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So schaffen wir es durch den Winter!

02.10.2022, 06:30 Uhr in News
Kalter Winter

BAYER. UNTERMAIN (mg). Der Winter rückt immer näher und die Temperaturen fallen und fallen - und das nicht nur draußen! Um Energie zu sparen schrauben viele Arbeitgeber die Heizungen runter, teilweise gibt es sogar Vorgaben. So sollen bei "körperlich leichten und überwiegend im Sitzen ausgeübten Tätigkeiten" 19 Grad ausreichen, bei "körperlich schwere Tätigkeiten" sogar nur zwölf Grad. Doch es gibt viele wichtige Institutionen, bei denen eine gewisse Mindesttemperatur essenziell ist. PrimaSonntag hat sich in der Region mal umgehört…

Gastronomie

„Das größte Problem sind eigentlich Kühlhäuser und das Warmwasser. Die verbrauchen am meisten Energie und können auch nicht abgeschaltet werden.“ Kassra Adloo führt die Restaurants „Aschaffenburger“ und „400 Grad Holzofen Pizza“. Der große Holzofen strahlt zwar viel Wärme aus, doch trotzdem muss er die Heizung anschalten. Doch die Energiepreise haben auch auf andere Art und Weise Auswirkungen auf sein Geschäft: „Die Leute sparen Geld, weil sie Angst haben vor den steigenden Energiekosten. Sie gehen weniger raus und geben weniger Geld für Essen gehen aus.“ Mit Gastro-Kollegen unterhält er sich über mögliche Lösungsansätze: „Man muss sich überlegen, ob man noch jeden Tag aufmachen will oder wie viele Stunden am Tag man geöffnet hat.“

KW39 Kalter Winter Restaurant
Kassra Adloo vor seinem Holzofen

„Ich hab ja hier zwei Dönergrills und ein Backofen - die erzeugen ganz schön Hitze, da wird es denk ich auch mehr als 19 Grad.“ Aygün Öncü vom Emirdag Döner macht sich persönlich keine großen Gedanken ums Heizen, eher denkt er an die sozial schwachen die fieren müssen oder die Nachzahlungen nicht stemmen kennen: „Da müssen wir als Gesellschaft zusammen halten.“ Auch er hat weniger Kundschaft im Winter: „Die warmen Tage sind die besseren Tage, da sind einfach mehr Leute unterwegs.“

KW39 Kalter Winter Doener
Aygun Öncü vom Emirdag Döner

Kirche

Andreas Reuter ist seit über 25 Jahren Pfarrer und betreut sieben Gemeinden in der Region. Die Zahl der Gottesdienste hat sich verringert, weswegen die Kosten nicht mehr so hoch sind, aber auch die Einnahmen geringer werden. „Früher hatte man immer eine Grundtemperatur um die neun Grad. Heutzutage schmeißt man die Heizung nur noch zu den Gottesdiensten an.“ Moderne Kirchen sind recht schnell geheizt, bei einem alten Bau dauert es etwas länger: „Wenn ich hier in Laufach eine angenehme Temperatur um die 13 Grad haben will, muss ich die Heizung schon über die Nacht laufen lassen. Angst, dass die Leute fernbleiben hat der Priester nicht: „Schon während der Pandemie haben uns die Temperaturen Probleme gemacht. Die Luftheizungen durften wir während Corona nicht anschalten, weswegen wir schon damals in kalten Räumen unsere Gottesdienste feiern mussten.“ Die Tipps des Bistums Würzburg, Decken auszulegen findet der Pfarrer seltsam: „Die Leute, die kommen, richten sich auf die Temperaturen ein.“ Außerdem kommt es immer auf das Heizsystem an. „Probleme machen uns die Umluftheizungen - die haben eine längere Vorlaufzeit und sind nicht optimal für das Inventar. In historischen Gebäuden wie in Rottenberg haben wir im Altarbereich Fußbodenheizung - die brauch so lange, dass wir sie gar nicht erst anschalten.“ In manchen Kirchen gibt es auch Sitzbankheizungen, doch die können nicht durchlaufen, weil man das nicht haushalten könnte. In historischen Kirchenräumen muss eine gewisse Temperatur gehalten werden, da sonst die Orgel und die Kunstgegenstände in Mitleidenschaft gezogen werden. Reuter wäre auch ein Fan von Alternativenergien, wie Fotovoltaik-Anlagen auf den Kirchendächern. Hier laufen aktuell Gespräche zwischen dem Denkmalamt und der Diözese. Bisher lautete die Antwort: Nein.

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Pfarrer Andreas Reuter
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Die Laufacher Kirche

Schule

„Wir haben ja durch Corona die Situation gehabt, dass wir im Winter geheizt haben, aber trotzdem viel Lüften mussten.“ Schon im vergangenen Schuljahr heizte man in der Schule nur mit 18 Grad und ist damit gut durch den Winter gekommen. „Die gefühlte Temperatur ist viel wärmer, weil 30 Schüler in einem Raum sitzen und wie kleine Heizöfen funktionieren.“ Das Kultusministerium ordnete in diesem Jahr an, dass in Schulen 20 Grad gelten sollen. Die Schule muss also im Vergleich zu letztem Jahr die Heizung hoch stellen. „Finden wir auch ein wenig unnötig, denn letztes Schuljahr war es komplett aktzeptabel.“

KW39 Kalter Winter Schule
Laut Schulleiterin Christina Büttner reichen 18 Grad aus.

Ämter

Im Miltenberger Landratsamt gibt es eine Koordinierungsgruppe, die schon mehrere Maßnahmen für das Haus festgelegt hat. So wird nur von sieben bis 18 Uhr geheizt – maximal auf 19 Grad. In den WCs und den Teeküchen wird Warmwasser deaktiviert – außerdem soll die Home-Office-Offensive fortgesetzt werden und an Brückentag soll das Landratsamt nach Möglichkeit geschlossen bleiben. Neben der Aktion „Treppensteigen statt Lift benutzen, macht gesund und spart Energie“ soll in jedem Bereich ein Klimabeauftragter ernannt werden für Ideen und Umsetzung von Einsparmaßnahmen.

KW39 Kalter Winter Landratsamt
Das Miltenberger Landratsamt

Gartenbau

„Nachhaltigkeit und Umweltschutz liegen uns sehr am Herzen.“ Geschäftsführer Andreas Löwer denkt beim Energiesparen nicht nur ökonomisch sondern auch ökologisch. In den Gewächshäusern herrscht die jeweilige Mindesttemperatur, man hat auf LED umgestellt und aktuell schraubt man an der Lichtintensität um Energie zu sparen. „Bei kühleren Temperaturen brauchen die Pflanzen länger zum wachsen - die Mindesttemperatur beträgt drei Grad, sonst gibt es Frost. Bei den Orchideen zum Beispiel brauchen wir aber eine Temperatur von mindestens 16 Grad.“

KW39 Kalter Winter Gaertnerei
Andreas Löwer in einem seiner Gewächshäuser

Kultur

„Wir haben ja durch Corona die Situation gehabt, dass wir im Winter geheizt haben, aber trotzdem viel Lüften mussten.“ Schon im vergangenen Schuljahr heizte man in der Schule nur mit 18 Grad und ist damit gut durch den Winter gekommen. „Die gefühlte Temperatur ist viel wärmer, weil 30 Schüler in einem Raum sitzen und wie kleine Heizöfen funktionieren.“ Das Kultusministerium ordnete in diesem Jahr an, dass in Schulen 20 Grad gelten sollen. Die Schule muss also im Vergleich zu letztem Jahr die Heizung hoch stellen. „Finden wir auch ein wenig unnötig, denn letztes Schuljahr war es komplett aktzeptabel.“

Stadttheater Aschaffenburg

Das Aschaffenburger Stadttheater steht in der Oberstadt und ist somit an das Fernwärmenetz der AVG angeschlossen. Deswegen ist man hier in einer komfortablen Situation, so Jörg Fabig, Leiter des Kulturamts Aschaffenburg. „Wir können unabhängig von Gas und Öl heizen - und verwenden auch kein Strom zum Heizen. Also insofern wird es auch diesen Herbst definitiv kuschelig warm sein im Theater.“

Museen

„Im Museum müssen wir mehrere Dinge in Betracht ziehen“, äußert sich Martin Höpfner, Restaurator der Stadt Aschaffenburg, „nicht nur die Kunstwerke, sondern auch den Besucher und die Gebäude selbst.“ Abhängig von der Temperatur ist auch die Luftfeuchtigkeit - und die spielt laut Höpfner eine viel größere Rolle für die Erhaltung der Kulturgüter: „Wir sind sehr bemüht, ein gleichmäßiges Klima im Museum zu erzeugen. Ein Tafelgemälde würde bei hohen Schwankungen splittern oder gar die Malschicht absprengen.“

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