haben: Alle Taten, außer der Mord, sind nach über 30 Jahren verjährt. Die Angst vor einer Strafverfolgung durch die Polizei ist unbegründet.“ Auf der Info-Veranstaltung in Wörth gab die SOKO Berninger den neuen Ermittlungsstand bekannt.

Teilnehmer melden
sich noch vor Ort

Die Akte wurde digitalisiert und aufgearbeitet, es wurden zahlreiche Vernehmungen sowie DNA-Untersuchungen durchgeführt. Eine Öffentlichkeitskampagne soll nun neue Hinweise erbringen. Mit Erfolg: Nach dem Info-Abend am Freitag meldeten sich direkt Teilnehmer bei den Ermittlern! Deren Hinweise werden in diesen Stunden bereits geprüft, das Abarbeiten wird einige Wochen in Anspruch nehmen. Damaligen Gerüchten, wonach Klaus Berninger Drogen konsumiert haben soll und selbst kriminell gewesen sei, widersprachen die Ermittler bei der Präsentation klar! Die Familie des getöteten Jungen leide bis heute an dem Mord, derartige Gerüchte hätten tiefe Spuren hinterlassen. „Es war aus meiner Sicht der Versuch, etwas Unvorstellbares erklärbar zu machen. Letztlich hatte sich all dies als falsch herausgestellt, dennoch hält sich manches bis heute hartnäckig.“, erinnert sich der heutige Wörther Bürgermeister Andreas Fath-Halbig. Er hebt die Bedeutung der Wiederaufnahme der Ermittlungen für die Stadt Wörth hervor: „Das bislang unaufgeklärte Tötungsdelikt beschäftigt uns nun seit über 30 Jahren, eine Aufklärung des Falls würde gerade die Angehörigen und Hinterbliebenen zur Ruhe kommen lassen können. Es ist kaum vorstellbar, welches Leid diese Tat auslöste. Mit einer Aufklärung wäre auch der Stadt Wörth und damit auch der Bevölkerung die Chance gegeben, dieses schreckliche Ereignis in der jüngeren Geschichte aufarbeiten zu können.“

„Bin guter Hoffnung“

Hans-Peter Hofmann hatte drei Jahre bei Familie Berninger in Wörth gelebt. Auch er besuchte die Veranstaltung zur Wiederaufnahme der Ermittlungen. „Ich habe damals eine Lehre in der Bäckerei der Familie Berninger gemacht. Das war für mich eine wunderschöne Zeit. Auch in der Zeit danach hatte ich stets Kontakt zur Familie.“ Als Hofmann damals die Nachricht vom Tod von Klaus Berninger erfährt, ist er schockiert. „Es ist besonders schlimm, wenn man jahrelang mit der Familie zusammengewohnt hat.“ Sein Wunsch: „Jeder, der nur ein kleines Fünkchen zu dem Fall beizutragen hat, soll sich bitte melden. Ich bin guter Hoffnung, dass so ein Fall auch nach über 30 Jahren aufgeklärt werden kann.“


Aufklärungsquote Mord & Totschlag (inkl. Versuch) am Bayerischen Untermain:

Jahr

2017

2018

2019

2020

2021

Aufklärungsquote in %

100

91.7

100

100

100

Was ist ein Cold-Case?
Das ist ein Altfall, der von einer Sonderkommission bearbeitet wurde, ohne Ermittlungserfolg blieb und dann an einen einzelnen Sachbearbeiter übergeben wurde. Alle Ermittlungsmöglichkeiten sind ausgeschöpft. Es wird gewartet, bis es neue Spuren, neue Techniken oder neue Hoffnung auf Zeugen gibt. Cold-Case-Fälle werden regelmäßig wieder aufgegriffen.

KW16 Klaus Berninger Nachtfalter
Der letzte Ort an dem Klaus Berninger lebend gesehen wurde.
KW16 Klaus Berninger 3
Hans-Peter Hofmann kennt Familie Berninger persönlich.
KW16 Klaus Berninger Michaelhuette2
Hier soll das junge Leben ein Ende gefunden haben.
KW16 Klaus Berninger Denkmal
Den Bildstock ließ die Familie Berninger errichten.
KW16 Klaus Berninger BM Woerth
Wörths Bürgermeister Andreas Fath-Halbig