Leidersbacher Familien nach Brand vor dem Nichts
LEIDERSBACH-ROSSBACH (mg). Auf völlig aufgelöste Familien und ein Bild der Verwüstung und Zerstörung trafen wir am Morgen nach dem Wohnungsbrand am Donnerstag im Leidersbacher Ortsteil Roßbach. In der Nacht war im Obergeschoss der Doppelhaushälfte aus bisher unbekannten Gründen ein Feuer ausgebrochen - und hat den Bewohnern eine einzige Horror-Nacht beschert…
„Ich hatte große Angst, bei mir sind Erinnerungen aus Syrien wach geworden“, blickt Bewohner Osama Al Karim zurück. Seit neun Jahren wohnt er in Deutschland, seit drei Jahren in Leidersbach. „Ich hab die Tür aufgemacht und da war nur Rauch. Dann habe ich direkt nach den Älteren im Haus geschaut und geholfen, sie nach draußen zu bringen.“ Osama wohnt im ersten Stock - das Feuer brach wohl nebenan aus. Seine Räume kann er nun nicht mehr bewohnen. „Alles stinkt nach Rauch. Meine Wohnung stand unter Wasser, wir haben weder Wasser noch Strom.“ Wo er hin soll, kann der Fahrdienstangestellte nicht sagen. „In ein Hotel vielleicht. Hier können wir nicht bleiben.“
Durch Geschrei der Nachbarn alarmiert
Im Erdgeschoss wohnt Fatma Kengel mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern. Sie wurden durch den Alarm des Feuermelders geweckt. „Wir haben uns erst nichts gedacht, weil er manchmal auch einfach so anspringt. Aber dann hab ich das Geschrei der Nachbarn von oben gehört, habe die Tür auf gemacht und der ganze Rauch kam mir entgegen.“ Anschließend hat sie ihren Mann und die Kinder geschnappt, die Nachbarn von nebenan aus dem Schlaf gerissen und vor der Tür die Feuerwehr gerufen. „Ich war froh, dass mein Mann zu Hause war, sonst wäre die Panik größer gewesen.“ Die Familie ist aktuell bei Freunden untergebracht. Auch ihre Wohnung hat einen Wasserschaden und ist unbewohnbar.
„Gutherzig“ eilt zur Hilfe
Der Brand offenbarte auch Einblicke in eine verwüstete Wohnung. Die Bewohnerin der Dachgeschosswohnung, eine ältere Dame, musste mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Es ist davon auszugehen, dass das Feuer in der Wohnung im Dachgeschoss ausgebrochen ist. „Der Zustand der Frau wurde offenbar lange Zeit ignoriert. Sie hat vor kurzem ihre Zwillingsschwester verloren, nimmt starke Medikamente und ist geistig etwas verwirrt“, so André Döbber vom Verein „Gutherzig e. V.“. Er versucht, gemeinsam mit Leidersbachs Bürgermeister Michael Schüßler den Menschen so schnell wie möglich zu helfen. Ein technischer Defekt scheint ausgeschlossen: „Die Familien stehen vor dem Nichts. Es sieht so aus, als hätte keine der Familien eine Hausratversicherung und nur einer eine Haftpflicht, sodass sie wohl auf ihren Kosten sitzen bleiben werden.“ Einige Menschen leiden unter Behinderungen und benötigen zusätzliche Hilfe. Mit finanziellen und materiellen Mitteln will Döbber sie nun unterstützen: Eine Soforthilfe von 1.000 Euro soll den Menschen zu Beginn etwas Erleichterung verschaffen. Der Verein will nun Spenden für die Betroffenen sammeln. Auf der Facebook-Seite von „Gutherzig“ werden die aktuellen Nöte regelmäßig aktualisiert. Mobiliar wird zurzeit noch nicht benötigt, da die Menschen noch keine dauerhafte Unterkunft haben. Für Geldspenden hat der Verein sein Spendenkonto zur Verfügung gestellt. Lassen Sie uns gemeinsam den Opfern des Feuers eine Zukunft bieten und sie nicht alleine in den Trümmern zurücklassen!