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"Meine Frau hätte sterben können!"

19.06.2022, 06:30 Uhr in News
KW24 Klinik

HAIBACH/ERLENBACH (jm). Die Vorstellung einen geliebten Menschen zu verlieren ist unerträglich – noch schlimmer ist wohl wenn dieser spurlos verschwindet! Diese schmerzliche Erfahrung musste Reinhold Nüchtern aus Haibach jetzt machen. Seine Frau war spurlos verschwunden. Er erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen das Klinikum in Erlenbach. PrimaSonntag ist dem Geschehen und den Hintergründen auf den Grund gegangen.

„Das waren wirklich schlimme Stunden“, erinnert sich Reinhold Nüchtern aus Haibach. Seine Frau Elisabeth leidet seit etwa zwei Jahren an Demenz und Depressionen. Deshalb war sie Ende Mai in ambulanter Behandlung in der Tagesklinik Rosensee in Aschaffenburg. „Ich bekam einen Anruf, dass sie gestürzt ist und sich am Handgelenk verletzt hatte“, berichtet ihr Ehemann. „Sie wurde in die Helios Klinik nach Erlenbach gebracht.“ Auskunft über den Zustand seiner Frau bekam er nicht. „Ich habe mehrmals angerufen, kommen durfte ich ja sowieso nicht“, erzählt der 82-Jährige. Über den Empfang der Helios Klinik kam er allerdings nie hinaus. „Mir wurde gar nichts gesagt!“ Der Abend neigte sich dem Ende zu. „Es war schon sehr spät, als es an der Tür klingelte“, erinnert sich der Haibacher. Vor der Tür stand die Polizei – bei ihnen Frau Nüchtern. „Sie wurde völlig desorientiert mit Verletzungsfolgen am Handgelenk und unterkühlt in einem Graben gefunden.“ Offenbar war sie alleine an der Hauptstraße herum geirrt und hatte sich dort zum Schlafen hingelegt.

„Unfassbar kalt“

Am nächsten Morgen rief Herr Nüchtern erneut beim Klinikum in Erlenbach an. Wieder bekam er keine Auskunft zu seiner Frau. „Mich hat einfach interessiert, wie es dazu kommen konnte“, erzählt Nüchtern. Nach langem Drängen dann die Antwort: Frau Nüchtern hatte sich nach einigen Stunden selbst entlassen und das Klinikum ließ sie gehen – keine Benachrichtigung an ihren Ehemann. „Offenbar wurde sie gar nicht an ihrer Verletzung behandelt, sondern wurde nur beruhigt“, erklärt Nüchtern. „Sie wollte gehen und das Personal hat sie gelassen.“ Elisabeth Nüchtern hat keinen Vormund, mit einer Unterschrift konnte sie sich selbst entlassen – juristisch vollkommen in Ordnung. „Menschlich finde ich das allerdings sehr bedenklich. Sie wussten doch von ihrem Zustand“, beschwert sich Nüchtern. „Man hätte mich doch wenigstens anrufen können. Sie hätte sterben können!“ Auf seine Nachfragen bekam Reinhold Nüchtern nur „unfassbar kalte“ Antworten. „Ich verstehe nicht wie man so sein kann.“ Auf PrimaSonntag-Nachfrage antwortet das Klinikum, man bedauere den Vorfall und nehme die Vorwürfe sehr ernst. „Derzeit sind wir dabei, den gesamten Vorgang aufzuarbeiten“, erklärt Markus Höppner, Pressesprecher der Helios Klinik Erlenbach. Man stehe mit der Familie und deren Anwalt in Kontakt. Aus Gründen der Schweigepflicht wolle man sich nicht weiter äußern. „Ich hatte unfassbar Angst um meine Frau und habe mir solche Sorgen gemacht“, erzählt Nüchtern. Im Endeffekt ist er aber auch froh, dass die Sache verhältnismäßig glimpflich ausgegangen ist. „Das hätte aber alles nicht sein müssen!“

KW24 Klinik 2
Foto: Archiv