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Die Schallplatten & CD-Börsen

vor 9 Monaten in Sonstiges

Ein Unkostenbeitrag (für Hallenmiete, Plakatierungen etc.) von 4.- Euro (3,50 Euro ermäßigt) wird als Eintrittspreis erhoben.

Ende der 1970er Jahre entstanden die ersten Schallplattenbörsen, in Englisch auch Record-Fairs (wortwörtlich „Schallplatten-Messen“ übersetzt) genannt. Sie wurden zunächst von Musikliebhabern im kleinen privaten Rahmen organisiert. Die nahezu gleichzeitig entstandenen großen Elektronik- und Tonträger-Märkte, welche sich eher auf Mainstreamprodukte konzentrierten und auch der kleinere Einzelhandel mit der überall erhältlichen Charts-Ware konnten nicht die vielschichtigen Bedürfnisse der Sammlerwelt befriedigen. Nahezu selbstorganisiert entstand so die Plattform der Schallplattenbörsen, wo Musikbegeisterte sich trafen, um im gegenseitigem materiellen und ideellen Austausch ihrem Hobby nachgehen zu können. Diese so gewachsene Plattform bot Raum für nahezu alle Musikgenres. Vom üblichen Mainstream, über rare Privatpressungen und den preiswerteren Schnäppchen hinaus, bis hin zu den absoluten Top-Raritäten, in Form von Neu- und Secondhandware, war jetzt fast alles erhältlich.

Anfangs von kirchlichen und gemeinnützigen Trägern unterstützt, fanden die Veranstaltungen oft in Gemeindesälen oder Jugendhäusern statt, aber auch in den Eingangshallen größerer öffentlicher Gebäude waren sie schon relativ früh regelmäßig anzutreffen. Mittlerweile werden die Börsen in vielen größeren und kleineren Städten in Deutschland und darüber hinaus in der ganzen Welt in allen möglichen Formen und Örtlichkeiten durchgeführt. Dies zeigt sich in den zahlreichen kleinen Clubs, den Ausflugsbooten (in der Schweiz), den selbstverwalteten Kulturzentren, den Stadthallen, den einfachen OpenAir-Events oder in den eigens dafür eingerichteten Bereichen in einigen der kleinen und ganz großen Festivals bis hin zu den ganzen Messehallen voller Tonträgern und anderen Artikeln aus der Musikwelt.

Im Wandel der Zeit kam die CD (die Compact-Disc) als zweiter bedeutender Tonträger hinzu und drohte dann zwischenzeitlich in den 90ern die Schallplatte nahezu ganz zu verdrängen. Ab der Jahrtausendwende begann sich die Schallplatte erneut zu behaupten und ist bis heute wieder der führende Tonträger in der Sammlerwelt.

Das Suchen und Finden der begehrten Stücke, das Feilschen und Begutachten, aber auch das darüber in vielen Erzählungen gesponnene „Seemannsgarn“ macht den besonderen Charme und die Atmosphäre dieser Börsen aus. Schallplatten müssen nicht nur gehört, sondern auch gesehen werden. Sie lassen sich nicht so einfach anonym im Internet mit ein paar Klicks bestellen. Das so schon in vielen Bereichen verloren gegangene vertrauensvolle Gespräch zwischen Verkäufer und Käufer lässt sich von Angesicht zu Angesicht in solch einem Rahmen viel besser umsetzen.

Aus dem Hobby wurde eine „Berufung“. Inzwischen werden die Schallplatten- (&CD-) Börsen professionell neben- und hauptberuflich veranstaltet und füllen auch große Messehallen.

Durch eine immer weiter steigende Nachfrage an Schallplatten, nimmt die Anzahl der Schallplattenbörsen in den Großstädten, aber auch im ländlichen Raum inzwischen wieder stetig zu.

Wo die CD als Tonträgermedium drastische Rückgänge verzeichnet und die Download- und Streamingdienste in Anbetracht der digitalen Konkurrenz nur noch wenig verdienen können, ist mittlerweile selbst für die Musikindustrie die Schallplatte wieder zu einer ihrer einträglichsten Einkommensquellen geworden. Es gibt derzeit viele Wiederveröffentlichungen, die wieder überall in den riesigen Elektronik- und Tonträgermärkten und kleineren Läden in großer Anzahl erhältlich sind. Immer mehr junge Menschen finden wieder Zugang zum althergebrachten Medium. So ist es bei nahezu jeder neueren Veröffentlichung inzwischen undenkbar, sie nicht auch als Schallplatte erscheinen zu lassen. Unvermögen oder Unkenntnis haben jedoch leider dazu geführt, dass viele der begehrten Wieder- und Neuveröffentlichungen nur sehr limitiert oder einige bedeutende Interpreten überhaupt nicht mehr auf Vinyl erscheinen. So wird sich in der Regel bei der Vermarktung immer noch weiter auf vermeintliche Mainstream- oder Chartsware konzentriert, die dann oft auch noch sehr überteuert angeboten werden. Diese Lücke füllen heute wieder, wie in der Vergangenheit schon zuvor, die Schallplattenbörsen. Je nach Größe und Örtlichkeit kommen in der Regel von mehreren hundert bis hin zu über tausend Musikliebhaber auf die Veranstaltungen.