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„Und wir haben dann den Blick auf die Windräder!“

06.02.2022, 06:00 Uhr in News

Mömbriser wehren sich gegen Freigerichter Windkraftpläne

MÖMBRIS/ALZENAU (fs/mg/mk). Grünflächen soweit das Auge reicht: Diesen Blick hat man aktuell aus Mömbris und Alzenau auf den Neuseser Wald. Das könnte bald Geschichte sein, denn dann sollen dort bis zu fünf riesige weiße Windräder stehen, die dazu noch summende Geräusche von sich geben. Frechheit! Das finden zumindest die Menschen aus Mömbris. Die weitverbreitete Meinung hier: Hessen entscheidet einfach, Windräder zu bauen. Und Bayern muss dann mit den Konsequenzen leben. In Freigericht seien die Windräder dann nämlich kaum zu sehen. In Alzenau erkennt man wiederum eher die positiven Seiten der Energiewende.

Freitagabend: Freigericht gibt grünes Licht für die Windräder - prinzipiell. Einem Antrag der SPD über das grundsätzliche Interesse am Bau der Windräder wurde zugestimmt. Jetzt das große Aber: Die Gegner-Fraktionen kündigten an, ein Bürgerbegehren zu starten. Wenn zehn Prozent der Wahlberechtigten in Freigericht das Begehren unterzeichnen, kann es zu einem Bürgerentscheid kommen. Bleiben die Pläne bestehen, geht es in ein Prüfungsverfahren. Da wird geschaut, ob der Bau von Windrädern in dem vorgesehenen Gebiet nicht zu stark in die Natur eingreift. Schon bald könnten dann aber auf einer Fläche beim Neuseser Wald bis zu fünf große Windräder stehen. Vorgeschlagen wurde das Areal zuvor vom Land Hessen.

Energiewende vs Lärm und Eingriff in die Natur

Allerdings geht die Sache nicht nur Hessen ab. Geht man über die Grenze, melden sich Mömbris und Alzenau zu Wort. Die Bürger hätten dort nämlich direkten Blick auf die riesigen weißen Säulen - vor allem in Mömbris. „Vom Kahltal, Niedersteinbach und Strötzbach aus wären die Windräder ziemlich deutlich zu sehen. Das kann man sich heute noch gar nicht vorstellen!“, erklärt Felix Wissel, Bürgermeister im Mömbris. „Von uns aus sieht man die wahrscheinlich sogar mehr als von Freigericht. Da ist unser schönes Landschaftsbild dann beeinträchtigt!“ Stephan Noll, Bürgermeister in Alzenau, sieht dagegen eher Vorteile: „Wir können aktuell keine Windräder bauen, da Bayern vorgibt, dass das Landschaftsbild nicht zerstört werden darf. Wenn Hessen aber Windräder baut, ist das für uns eine Chance.“ Dass sich die Kommunen um die Standorte von Windrädern streiten, ist nichts Neues. Auch im Landkreis Miltenberg wurde schon heftig diskutiert. Die Pläne, in Wörth neue Räder zu bauen, fand die Nachbarkommune Klingenberg gar nicht lustig. Hier will man nicht, dass die riesigen Lastwagen ständig durch den Ort fahren, was für den Bau aber notwendig wäre. Wenn alles gut läuft, soll in Wörth Anfang 2024 mit dem Bau der Windräder begonnen werden. Ein weiterer Punkt neben den nicht sehr leisen Geräuschen, die die Räder verursachen: Wald muss für den Bau abgeholzt werden. Auch an der hessisch-bayerischen Grenze beschäftigt das die Anwohner: Vor der Freigerichter Gemeindevertretersitzung am Freitag kam es zu einem Protest der IG Gegenwind. Von der Zerstörung des Waldes war die Rede, von bis zu 2.500 Kubikmeter Beton im Waldboden. Laut der IG eine Schande. Alzenau würde nur darauf warten, mit weiteren Windrädern nachzuziehen, so der Vorwurf. Eine hitzige und raue Debatte in den Grenzgemeinden um ein Thema, das ja eigentlich einen positiven Grundgedanken hat: Pro Energiewende, pro Klimaschutz. Wie immer hat die Medaille aber zwei Seiten - es bleibt also spannend an der hessisch-bayerischen Grenze.

Auf der rot-schraffierten Fläche soll gebaut werden.