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Stirbt unser Bargeld aus?

08.01.2023, 06:00 Uhr in News
KW01 Bargeld

BAYER. UNTERMAIN (mz). Spätestens mit Beginn der Corona-Pandemie, haben sich viele Menschen mit dem Thema kontaktlosen Bezahlen befasst. Was während der Corona-Zeit als Infektionsschutz begann, könnte nun eine finanzielle Revolution auslösen. Bezahlen mit Scheinen und Münzen? Auf viele wirkt das zunehmend unattraktiv. Und so verzichten immer Menschen auf Bargeld in ihrem Portemonnaie und zahlen stattdessen lieber mit Karte. Doch welche Folgen hat das für unseren Alltag?

Eine Bargeldobergrenze von 10.000 Euro! Darauf haben sich erst vor wenigen Wochen die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union geeinigt. Bargeldzahlen über dieser Summe werden also wohl bald unmöglich sein. Auch wenn so viel Geld bei den wenigsten Menschen zu Summen gehören, mit dem sie in ihrem Alltag konfrontiert sind, könnte es doch ein Fingerzeig sein, in welche Richtung es in Zukunft laufen wird. Scheine und unzählige Münzen im eigenen Portemonnaie sorgen bei vielen für strapazierte Nerven – besonders dann wenn man die passenden Münzen nicht findet. Da erscheint vielen das Bezahlen mit der Karte wesentlich angenehmer. Doch angenehm bedeutet nicht immer auch sicher. Denn das Zahlen mit Bargeld entpuppt sich immer häufiger als Einfallstor für Kriminelle, sie nutzen es zur Geldwäsche.

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Markus Steiner vom Verbraucherservice Bayern

„Wehret den
Anfängen“

Den Schritt im Kampf gegen Geldwäsche sieht auch Markus Steiner vom Verbraucherservice Bayern positiv. Doch Kritik an einer solchen Obergrenze übt er trotzdem. 2016 hatte der Verbraucherservice in Bayern eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des Bargelds gestartet. Knapp 55.000 Unterschriften konnten an den damaligen bayerischen Finanzminister Markus Söder übergeben werden. „ Bargeld ist immer ein Stück gelebte Freiheit und gelebte Privatsphäre. Als Verbraucher kann ich eben zwischen den Bezahlmethoden entscheiden und damit auch sagen, wem ich meine Daten anvertraue und wem nicht. Und es ist auch so ein bisschen „Wehret den Anfängen. Ich befürchte, eine solche Obergrenze wäre nur der erste Schritt zur kompletten Abschaffung des Bargelds.“ Auswirkungen für Verbraucher sieht Steiner u.a. auch beim Gebrauchtwagenkauf. „Das wäre durchaus eine schwierige Angelegenheit, da es ja üblich ist, dass solche Zahlungen mit Bargeld erledigt werden. Zudem sollte man bedenken, dass die 10.000 Euro aufgrund der Inflation in den kommenden Jahren auch an Wert verlieren werden.“

Kein schnelles Ende
Aktuell ist Bargeld noch das meistgenutzte Zahlungsmittel, auch wenn der Anteil an Kartenzahlungen in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Durchschnittlich hat jeder von uns hat knapp 100 Euro im Portemonnaie. Auch wenn die Pandemie den Trend zum bargeldlosen Zahlen noch verstärkt hat, bleiben Experten noch zurückhaltend. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Aschaffenburg-Alzenau Jürgen Schäfer glaubt jedenfalls nicht an ein schnelles Ende von Scheinen und Münzen: „Die Deutschen hängen einfach an ihrem Bargeld. Eine Obergrenze für Bargeldzahlungen einzuführen, wäre insbesondere bei uns eine sehr große Hürde.“

Ausland deutlich strenger
Die kürzlich beschlossene, aber noch nicht geltende Bargeldobergrenze sorgt bei Schäfer nicht für Kopfzerbrechen. „Das würde für uns keine besondere Herausforderung bedeuten. Wir müssen bei Bargeldzahlungen über 10.000 Euro ohnehin schon entsprechende Nachweise führen.“ Befürworter einer solchen Obergrenze verweisen oft darauf, dass dies den Kampf gegen Geldwäsche stark voranbringen würde. „Im Ausland gab es ja schon Obergrenzen, wie z.B. in Italien. Und da sehen wir, dass das auch weiterhin funktioniert.“ Und tatsächlich handhabt es das Ausland deutlich strenger als wir. In Griechenland gilt eine Grenze bereits ab 500 Euro. In Deutschland sind die Bedenken aber weiterhin groß, die Bundesregierung hatte sich beim EU-Votum zur Obergrenze enthalten. Experten sehen eine komplette Abschaffung des Bargelds als sehr unrealistisches Szenario. Und so wird bei vielen wohl auch in Zukunft der Geldbeutel weiter mit Scheinen und Münzen gefüllt sein.

Das sagen unsere Leser

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Anette Sanchez aus Alzenau

„Ich zahle sehr oft bargeldlos. Es ist praktisch, man muss nicht den Geldbeutel mitnehmen. Das mache ich schon sehr lange so.“

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Bernd Weber aus Niedernberg

„Bargeldlos Zahlen? Wäre ich dabei. Jedoch sehe ich das große Problem, dass es nicht umsetzbar ist.

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Helmut Väth aus Aschaffenburg

„Ich zahle sehr oft mit Karte, aber Bargeld möchte ich dann doch haben. Man ist das einfach von Kindheit an gewohnt. In anderen Ländern wird ja schon bargeldlos bezahlt, aber da hat der Staat Sicht auf dein Geld.“

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Maria Schloer aus Aschaffenburg

„Mit Bargeld bezahle ich auf jeden Fall schon noch. Das ist für mich einfacher, weil man da einfach den besseren Überblick hat. Auf Bargeld möchte ich nicht verzichten.“

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Sandra Großhans aus Hösbach

„Ich zahle lieber mit Karte. Es ist einfacher und ich muss nicht dran denken, ob ich genug Geld dabei habe oder nicht.“

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Karl-Heinz Fertig aus Schweinheim

„Bei mir ist das aktuell 50:50. Ich benutze die Karte natürlich, aber habe auch immer Bargeld dabei. Es gibt ja noch Restaurants, die nur Bargeld nehmen. Wenn man Geld in der Hand hat, ist aber immer noch besser.“