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Schaffe, schaffe, KEIN Häusle baue!

30.01.2022, 06:00 Uhr in News
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BAYER. UNTERMAIN (jm). „Schaffe, schaffe, Häusle baue!“ – so sangen es einst schon Ralf Bendix und die Halodries. Ganz so einfach ist das aber leider nicht mehr. Steigende Grundstücks- und Materialkosten bereiten angehenden Hausherren teils schlaflose Nächte. Nun hat auch die Bundesregierung diese Woche sogar noch die Förderung für den energieeffizienten Hausbau eingestellt. Ist der Traum vom Eigenheim noch finanzierbar und wie sieht es in Zukunft aus?

Für viele war es regelrecht ein Schock - das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat die Förderung zum Bau von energieeffizienten Gebäuden beendet. „Für Leute, die gerade ein Haus, bauen ist das natürlich eine sehr ärgerliche Situation“, berichtet Andreas Wosnik, Kreisbaumeister des Landratsamtes Miltenberg. „Und vielleicht ist es auch nicht günstig und ausreichend im Vorfeld kommuniziert worden.“ Grund für den Förderungsstopp: Die Nachfrage übersteigt bei weitem die bereitgestellten Mittel. Man plane zwar für die Zukunft eine grundlegende Reform der Förderung, allerdings fühlen sich Bauherren jetzt im Regen stehen gelassen. Denn: Die ausbleibende Förderung ist nicht das einzige Problem beim Hausbau. Baustoffpreise und Verfügbarkeit lassen weiterhin zu Wünschen übrig.

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Andreas Wosnik

Holz gefragter denn je

Insbesondere der Mangel einer wesentlichen Ressource stellt die Industrie vor große Probleme. „Holz ist ein gefragter Baustoff auf der ganzen Welt“, erklärt Wosnik. Insbesondere die USA und China importieren große Mengen. „Aber auch regionale Aspekte wie Energie- und Schnittholzpreise in unserer Region sorgen für eine massive Preissteigerung des Holzes.“ Das bestätigt uns auf Nachfrage auch Wolfgang Grimm, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Karlstadt, das für den Bereich Aschaffenburg und Miltenberg zuständig ist. „Im Vergleich zum Frühjahr 2021 ist Holz generell teurer geworden. Insbesondere Bauholz hat um mindestens 50 Prozent zugelegt“, weiß Grimm. Er geht sogar noch ein Stück weiter. „Aktuell übertrifft bei den verschiedenen Holzsorten die Nachfrage das Angebot. Insofern kann man hier schon von einem Mangel sprechen!“ Rohholz sei knapp, da Forstbetriebe und Waldbesitzer seit letztem Herbst eher verhalten Holz geerntet haben und aktuell wegen der durchnässten Waldböden vergleichsweise wenig Holz geerntet werden kann. Schnittholz hingegen sei knapp, da der „Bauboom“ sowohl im In- und Ausland sehr hoch sei.

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Wolfgang Grimm

„Verdoppelte Grundstückspreise“

Aber nicht nur bei den Materialien zahlen die Hausbauer drauf – ein anderes Thema macht den Traum vom Eigenheim zum Alptraum. „Am Bayerischen Untermain haben sich die Grundstückspreise in der Regel mehr als verdoppelt“, berichtet Christian Leimeister, Geschäftsführer von Leimeister Immobilien in Aschaffenburg. Für eine Neubauwohnung zahle man oft im Bereich zwischen 4.000 bis 7.000 Euro pro Quadratmeter - zurück geht das vor allem auf drei Gründe. Zum einen lädt die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank zur Kreditaufnahme ein: Finanzieren ist gerade günstiger als Mieten. Zum anderen dient eine Immobilie auch als Renditanlage. „Momentan gibt es kaum sichere Alternativen auf dem Markt“, weiß Leimeister. „Neben der Landflucht in die Städte ist in den letzten Monaten auch das Umland wieder attraktiver geworden.“ Grund dafür ist die Corona-Pandemie – da Homeoffice immer gefragter wird, ist ein Wohnsitz in der Stadt oft nicht mehr erforderlich.

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Christian Leimeister

Ungewisse Zukunftsaussichten

Fakt ist: Auch neben der ausbleibenden Förderung der Bundesregierung müssen Hausbauer einige finanzielle Hürden meistern. Aber welche Entwicklungen kann man für die Zukunft erwarten? Im Bereich Grundstückspreise sieht Christian Leimeister keinen Grund für große Veränderungen in nächster Zeit. „Die Zinsen werden, wenn man der EZB glaubt, kaum erhöht, somit werden die Immobilien weiterhin eine sehr gesuchte, sichere Anlageform bleiben“, vermutet Leimeister. „Die Nachfrage im Immobilienbereich bleibt also unverändert hoch.“ Auch beim Holz sehen die Prognosen schlecht aus. „Es ist gut möglich, dass Holz in Zukunft noch teurer wird“, befürchtet Grimm. Er geht davon aus, dass das Angebot eher geringer werden wird und gleichzeitig die Nachfrage weiter steige. Natürlich sind Prognosen auch keine Garantie, allerdings sieht der Ausblick der Experten nicht gerade rosig aus. Und so heißt es wohl am Ende: „Schaffe, schaffe, weiterschaffe...“