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Stabile Arbeitsmarktlage am Bayerischen Untermain

30.06.2022, 10:36 Uhr in Primaveraland
Symbolbild Arbeit Meeting Firma Unternehmen

ASCHAFFENBURG. Während sich üblicherweise der Bestand an Arbeitslosen im Juni im Vergleich zum Vormonat kaum verändert, steigt dieser im aktuellen Berichtsmonat an. Diese Entwicklung der Arbeitslosigkeit ist maßgeblich durch den Zugang von ukrainischen Staatsangehörigen - darunter insbesondere Frauen und Jüngere im Alter von 15 bis unter 20 Jahren im Rechtskreis SGB II - beeinflusst. Ohne diesen Effekt hätte es einen leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit gegeben. Im aktuellen Berichtsmonat Juni sind am Bayerischen Untermain 7.202 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 456 Personen oder 6,8 Prozent mehr als im Vormonat, jedoch 755 Personen oder 9,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt im Juni bei 3,4 Prozent. Sie bewegt sich weiterhin unter Vorjahresniveau (-0,3 Prozentpunkte), steigt jedoch im Vergleich zum Vormonat Mai leicht an (+0,2 Prozentpunkte). „Trotz der angespannten gesamtwirtschaftlichen Situation bleiben die Beschäftigungschancen am Bayerischen Untermain weiterhin gut. Der lokale Arbeitsmarkt ist aufnahmefähig, viele Unternehmen suchen händeringend nach Personal“, so Mathilde Schulze-Middig, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Aschaffenburg zur aktuellen Lage. „Natürlich bestehen die Sorgen und Risiken hinsichtlich einer möglichen geopolitischen Ausweitung des Ukraine-Kriegs oder eines weitgehenden Energie-Lieferstopps fort. Die Auswirkungen auf den lokalen Arbeitsmarkt sind momentan nur schwer vorhersehbar.“ Die Zahl der Zugänge aus Erwerbstätigkeit liegt im Juni mit 741 Personen über Vormonatsund Vorjahresniveau. Es handelt sich um 50 Menschen oder 7,2 Prozent mehr als im Vormonat Mai und um 47 Personen oder 6,8 Prozent weniger als im Juni 2021. Die Zahl der Abgänge an Arbeitslosen in Erwerbstätigkeit liegt im aktuellen Berichtsmonat mit 645 Personen ebenfalls über Vormonatsniveau. Es sind 41 Menschen oder 6,8 Prozent mehr als im Mai. Allerdings sind im Vorjahresmonat 157 Personen oder 19,6 Prozent in Erwerbstätigkeit abgegangen als im aktuellen Berichtsmonat.

Die Unterbeschäftigung entwickelt sich analog zur Arbeitslosigkeit. Sie liegt im Juni bei 9.233 Personen. Dies sind 374 Menschen oder 4,2 Prozent mehr als im Mai, jedoch 956 Personen oder 9,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos gelten, Arbeitsmarktbericht Aschaffenburg Juni 2022 weil sie Teilnehmer an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik oder in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus sind.

Erste Auswirkungen der ukrainischen Fluchtmigration auf den lokalen Arbeitsmarkt Geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern wird mit der Erteilung der Aufenthaltserlaubnis nach § 24 Aufenthaltsgesetz der Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglicht. Seit 1. Juni 2022 können sie Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende SGB II erhalten. Menschen, die seit Februar 2022 aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, werden somit seit 1. Juni von den lokalen Jobcentern betreut. Sie wechseln vom Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) in die Grundsicherung (SGB II).

„Wir beobachten erste nennenswerte Einflüsse der ukrainischen Fluchtmigration auf den lokalen Arbeitsmarkt, da geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer bei Hilfebedürftigkeit nun Anspruch auf Leistungen aus der Grundsicherung haben“, so Mathilde Schulze-Middig, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit zu den aktuellen Entwicklungen. „Der lokale Arbeitsmarkt bietet vielfältige Chancen für die Integration geflüchteter Ukrainerinnen und Ukrainer, aber dafür braucht es Zeit. Der Prozess der Erfassung, der Leistungsbewilligung und der Integration hat begonnen. Wie sich die Gesamtsituation weiterentwickelt, werden jedoch erst die nächsten Monate zeigen können.“

Die Zahl, der im Agenturbezirk Aschaffenburg gemeldeten erwerbsfähigen Personen (GeP) mit ukrainischer Staatsangehörigkeit hat sich von Mai auf Juni von 51 auf 662 erhöht. Im gleichen Zeitraum hat die Zahl der Arbeitslosen unter diesen Personen von 17 auf 500 zugenommen. Die kräftigen Zuwächse konzentrieren sich auf den Rechtskreis SGB II. Stellenbestand verbleibt auf hohem Niveau. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen steigt im aktuellen Berichtsmonat Juni im Vergleich zum Vormonat weiter an und liegt nun bei 3.921 Angeboten. Dies sind 113 Stellen oder 3,0 Prozent mehr als im Vormonat und vor allem 907 Angebote oder 30,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.

Der Zugang an Arbeitsstellen geht im Juni jedoch erneut leicht zurück. So wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Aschaffenburg 678 neue Arbeitsstellen gemeldet. Das sind 29 Angebote oder 4,1 Prozent weniger als im Vormonat und auch 109 Angebote oder 13,9 Arbeitsmarktbericht Aschaffenburg Juni 2022 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Personalbedarf meldet weiterhin insbesondere die Dienstleistungsbranche, aber auch der Handel und das verarbeitende Gewerbe.

Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung geht leicht zurück. Ende Dezember 2021, dem letzten Quartalsstichtag der Beschäftigungsstatistik mit gesicherten Angaben, beläuft sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Agenturbezirk Aschaffenburg auf 147.719. Im Vergleich zum Vorquartal sinkt die Beschäftigung um 894 oder 0,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresquartal nimmt sie um 2.292 oder 1,6 Prozent zu.

Der strukturelle Wandel zeigt sich in den Veränderungen einzelner Branchen. Die stärkste Zunahme an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung gegenüber dem Vorjahresquartal erfolgt im Bereich Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (+635) und in der Arbeitnehmerüberlassung (+776). Auch das Baugewerbe (+375), die öffentliche Verwaltung (+300) sowie Heime und Sozialwesen (+292) legen zu. Am ungünstigsten gestaltet sich die Entwicklung im Handel (-420) und im verarbeitenden Gewerbe (-172). Anzeigen zur Kurzarbeit und realisierte Kurzarbeit. Die Zahl der Neuanzeigen auf Kurzarbeit verbleibt auf niedrigem Niveau. So liegen im aktuellen Berichtsmonat Juni 15 neue Anzeigen für potenziell 1.073 Beschäftigte vor. Das sind 3 Anzeigen weniger, jedoch 271 Personen in Anzeige mehr als im Vormonat. Die neu eingegangenen Anzeigen betreffen erneut vor allem das verarbeitende Gewerbe. Der Höchststand an abgegebenen Anzeigen (seit Januar 2009) war mit 2.747 Anzeigen der Monat April 2020. Wie hoch die tatsächliche Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes ausgefallen ist, lässt sich anhand der realisierten Kurzarbeit ausweisen. Diese Daten liegen mit einer Wartezeit von fünf Monaten vor, da die Betriebe drei Monate Zeit für die Einreichung der Anträge auf Abrechnung haben. Im Kalendermonat Dezember 2021 erhielten 599 Betriebe bzw. Betriebszweige und 3.943 Personen Kurzarbeitergeld. Das sind 18,8 Prozent mehr Betriebe und 38,7 Prozent mehr Personen im Vergleich zum Vormonat. Die Top drei der von realisierter Kurzarbeit betroffenen Wirtschaftsabteilungen in der Region nach Anzahl der betroffenen Personen im Monat Dezember 2021 waren die Unternehmensberatung und -führung, die Gastronomie und der Maschinenbau. Der Höchststand an Personen in Kurzarbeit im Agenturbezirk Aschaffenburg (seit Januar 2009) entfällt mit 30.892 Personen weiterhin auf den Mai 2020.

Quelle: Agentur für Arbeit Aschaffenburg

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