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„Wie lange sollen wir denn noch schuften?“

07.08.2022, 06:30 Uhr in News
Rente

BAYER. UNTERMAIN (hw/jm). Es führte zu einem Aufschrei in der gesamten Republik: der Vorschlag von Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf für eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre. Dass unser Rentensystem massiv überlastet ist, steht schon seit Langem fest. Trotzdem stellt sich hier die Frage: ungerecht oder notwendig? PrimaSonntag hat mit Politikern und den Menschen aus der Region gesprochen.

„Diese Forderung bringt uns nicht weiter“, kontert CSU-Bundestagsabgeordnete Andrea Lindholz. „Es ist doch realitätsfern zu glauben, alle Dachdecker oder Stahlarbeiter könnten mit 70 Jahren noch problemlos ihre Jobs ausüben.“ Man brauche flexible und lebensnahe Lösungen. Deswegen habe die Union dafür gesorgt, dass ein Beirat bis 2026 genau prüft, ob nach dem Jahr 2030 eine weitere Erhöhung des Regeleintrittsalters mit 67 nötig ist. „Die Ampel würde gut daran tun, unseren Pfad der Vernunft weiterzugehen“, rät die Goldbacherin. Bislang hat die Koalition den Beirat aber nicht seine Arbeit aufnehmen lassen. „Das ist keine planvolle Rentenpolitik, sondern sorgt nur für Verunsicherung.“ Nach Ansicht von Ampel-Mitglied FDP ist eine Modernisierung der Altersvorsorge überfällig. „Eine pauschale Anhebung des Renteneintrittsalters ignoriert aber die Vielfältigkeit der Lebensläufe“, erklärt FDP-Bundestagsabgeordneter Karsten Klein. „Daher setzen wir uns für einen flexiblen Renteneintritt ab 60 Jahren ein, bei dem längeres Arbeiten belohnt wird.“ Der Koalitionsvertrag beinhaltet die von der FDP geforderte Einführung einer gesetzlichen Aktienrente zur Stabilisierung des Rentensystems. „Die Rente muss endlich zukunftsfest gemacht werden. Hierbei geht es auch um Generationengerechtigkeit.“ Auch die SPD-Landtagsabgeordnete Martina Fehlner hält wenig von dem Vorschlag des Gesamtmetall-Chefs. „Die Forderung der Rente mit 70 halte ich für ungerecht und wenig zielführend“ kritisiert die Aschaffenburgerin. „Beim Thema Rente geht es nicht zuletzt um den Respekt und die Wertschätzung für die Lebensleistung der Menschen. Das muss uns wichtig sein.“

Lindholz
Andrea Lindholz
Fehlner
Martina Fehlner
Klein
Karsten Klein

Das sagen unsere Leser zu dem Vorschlag:

Margot Lange aus Aschaffenburg:

KW 31 Rente 2

„Prinzipiell ist es sehr spät, aber wahrscheinlich wird es nicht anders gehen. Ich selber bin nicht dafür. 65,66 finde ich ein angemessenes Alter für die Rente.“

Cornelia Richert aus Mainaschaff:

KW 31 Rente 3

„Ich möchte genauso wie die anderen noch ein bisschen was von meinem Lebensabend haben und mit 70 ist da nicht mehr viel übrig. Wir haben ja auch lange genug gearbeitet – es ist dann auch irgendwann mal gut. Noch mehr ausbeuten muss man dann nicht.“

Familie Küsters aus Obernburg:

KW 31 Rente 4

„Man arbeitet doch schon lange genug! Wenn man mit 16 eine Ausbildung angefangen hat zum Beispiel, dann arbeitet man ja über 50 Jahre. Ich finde das unverschämt.“

Herbert Nohe aus Aschaffenburg:

KW 31 Rente 5

„Ich bin 62 und gehe bald in Rente und arbeite seit 47 Jahren rund um die Uhr. Der das fordert, soll erstmal so viel arbeiten, dann können wir nochmal darüber reden!“

Hilde Rohrmeier aus Aschaffenburg:

KW 31 Rente 7

„Ich persönlich finde das unmöglich! Die Leute wollen doch noch ihre Rente genießen und ein wenig Zeit haben, bevor es einem schlecht geht. Wer sich das ausgedacht hat, hat wohl noch nicht lange genug gearbeitet!“