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DIE RUMBA-THERAPIE
Trotz des Titels ist diese liebenswerte französische Komödie kein Tanzfilm, sondern vor allem in der zweiten Hälfte eher eine Vater-Tochter-Geschichte: Der Schulbusfahrer Tony blickt auf sein verkorkstes Leben zurück und nimmt sich vor, Kontakt zu seiner Tochter aufzunehmen. Sie ist Tanzlehrerin, und er wird ihr Schüler. Eine hübsche Vorlage für eine unbeschwerte, heitere Story – ein Mann, der über das Tanzen seine verlorene Tochter wiederfindet und damit seinem Leben einen neuen Sinn gibt. Doch ganz so einfach macht es sich Franck Dubosc dann doch nicht. Ein Film für Tanzfans ebenso wie für eingefleischte Nicht-Tänzer (und natürlich auch für Nicht-Tänzerinnen!). Und vor allem sehr unterhaltsam.
Franck Dubosc, in Frankreich ein bekannter Comedian und Schauspieler, stellt sich hier nicht in den Mittelpunkt, sondern er hat für seine liebenswürdige Komödie eine ganze Reihe witziger Nebenfiguren erdacht, mit denen er die Handlung belebt und vorantreibt. Da ist zum Beispiel Michel Houellebecq als Tonys Arzt. Der Autor von zahlreichen provokativen Romanen ist in seiner kleinen Rolle als zynischer Herzchirurg absolut großartig – Houellebecq scheint ein hammerhartes Komödientalent zu sein, ebenso Marie-Philomène Nga als Nachbarin Fanny, die alle Hände voll zu tun hat, um Tony von seinen Vorurteilen zu befreien, was ihr mit viel klugem Pragmatismus sogar gelingt. In allem wird die Absicht von Franck Debosc deutlich, eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen, die auf billige Klischees weitestmöglich verzichtet. Mit vielen unerwarteten Wendungen wechselt er mehrmals die Richtung, was nicht nur Spaß macht, sondern auch von dramaturgischer Intelligenz zeugt. Vor allem im ersten Teil dominiert die Leichtigkeit einer Komödie. Da geht es vorrangig um einen Mann, der plötzlich und unerwartet auf Hilfe von anderen angewiesen ist, weil er einen neuen Lebensinhalt gefunden hat: seine Tochter. Auch wenn später der komödiantische Schwung etwas nachlässt und ein bisschen Vater-Tochter-Pathos Einkehr hält, bleibt doch ein sehr positiver Gesamteindruck: eine gagreiche Komödie, hübsch und intelligent erzählt über einen Mann, der versucht, im Wiegeschritt ein guter Mensch zu werden. (Gaby Sikorski)
Frankreich 2022; Drehbuch und Regie: Franck Dubosc; Darsteller: Franck Dubosc, Louna Espinosa, Marie-Philomène Nga, Jean-Pierre Darroussin, Michel Houellebecq
Länge: 103 Minuten, 103 Min., ab 0 J.