• Frequenzen: 100,4 & 99,4 & 90,8
  • Tel 06021 – 38 83 0
  • Kontakt

On Air

Jetzt anhören

War dieser Sommer eine letzte Warnung?

18.09.2022, 06:30 Uhr in News
KW37 Klimawandel 2

BAYER. UNTERMAIN (jm).Hinter uns liegt ein außergewöhnlicher Sommer, den keiner so schnell vergessen wird. Selten gab es Jahre in denen die Auswirkungen des Klimawandels so deutlich für Jedermann spürbar und sichtbar waren. PrimaSonntag zieht gemeinsam mit Experten und Betroffenen aus verschiedenen Bereichen ein Sommerfazit und stellt die Frage: ist der Klimawandel noch aufzuhalten?

Zahl der Walbrände hat sich mehr als verdoppelt

KW37 Klimawandel 1
Foto: FFW Aschaffenburg

Es war das bestimmende Thema des Hochsommers – kaum ein Tag verging ohne einen weiteren Waldbrand. Das stellte natürlich die Feuerwehr und die Polizei in der gesamten Region vor große Herausforderungen. Das beweisen auch die Zahlen: im letzten Jahr meldeten Kreis und Stadt Miltenberg sechs kleine Waldbrände. In diesem Jahr sind es bereits 13 Kleinere und vier Größere, die jeweils mehr als 100 Quadratmeter Fläche betrafen. Auch im Kreis Aschaffenburg sehen die Statistiken düster aus. 2021 kam es zu 15 Flächen- und drei Waldbränden. Stand jetzt sind es in diesem Jahr bereits 37 Flächen- und 23 Waldbrände. Dazu muss allerdings auch gesagt werden, dass in diesem Sommer bei einigen Bränden der dringende Verdacht besteht, dass diese nicht natürlich entstanden sind, sondern absichtlich gelegt wurden. Nichts desto trotz sind die Zahlen alarmierend.

„Den Böden fehlt das Wasser“

KW37 Klimawandel 3

„Die Ernte fällt dieses Jahr etwas geringer aus, weil einfach die Flüssigkeit gefehlt hat“, erklärt Jutta Reinhard, Leiterin des Weinbau Möckl in Klingenberg. „Der Sommer war so lang und heiß mit Trockenperioden.“ Das Lese Gut habe allerdings eine gute Qualität. Trotzdem haben besonders die Landwirte unter den trockenen Böden und der Wasserknappheit gelitten. Karl-Ludwig Rostock, Betreiber des Rostocks Obsthof in Krombach, sieht ebenfalls große Probleme für die Zukunft. „Es ist zu erwarten, dass wir häufiger solche Sommer kriegen werden“, fürchtet Rostock. „Das ist schon heftig.“ Ein Mittel um dem Klimawandel entgegenzusteuern sei auf Regionalität zu setzen. „Das hat allerdings seinen Preis und den sind nicht alle Leute bereit zu zahlen.“

Wasserstände sinken weiter

KW37 Klimawandel 4

Unter den hohen Temperaturen leiden natürlich auch unsere Gewässer und das Grundwasser. Laut Zahlen des Bayerischen Landesamts für Umwelt befindet sich der Grundwasserstand in Niedernberg bei 113, 74 Meter über Normalnull. Das entspricht dem niedrigsten Wert seit Beginn der Messungen im Jahr 1989. „Wir sind auf weitere trockene Jahr nicht vorbereitet“, erklärt Josef Scheuring aus Niedernberg. Er beschäftigt sich schon seit Längerem mit dem Zustand des „Honisch Beach“. „Man muss davon ausgehen, dass der Wasserstand weiter sinken wird.“ Durch Hitze und Trockenheit kann natürlich auch die Gewässerbiologie geschädigt werden, bis hin zum Fischsterben. Ein besonders großes Problem, sowohl für den Main als auch für die Seen, sind die Blaualgen. „Die langanhaltende Wahnsinns-Hitze fördert die Blaualgen-Entstehung“, erklärt Michael Brenneis, Platzwart am Großwelzheimer See. „Es sind Bakterien, die für Mensch und Tier sehr schädlich sind.“ Hunde beispielsweise könnten bei Verzehr des betroffenen Wassers sofort verenden. Der Campingsee in Großwelzheim musste im August wegen Blaualgen-Befall den Badebetrieb sogar vorübergehend schließen.

„Man kann noch hoffen“

KW37 Klimawandel 5
Foto: Deutscher Wetterdienst

2022 ist gemeinsam mit 2019 der drittheißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881. Bundesweit wurde eine Mitteltemperatur von 19,2 Grad ermittelt. „Es war schon ein extrem heißer Sommer mit vielen Hitzewellen“, resümiert Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Selbst Anfang September verzeichnete der Untermain noch über 30 Grad. „Die warmen Sommer werden sich häufen, aber es gibt sicherlich zwischen drin auch normale Sommer“, prognostiziert Friedrich. Man müsse damit rechnen, dass solche Sommer in 20 bis 30 Jahren zur Normalität gehören und noch wärmere dazukommen. „Es ist eindeutig ein Zeichen, dass wir mittend im Klimawandel stecken und das es da auch keinen Rückgang gibt“, fürchtet der Wetterexperte. „Es ist schon beunruhigend, man kann ja auch sehen, welche dramatischen Auswirkungen das hat.“ Allerdings könne man den Zug noch bremsen. „Mit allen Maßnahmen kann man hoffen, dass dieser Trend noch minimiert wird.“