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„Wir müssen mehr für unsere Kinder tun!“

29.05.2022, 06:07 Uhr in News
Symbolbild Kinderhaende
Foto: Pixabay
BAYER. UNTERMAIN (jm). Sie sind die Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit - unsere Kinder! Eigentlich sollten unsere Kleinsten ein unbeschwertes Leben führen, mit Freunden spielen und einfach Spaß haben, der Ernst des Lebens steht schon früh genug bevor. Aktuelle Schock-Zahlen des Bundessozialministeriums sprechen aber eine ganz andere Sprache: 12,2 Prozent aller Kinder in Bayern sind von Armut gefährdet. Auch Corona hat die Lage nochmals verschärft und viele Eltern vor eine ungewisse Zukunft gestellt. Anlässlich des Weltkindertags am kommenden Mittwoch stellt sich die Frage: Wie geht es unseren Kindern am Untermain? PrimaSonntag hat mit Verantwortlichen und Betroffenen gesprochen.


„Eigentlich waren wir zusammen als Familie recht gut aufgestellt“, erzählt Jenny aus Aschaffenburg. „Aber die allgemeinen Kosten sind kaum noch zu stemmen.“ Die Geschichte begann eigentlich schon am vermeintlich dunkelsten Punkt des Lebens einer jungen Familie. Die Freude war riesengroß, als Sohn Ben auf die Welt kam. Allerdings verlief der Start des Kleinen ins Leben nicht ganz unproblematisch - aufgrund einer Sauerstoffunterversorgung hatte sich bei dem Jungen ein Hirnödem gebildet. Zudem kam eine Epilepsie. Der Junge leidet an multiplen Krankheiten. Bens Bruder Chris ist zwei Jahre alt und kerngesund. Die alleinerziehende Mutter ist auf staatliche Unterstützung angewiesen. „Die Fahrzeuge und gerade die Autos sind extrem teuer geworden“, berichtet die besorgte Mutter. „Das können wir uns nicht leisten!“ Auch die steigenden Lebenserhaltungskosten machen der kleinen Familie schwer zu schaffen. Es gibt viele Kinder wie Ben“, erklärt Mama Jenny. „Wenn man finanziell da nicht gut aufgestellt ist, steht man vor Problemen.“ Gerade als alleinerziehende Mutter ist die Last nur mit der Hilfe von Familie und Freunden zu bewältigen - das finanzielle Loch bleibt aber.

„Armut schließt aus“

Die Familie ist weitaus nicht die einzige, die mit diesen Geldproblemen kämpft. Oliver Theiß ist Geschäftsführer des Bündnisses gegen Kinderarmut in der Stadt Aschaffenburg und kennt die aktuelle Lage. „Trotz oft sehr positiver wirtschaftlicher Entwicklung haben sich die Zahlen bundesweit und in Aschaffenburg nicht reduziert“, berichtet Theiß. Von 9.000 Kindern sind in der Stadt Aschaffenburg rund 1.4000 Kinder von Armut bedroht - das entspricht also fast 16 Prozent! „2/3 Drittel dieser Kinder leben bei alleinerziehenden Eltern“, erklärt Theiß. „Ihr Arbeitsmarktzugang ist erschwert.“ Welchen Rattenschwanz das Problem mit sich zieht, weiß André Döbber. Mit seinem Verein „Gutherzig“ hat er schon einigen Kindern und Familien aus der Region geholfen. „Je älter die Kinder werden, desto eher entstehen dadurch auch Randgruppen“, erzählt Döbber. „Armut schließt immer ein bisschen aus.“ Auch Oliver Theiß weiß um das Problem. „Die Teilhabe am sozialen wie kulturellen Leben ist nur eingeschränkt möglich.“ Es gibt zwar Unterstützungs-Pakete und Gelder, hier sei es aber ein sehr komplizierter Prozess, diese Leistungen zu erhalten. „Ich erinnere mich an Anträge, die gingen bei 100 Seiten los!“ Auch die Bildung spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle - die betroffenen Kinder können meist nicht auf Hilfe von außen hoffen. Selbst bei einem geglückten Abschluss fehlt das Geld, um beispielsweise ein Studium anzutreten oder sich anderweitig weiterzubilden. „Aus eigener Kraft schafft es vielleicht ein Kind von 100 raus aus der Armut“, schätzt Döbber. „Da fehlen einfach die Möglichkeiten.“ Ein Teufelskreis!

Fehlende Chancengleichheit

Aus seiner Sicht muss mehr Unterstützung aus der Politik kommen. „Manche Eltern können nicht arbeiten gehen, weil sie sich den Kinderhort nicht leisten können“, berichtet der Vorsitzende von „Gutherzig“. „Diese Menschen müssen einfach mehr entlastet werden. Wir müssen mehr für unsere Kinder tun.“ Am Ende des Tages profitieren alle davon, schließlich werden die Kinder von heute den zukünftigen Rentnern den Lebensabend finanzieren. „Es gibt viele Vereine und Leute, die da unterstützen“, erklärt Mama Jenny. „ Das ist eigentlich die einzige Möglichkeit, wie man Hilfe bekommen kann.“ Sie brauchte beispielsweise unbedingt ein behindertengerechtes Fahrzeug für Ben. Nach langem Sparen konnte sie diesen Wunsch kurzzeitig wahrmachen. Aber dann kam auch noch Pech ins Spiel: ein Motorschaden! „Wir wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll!“ Die Familie steht vor einer ungewissen Zukunft.

So können Sie helfen:

Das Geld kommt in einen Spendenpool, mit dem „Gutherzig“ Kindern in Not helfen wird, beispielswiese ein neues Auto für die Familie.

Kontoinhaber: GUTHERZIG e.V.
IBAN: DE11-7956-2514-0007-1626-34
Bank: Raiffeisenvolksbank Aschaffenburg e.G.
Oder per PayPal an: [email protected]

Verwendungszweck: Kinderarmut