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„Wir kämpfen um unsere Existenz!“

25.10.2021, 09:55 Uhr in News
Rasen Fussball Seitenlinie

So schlimm steht es um unsere Fußballvereine

BAYER. UNTERMAIN (mg). Die Pandemie hat so gut wie jeden Menschen getroffen und eingeschränkt. Auch unsere Fußballvereine erholen sich nach wie vor von den Folgen und Auswirkungen. Viele regionale Teams werden ehrenamtlich betreut und es fehlt ihnen oft an Mitteln um eine so lange Zeit ohne Spielbetrieb durchzuhalten. Auch bei den Spielern macht sich die spielfreie Zeit bemerkbar. PrimaSonntag hat sich in unserer Region umgehört: Wie ist die aktuelle Situation auf unseren Sportplätzen?


Benedikt Hotz, Vorstand Sport – Viktoria Aschaffenburg

„Letztendlich haben wir die Corona-Krise gut überstanden. Das konnten wir nur auf Grund unserer Fans, Sponsoren, ehrenamtlichen Helfer, Spieler, Trainer, Jugendeltern, Mitarbeiter und einem guten Krisenmanagement im Vorstand erreichen. Mit fünf Langzeitausfällen in dieser Saison und immer wieder kleineren Blessuren ist kaum Rotation und damit Entlastung der Spieler möglich. Zurückzuführen ist dies meiner Meinung nach auf die lange Pause und den darauffolgenden „Mammut-Saisonstart“ mit sechs englischen Wochen.“


Torsten Redeker, Vorstand Sport – SV Alemannia Haibach

„Auch jetzt, wo der Ball wieder rollt und jeder mit einer Rieseneuphorie gerechnet hat, können wir feststellen, dass Corona noch immer allgegenwärtig ist. Die Vorsicht und Zurückhaltung der Zuschauer und einzuhaltende Sicherheitskonzepte zeigen wohl deutlich Verantwortung dafür, dass unsere Zuschauerzahlen trotz erfolgreichen Fußballs hier in Haibach noch stagnieren. Verletzungstechnisch haben wir große Probleme. Es ist uns in dieser Saison noch nicht einmal gelungen, die gleiche Mannschaft an zwei darauffolgenden Wochenenden spielen zu lassen.“


Marco Reinhard, Vorstand Sport – Sportfreunde Sailauf

„So eine Verletzungsmisere wie diese Saison gab es in unserem Verein noch nie. Mittlerweile vergeht nicht eine Woche ohne einen weiteren Verletzten. Die Schuld dafür sehe ich definitiv beim frühen Saisonstart und das ist einzig und allein in der Verantwortung des Verbandes. Wenn man die Saisonstarts aller Landesverbände vergleicht ist zu erkennen, dass Bayern mal wieder einen Sonderweg gegangen ist, der sich nun auf die Gesundheit der Spieler auswirkt.“


Matthias Helfrich, Vorstand Sport – SpVgg Hösbach-Bahnhof

„Wir mussten auch dieses Jahr alle unsere Feste und Turniere absagen. Sportlich gesehen ist die Verletzungsrate enorm gestiegen. Es gibt fast keinen Spieler der diese Saison noch nicht mit kleineren und größeren Verletzungen zu schaffen hatte. Was sehr auffällt, sind die vielen Muskelverletzungen.“


Steffen Bolze, Spielertrainer – TuS Leider

„Die Anzahl der Verletzungen zur letzten Saison haben sich bei uns in dieser Saison nicht extrem erhöht. Wir sind nach der langen Pause sehr dosiert in das Training eingestiegen. Natürlich gab es auch die eine oder andere Verletzung. Die Gründe sind die verkürzte Vorbereitung. Fußballspezifisch zu trainieren ist immer etwas anderes als zum Beispiel Joggen zu gehen.“


Wolfgang Schramm, Leiter Sportausschuss – DJK Hain

„Das Vereinsleben kam im letzten Jahr Corona bedingt, wie überall, komplett zum Erliegen. Einnahmenausfälle durch nicht-stattfindende Feste und Veranstaltungen auf unserem Gelände und unserer Sporthalle, sowie der Ausfall der sozialen Kontakte, die sich allerdings wieder aktivieren lassen.“


Stefan Link, Vorsitzender Öffentlichkeit und Verwaltung – SV Altenbuch/Breitenbrunn

„Der frühe Saisonstart wirkte sich natürlich nicht gerade positiv auf die Fitness und Wettkampffähigkeit unserer Spieler aus. Aber wie vieles in der Corona-Zeit, muss es einfach so gehen.“


Baris Ulusan, Vorstandsmitglied – SV Gencler Birligi Aschaffenburg

„Es fehlt besonders an ehrenamtlichen Betreuern. Durch die Pandemie haben die Menschen ihre spielfreien Sonntage. Manche sind daher leider nicht mehr zum Vereinsleben zurückgekehrt. Natürlich verstehen wir die Intention des Fußballverbands, allerdings muss der Verband auch berücksichtigen, dass wir immer noch eine Amateurliga sind. Viele Spieler haben über Monate keinen einzigen Ball gesehen und sollen in ca. 1- 1,5 Monaten auf das Niveau zurückkommen von 2019? Das macht der Körper nicht mit.“


Michael Zmorek, Vorstandsmitglied – SV Rot Weiss Weibersbrunn

„Wir erleben einen Rückgang von Spielern, die nach der doch langen Zwangspause nun nicht mehr die Schuhe für uns schnüren wollen. Hier ist einmal der berufliche Aspekt hervorzuheben, denn keiner aus einer von Corona stark betroffenen Branche möchte in einer Zeit der Normalisierung durch sein Hobby einen Arbeitsausfall riskieren.“


Marco Hübner, Sportlicher Leiter – SpVgg Grünmorsbach

„In erster Linie war natürlich der finanzielle Aspekt der Größte und Schwerste gewesen. Die Platzpflege, die Nebenkosten für das Vereinsheim und Versicherung sind natürlich alle weitergelaufen. Allerdings muss man auch sagen, dass wir hier sehr treue Sponsoren haben. Neben sieben Langzeitverletzten haben wir wöchentlich neue Ausfälle, die wir versuchen mit unserer alten Herren Mannschaft zu kompensieren.“

Izzet Cevik, Sportlicher Leiter – Türk FV Erlenbach

„Vor allem in der Jugendabteilung haben sich bei uns Probleme entwickelt. Wir mussten sogar mit der ganzen U15 Mannschaft für 10 Tage in Quarantäne gehen. Dadurch gab es viele Schwierigkeiten für Eltern wegen der Kinderbetreuung und es gab Probleme mit den Arbeitgebern der Eltern. Aus Angst haben viele Eltern ihre Kinder nicht mehr zum Verein geschickt.“


Heiko Gries, Abteilungsleiter Fußball – SG Geiselbach/Schneppenbach

„Jemanden für ein Ehrenamt zu begeistern, seinen Verein nicht nur als Zuschauer sondern auch in anderer Form zu unterstützen, war schon vor Corona schwer und die Pandemie hat natürlich nicht dazu beigetragen das sich dieser Zustand gebessert hat. Es wird eher schwieriger eine Verjüngung in den Vereinsstrukturen voranzutreiben.“


Bastian Goldhammer, Sportphysiotherapeut – Inh. „Performance Zone“

„Das Verletzungsrisiko ist immer individuell zu betrachten. Die meisten Amateur Sportler hatten nicht genügend Zeit sich an die fußballspezifische Belastung zu gewöhnen, die nach längerer Sportpause benötigt ist. Die Skelettmuskulatur braucht je nach sportlicher Belastung sechs bis acht Monate für die Adaptation. Sehnen, Bänder und Gelenke benötigen sogar acht bis zwölf Monate. Die stetig wechselnden Belastungen im Fußball, von linearen Läufen bis hin zu Richtungswechseln, Sprints oder Sprüngen verlangen dem Körper alles ab. Durch die lange Corona Pause, die verkürzte Vorbereitungszeit, sowie die fehlende Regenerationszeit zwischen den Wettkämpfen schleppt sich der Hobbysportler mit kleinen Blessuren durch die Fußballzeit, wodurch stärkere Folgeverletzungen nicht ausbleiben. Hier wird der Fußballer und der Vereinstrainer in die Pflicht genommen um die Belastungssteuerung individuell zu optimieren und die Woche auch außerhalb des Fußballtrainings präventiv, durch einen Mix aus Beweglichkeit, Koordination, Krafttraining, zu gestalten.“