• Frequenzen: 100,4 & 99,4 & 90,8
  • Tel 06021 – 38 83 0
  • Kontakt

On Air

Jetzt anhören

"Wir zerstören unsere Lebensgrundlage"

15.05.2022, 06:00 Uhr in News
KW19 Muell 1
Foto: Zahl

BAYER. UNTERMAIN (mz). Plastikverpackungen, Zigarettenstummel oder Papierabfälle. Viel zu oft findet sich dieser Abfall, nicht wie es sein muss, in den Mülleimern, sondern mitten auf öffentlichen Plätzen, auf Feldern oder in Gebüschen. Wöchentlich erreichen uns Nachrichten über illegale Müllentsorgung. Doch dagegen regt sich nun Widerstand. Gemeinden sowie ehrenamtliche Helfer sagen der Vermüllung unserer Region den Kampf an. Denn dieses „Littering“ sieht nicht nur unschön aus, sondern kann auch fatale Folgen haben - für die Umwelt und uns Menschen!

Die Temperaturen steigen, die Sonne scheint, der Sommer ist da! Doch wer bei einem gemütlichen Sommer-Spaziergang auf verdreckte Wege und Abfälle stößt, dem vergeht wohl ganz schnell die gute Laune. Die Rücksichtslosigkeit einiger Menschen, die ihren Müll unüberlegt entsorgen, nennen Experten „Littering“. Das Ergebnis: Öffentliche Plätze und Parks gleichen, insbesondere nach Wochenenden, gerne mal einer Mülldeponie. Und so sind Bilder, wie die Entsorgung des eigenen Abfalls mitten im Sulzbacher Wald, auch keine Seltenheit mehr. Die Vermüllung unserer Gemeinden wächst und auch die Wut vieler Anwohner.

Mängelmelder soll
Abhilfe schaffen

Doch die Zeiten, in denen tatenlos zugesehen wird, sind vorbei. So hat die Stadt Alzenau seit vergangenem Jahr auf ihrer Homepage einen „Mängelmelder“. Hier haben Bürger die Möglichkeit, online auf Missstände, Gefahrenstellen oder Abfall im öffentlichen Raum hinzuweisen. Mehr als 120 Meldungen gingen bereits ein, von dem Mehrheit bereits gelöst wurde. Und auch viele Bürger packen freiwillig mit an. Etwa 25 Personen beteiligen sich etwa an der Organisation „Cleanup“ im Landkreis Miltenberg. Die Gruppe ist regelmäßig im unterwegs und sammelt so viel Müll auf wie nur irgendwie möglich. Daniel Held hat im März 2020 die Initiative in Miltenberg gegründet. „Der herumliegende Müll hat mich schon immer sehr geärgert. Und so habe ich irgendwann angefangen, auch selbst den Abfall wegzuräumen, mittlerweile bin ich dabei ja nicht mehr alleine.“

Gefahr für das
Grundwasser
Meist sind es Zigaretten, Plastikabfälle, Glasflaschen und, während der Pandemie, auch viele Masken, die eingesammelt werden. Doch auch die Naturfreunde von „Cleanup“ werden manchmal überrascht, was sie auf ihren Touren alles so entdecken. Am Trennfurter Bahnübergang in Wörth entdeckten sie zwei große Reifen, ein halbes Fahrrad und zwei etwa sechs Meter lange Eisenstangen. „Das sind wirklich sehr ungewöhnlich Funde“. Und die können ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. Daniel Held warnt: „Müll enthält Giftstoffe. Wenn es darauf regnet, landet es im Grundwasser. Das alles ist nicht gut für die Tiere und auch nicht für uns Menschen. Es landet in der Nahrungskette und dann ist unsere Lebensgrundlage zerstört.“ Sein Appell: „Jeder kann sich beteiligen, indem er einfach seinen Müll ordentlich entsorgt. Und den Rest erledigen wir!“

„Bequemlichkeit und
Achtlosigkeit der Menschen“

Lana Sauer arbeitet in der kommunalen Abfallwirtschaft und kann das rücksichtslose Verhalten der Müllsünder überhaupt nicht nachvollziehen. „Dafür gibt es keinen vernünftigen Grund. Oft ist das Abstellen von Abfällen der Bequemlichkeit oder Achtlosigkeit der Menschen geschuldet. Einige möchten dadurch auch Geld auf Kosten der Allgemeinheit und der Natur sparen.“ Das Problem: Littering verursacht selbst enorme Kosten. Nach einer Studie des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), kosten Einwegplastik und Zigarettenkippen den Kommunen bundesweit 700 Millionen Euro pro Jahr. Doch was kann man dagegen tun? Eventuell hilft schon etwas mehr Naturverbundenheit. „Neue Studien haben ergeben, dass dort, wo die Empathie für die Heimat oder die Natur vorhanden ist, die Landschaft weniger vermüllt ist“, erklärt Sauer. Im Kreis Miltenberg gibt es immerhin seit 2017 eine Anti-Littering-Plakataktion. Diese Plakate werden an wechselnden Orten aufgestellt, beispielsweise am Parkplatz an der B469, also gut besuchte Plätze, an denen es gerne mal besonders dreckig wird. Doch schlussendlich hilft es nur, wenn jeder einzelne sein Verhalten hinterfragt. Denn nur dann, sind auch wieder Sommer-Spaziergänge ohne nervige Abfälle möglich.


KW19 Muell 2
Eduard Mastio und Daniel Held finden zwei riesige Reifen.
KW19 Muell 3
Eduard Mastio, Marleen Urban und Daniel Held von Cleanup
KW19 Muell 4
Das hängt das „Clean-Up“-Team an die gesammelten Abfälle.
KW19 Muell 6
In Wörth findet sich auch die Überreste eines Fahrrads.
KW19 Muell 7
In Sulzbach vermüllen Müllsünder den Wald.
KW19 Muell 10
Mitten im Wald in Großostheim werden Müllsäcke entsorgt.