Harmlose Zeichen oder ein ernsthaftes Problem?
ERLENBACH (ld). Eine dubiose Situation - man läuft an einer Straße entlang und entdeckt plötzlich Symbole an Wänden und auf dem Boden, die offenbar mit Kreide dort hingezeichnet wurden. Verdutzt bleibt man stehen und betrachtet das Werk etwas genauer. Sind das etwa harmlose Zeichnungen von Kindern? Oder steckt mehr hinter diesen Kreuzen, Kreisen und Strichen?
Gerade jetzt zur Weihnachtszeit dürften viele Leute verreisen, um die ganze Familie zu besuchen. Man unterhält sich, isst gut und freut sich über so manches Geschenk. Wer mag am Fest der Liebe schon an dunkle Machenschaften denken? Doch kaum ist man daheim, kommt der Schock: Unordnung im ganzen Haus, die Schränke durchwühlt, zerbrochene Gläser und Papier zerstreut über den ganzen Boden – ein echtes Horrorszenario im trauten Heim. Genau das müssen einige Anwohner in Erlenbach kurzzeitig befürchtet haben, als im Urbanusring eigenartige Zeichen aufgetaucht sind.
Was steckt hinter den Markierungen?
In der Regel sind die Markierungen mit Kreide angebracht, zu finden sind sie meist in der Nähe der Eingangstür, an den Briefkästen, an Klingelschildern oder auch auf dem Gehweg. Es handelt sich dabei um sogenannte „Gaunerzinken“. Einbrecherbanden nutzen sie, um sich innerhalb der Gruppe verständigen zu können. Dementsprechend ist es schwer, eine universelle Bedeutung der Zeichen herauszufinden. Oft geht es aber darum, ob ein Anwesen beobachtet werden soll, ob sich ein Einbruch zu einer bestimmten Zeit lohnt und welche Sicherheitsvorrichtungen es gibt. Philipp Hümmer vom Polizeipräsidium Unterfranken sagte uns auf Anfrage unter der Woche: „Das Phänomen ‚Gaunerzinken‘ ist der Polizei natürlich bekannt, war jetzt aber in den letzten Wochen und Monaten nicht mehr so präsent bei uns im Bereich, muss man sagen.“
Das ist passiert
Ein aufmerksamer Nachbar hat in Erlenbach im Bereich des Urbanusrings auf seinem täglichen Spaziergang die merkwürdigen Zeichen auf dem Boden und an der Wand bemerkt und die Anwohner darauf aufmerksam gemacht. An einem Haus stand der konkrete Hinweis „merken“ und eine Kamera war skizziert. Daraufhin wendeten sich die Anwohner skeptisch an die Polizei Obernburg, die dann vor Ort alles begutachtet, dokumentiert und den Verdacht der „Gaunerzinken“ zunächst bestätigt hatte.
Alles nur ein Spiel?
Nach diesen Vorkommnissen waren die Anwohner alarmiert. Vor Ort hat man sich mit Überwachungskameras und Alarmanlagen sogar auf potentielle Einbrüche vorbereitet: „Wir haben Weihnachtsbeleuchtung drum herum und die wird auch über die Feiertage abends brennen“, sagte uns ein Anwohner. Doch inzwischen sind alle „Gaunerzinken“ entfernt und die Geschichte nahm kurz vor Redaktionsschluss eine unglaubliche Wendung. Es stellte sich nämlich heraus, dass wohl Nachbarskinder für die vermeintlichen Gaunerzinken verantwortlich gewesen sind. Damit hatten sie für ordentlich Wirbel im Ort gesorgt. Eine gute Sache hat das Ganze dann doch: Die Erlenbacher haben über die Sicherheit ihrer Häuser nachgedacht und können jetzt zum Glück in Ruhe Weihnachten feiern.