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Wir sind total überfüllt!

14.08.2022, 06:23 Uhr in News
KW32 Tierheim Mil 1

BAYER. UNTERMAIN. (mg). Aufgrund der Corona-Pandemie haben sich etliche Menschen ein Haustier zugelegt. Egal ob Hund, Katze oder Meerschweinchen - mit einem Gefährten verging die Zeit im Lockdown um einiges schneller. Vor rund einem Jahr kam es dann zum Super-Gau für unsere Tierheime: Nachdem die Lockerungen in Kraft traten und das Reisen wieder möglich wurde, brachten viele ihre Haustiere in ein Tierheim - und das zum Leid der Heime und der Tiere. Auch dieses Jahr zeigt sich wieder ein ähnliches Bild…

Über zehn Jahre sind Romeo und Ucar schon im Tierheim Miltenberg. Für die beiden besteht wenig Hoffnung auf ein neues Zuhause vor dem Ende ihres Lebens, wie Heimleiterin Vanessa Müller erklärte: „Bei älteren Hunden oder welchen mit Bissvorfällen sieht es sehr schlecht aus. Romeo wurde, bevor er zu uns kam, drei Jahre lang nur auf dem Balkon gehalten. Ucar wurde für die Kinder angeschafft, doch die hatten nach einigen Jahren keine Lust mehr auf ihn.“ Mittlerweile platzt das Heim aus allen Nähten: „Aktuell haben wir bei den Hunden einen Aufnahmestopp. Wir haben Wartelisten und bieten Privatvermittlung über das Internet an, um den Andrang zu bewältigen. Als Gründe werden oft Allergien oder Trennungen angegeben.“ Im Aschaffenburger Tierheim führt man im Hundebereich schon länger eine Abgabewarteliste - jetzt wurde ein allgemeiner Aufnahmestopp ausgerufen. Denn die Anfragen steigen seit Ferienbeginn immens. „Während Tierheime und seriöse Züchter ihre Tiere, nur nach eingehender Beratung in ihr neues Zuhause geben, werden Anschaffungen über Kleinanzeigen-Portale oder aus Tier- oder Baumärkten oft unüberlegt getätigt“, vermerkt die verantwortliche Tierpflegerin Christiane Eisenbach. Und das hat schwerwiegende Folgen für Mensch und Tier. Viele Hunde werden nicht richtig erzogen und werden dadurch immer öfter verhaltensauffällig, wodurch eine vorschnelle Trennung von den Tieren wahrscheinlicher wird. Die Vermittlung von den Tieren in den Heimen stagniert hingegen. „Die letzten Wochen ist die Vermittlung fast gestockt, gerade bei den Hunden waren wir fast auf null“, so Müller. Auch deshalb sind die Plätze in den Tierheimen rar gesät.

KW32 Tierheim Mil 2

Fundtiere häufen sich
Aktuell kommen auch viele Kleintiere in die Heime. Oft werden diese unkastriert besorgt und der große Wurf wird dann entweder ins Tierheim gebracht oder einfach ausgesetzt. In Collenberg wurden vor einiger Zeit Kaninchen einfach in einen Graben geworfen. „Für zwei davon haben wir ein schönes Zuhause gefunden, die anderen beiden sind leider gestorben.“ Die Anzahl der Fundtiere steigt am Untermain. Sehr oft sind diese verletzt oder ungepflegt. So war es auch bei Yorkshire Terrier Sissi. Die anhängliche Hundedame wurde vor drei Wochen in Amorbach gefunden, ihr mussten alle Zähne gezogen werden, weil diese in einem sehr schlechten Zustand waren.

KW32 Tierheim Aschaffenburg 2
KW32 Tierheim Aschaffenburg 1

Seelische Folgen
für die Tiere
Der Großteil der Tiere im Miltenberger Tierheim sind Katzen. „Meistens sind es freilebende Katzen, die tragend und nicht kastriert waren. Wir ziehen die Kitten dann mit der Mutter auf und kastrieren sie im Anschluss.“ Viele Katzen kommen ins Heim, weil deren Besitzer ins Pflegeheim mussten oder gestorben sind. Für die Tiere kann das tragische Folgen haben: „Manche kommen gut zurecht, manche aber auch nicht. Wir hatten zwei Katzen deren Besitzer verstorben ist, sie sind traumatisiert. Sie sitzen panisch in der Ecke und verstecken sich.“ Auch wenn man nur eine kürzere Zeit miteinander verbracht hat, können sich solche seelischen Schäden nach einer plötzlichen Trennung von Frauchen und Herrchen bilden. Deshalb appellieren die Tierliebhaber an den guten Menschenverstand bei der Entscheidung, ob man sich ein Haustier zu legen sollte. „Gerade bei Hunden sollte man sich genau informieren - vor allem über die Rasse. Ein Kangal ist groß, wirkt beschützend, aber die Voraussetzungen müssen gegeben sein und man muss mit dem Tier arbeiten.“ Genauso ein Kangal ist Ucar. Der mit knapp zwei Jahren gekommene Vierbeiner wurde zuletzt aus der Vermittlung heraus genommen – und die Aussichten auf ein Leben in einer Familie schwinden von Tag zu Tag.

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