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Theater: Zauberberg

vor einem Jahr in Kunst & Kultur

Ursprünglich 1913 als kurzes, »humoristisches Gegenstück« zu der gerade abgeschlossenen tragischen Cholera-Novelle „Der Tod in Venedig“ konzipiert, wird „Der Zauberberg“ – verzögert durch den Ersten Weltkrieg und andere Projekte – erst elf Jahre später als monumentaler Epochenroman veröffentlicht.

Hans Castorp, ein früh verwaister Ingenieur aus gutbürgerlichen Verhältnissen, reist im Sommer 1907 für drei Wochen aus seiner Heimatstadt Hamburg nach Davos, um seinen lungenkranken Vetter Joachim Ziemßen zu besuchen. Das vornehme Sanatorium Berghof und die verführerische Zeit- und Weltabgewandtheit ziehen ihn derart in seinen Bann, dass er die Abreise immer wieder aufschiebt und so aus Wochen Monate und aus Monaten sieben Jahre werden, in denen die Monotonie der horizontalen Lebensweise zwischen Fiebermessen, Liegekur, Röntgen und Speisesaal ihm bald als die für ihn einzig passende erscheint. Für Castorp gehen Vergangenheit und Zukunft ineinander über, sodass er jedes Zeitgefühl verliert. Gleichzeitig stellt er sich Fragen, die er sich nie zuvor gestellt hat. Welcher der zwei Lebenswege ist der richtige?

Florian Hirsch hat aus dem „Zauberberg“ eine Lesart für unsere Gegenwart destilliert. Eine Soziologie der Leiden: Paradies und Verdammnis, Rausch und Ernüchterung, Bewegung und Stillstand, Ordnung und Freiheit, Liebe und Tod. Eine Entdeckungsreise mit ungewissem Ausgang und schwankenden Fieberkurven inmitten einer Pandemie. Eine Kur ohne Heilung. Ein Schneesturm. Ein Maskenball. Ein Danse Macabre. Ein zeitentrücktes wie zeitaktuelles Portrait des modernen Menschen.