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Unsere Biker steigen wieder aufs Motorrad

10.04.2022, 06:46 Uhr in News
KW14Verkehr

BAYER. UNTERMAIN (mz). Die Temperaturen steigen, der Frühling ist da. Ein idealer Zeitpunkt, um das eigene Motorrad aus der Garage zu holen und loszufahren. Doch die Gefahr fährt auch dieses Jahr mit. Denn gerade nach einer langen Winterpause ohne Fahrpraxis ist für Biker das Unfallrisiko besonders hoch. Hinzu kommt die steigende Zahl der getöteten Motorradfahrer in Folge eines Unfalls. Werden unsere Straßen jetzt gefährlicher? Und wie können solche Dramen verhindert werden?

Einen offiziellen Beginn der Motorradsaison gibt es zwar nicht, doch sobald sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen, zieht es viele Biker wieder auf ihr Motorrad. Unsere Straßen werden also wieder deutlich voller. Doch werden sie auch gefährlicher? Zumindest zu Beginn der warmen Jahreszeit ist Vorsicht geboten. „Jahr für Jahr stellen wir fest, dass sich gerade zu Beginn der Saison die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Kradfahrern häufen“, sagt Philipp Hümmer vom Polizeipräsidiums Unterfranken. Sein Rat: „Bitte auf die richtige Kleidung achten und vor der ersten Ausfahrt unbedingt die Technik überprüfen. Die Unfallursache Nummer 1 bleibt weiterhin die überhöhte Geschwindigkeit. Rasen ist also nicht nur teuer, sondern auch gefährlich.“

Mehr Unfälle als
vor der Pandemie

Ein Blick auf die Zahlen der vergangenen Jahre zeigt, dass Motorradunfälle zu einem immer größeren Sicherheitsproblem werden. Während die Behörden im Jahr 2019 noch 157 Verkehrsunfälle verzeichneten, stieg die Zahl der Unfälle 2020 auf 170. Und das trotz deutlich weniger Verkehrsaufkommen als in den Jahren vor der Pandemie. Auch 2021 blieb die Anzahl der Unfälle deutlich über den Jahren vor der Pandemie. Weniger Motorräder unterwegs und trotzdem mehr Unfälle. Für Joachim Hupp, Polizeirat des Polizeipräsidiums Unterfranken, ein Grund zur Sorge. „Wir hatten im vergangenen Jahr 15 getötete Motorradfahrer auf Unterfrankens Straßen. Das ist sicherlich eine Herausforderung, der wir uns mit unseren Maßnahmen entgegenstellen werden.“ Eine defensive Fahrweise ist die Lösung des Problems, findet Günther Zaloga, Koordinator des Sicherheitstrainings beim bayerischen ADAC: „Man muss nicht immer auf sein Recht bestehen. Jeder von uns schießt mal über das Ziel hinaus. Es wäre gut, wenn man sich gegenseitig mal die Fehler verzeihen würde. Gegenseitige Rücksicht ist oberste Priorität.“ Doch davon ist auf unseren Straßen immer weniger zu sehen. Ein generelles Problem sieht Zaloga darin aber nicht. Vielmehr sei die mangelnde Erfahrung vieler Motorradfahrer Grund für die steigenden Opferzahlen. „Während das Durchschnittsalter der Motorradfahrer steigt, sinkt die Anzahl der zurückgelegten Kilometer. Also die Erfahrung, die die Menschen auf dem Motorrad sammeln, wird immer weniger. Für mich ist das definitiv eine der Gründe für die steigende Zahl von Unfällen.“ Sein Appell: Vor der ersten Tour mit dem Motorrad einfach mal ein Fahrsicherheitstraining absolvieren.

„Denkt bitte an die
Motorradfahrer!“

Ein solches Training befürwortet auch der Vorsitzende des Motorradclubs Stockstadt Klaus-Dieter Hollstein. Er leitet den Club seit knapp 37 Jahren. „Wir bieten unseren Mitgliedern einmal im Jahr ein Sicherheitstraining an. Das wird auch angenommen, jedes Jahr machen da etwa zehn Mitglieder mit.“ Doch ein gewisses Risiko fährt immer mit. „Gerade für Motorradfahrer sind die Strecken im Hochspessart nicht ganz ungefährlich. Das liegt vor allem an dem Wechsel zwischen trockener und mit Blättern belegte nasse Fahrbahn.“ Jedoch kommt es auch häufig zu Unfällen zwischen Auto- und Motorradfahrern. „Ich glaube, Autofahrer müssen verstehen, dass Motorräder einfach schlanker von der Silhouette her sind. Deswegen denkt bitte an die Motorradfahrer! Umgekehrt ist es eher weniger spektakulär. Es ist selten, dass Motorradfahrer Autofahrer gefährden“, stellt Hollstein klar. „Ein Autofahrer, der noch nie auf einem Motorrad saß, kann die Dynamik und Fahrverhalten des Fahrzeugs einfach schlecht einschätzen.“ Fahrlehrer Malte Loevenich versteht beide Seiten. „Als Autofahrer würd ich mir wünschen, dass Motorradfahrer die Straße nicht als Rennstrecke nutzen und reflektierende Sicherheitskleidung tragen. Während PKW-Fahrer hingegen mehr darauf achten müssten, dass Motorradfahrer, vor allem in Kurven, mehr Platz brauchen und eine schnellere Beschleunigung an den Tag legen. Das schätzen Autofahrer oft falsch ein, weshalb es zu brenzlichen Situationen im Straßenverkehr kommt.“ Generell müssten sich nach dem langen Winter beide Parteien erst wieder an den anderen gewöhnen, so der Fahrlehrer.

KW14 Motorrad 1
Polizeioberkommissar Unterfranken Philipp Hümmer
KW14 Motorrad 2
Klaus-Dieter Hollstein fordert mehr Rücksicht.
KW14 Motorrad 3
Joachim Rupp, Polizeirat des Präsidiums Unterfranken
KW14 Motorrad 4
Fahrlehrer Malte Loevenich aus Miltenberg.
KW14 Motorrad 5

Johannes Rabel aus Aschaffenburg: „Man kann so pauschal nicht sagen, wer an den Unfällen Schuld hat. Es ist einfach anders auf dem Motorrad, deshalb ist da von Seiten der Autofahrer aus mehr Rücksicht geboten.“

KW14 Motorrad 6

Silvia Moka aus Aschaffenburg: „Sowohl Autofahrer als auch Motorradfahrer müssen im Verkehr aufpassen. Nicht nur Motorradfahrer sind gefährdet, auch auf Fußgänger nimmt nicht jeder Autofahrer acht!“

KW14 Motorrad 7

Manfred Glaab aus Schimborn: „Ich fahre generell vorsichtig, auch wenn keine Motorradsaison ist. Die Motorradfahrer passen nicht so auf, manche fahren mit 70 in unsere 30er-Zone rein. Vor allem auf Autobahnen habe ich Angst vor Motorradfahrern, da überholen die auch mal von rechts!“

KW14 Motorrad 8

Rosi Burkard aus Schweinheim: „Motorradfahrer sind ein Problem auf den Straßen, weil sie so unvorsichtig fahren. Deshalb sind sie auch bestimmt mehr Schuld an Unfällen!“

KW14 Motorrad 9

Erika Spielmann aus Mespelbrunn: „Bei uns auf dem Land ist das sehr schlimm, die rasen da mit hundert Sachen durch. Es haben aber auch viel Autofahrer Schuld an Unfällen, gerade beim Abbiegen. Aber der Lärm von Motorrädern ist bei uns auf dem Land ganz schlimm!“