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„Mein Kampf“ vom Theater Poetenpack in Elsenfeld

vor einem Jahr in

Taboris subversives Verwirr-Spiel spielt am Anfang des 20. Jahrhunderts.
In einem Männerwohnheim in Wien mietet sich der junge Künstler Adolf Hitler ein, um sich an der Kunstakademie zu bewerben. Er trifft auf den jüdischen Buchhändler Schlomo Herzl, der sich mütterlich um den Provinzler zu kümmern beginnt, ihm seine charakteristische Barttracht schneidet und demagogische Kunstgriffe lehrt.

Im weiteren Verlauf der mitunter grotesken Handlung wird Herzl das erste Opfer des sich allmählich ausprägenden Antisemitismus Hitlers. Im letzten Akt macht Hitler Jagd auf ein Buchmanuskript Herzls, in dem er rufschädigende Passagen vermutet. Schließlich verdeutlicht er mit kaum zu überbietender Perfidie, dass er nicht allein das Buch als Archiv von Erinnerungen zu vernichten gewillt ist, sondern auch das Judentum in seiner Gesamtheit.

„Mein Kampf“ beschäftigt sich mit dem Trauma der Shoah in Form einer bitterbösen Farce. Dabei wird Hitler keineswegs als blutrünstiger Dämon, sondern im Gegenteil als unsympathischer, aber nicht durchweg abstoßender Wirrkopf dargestellt. An Brecht und Chaplin anknüpfend, entwickelt Tabori eine Hitler-Figur als komischen Charakter und bezieht sich damit auch auf eine Tradition jüdischen Humors, der er sich verpflichtet fühlt.