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Dämmer Parkplatz-Krieg

25.05.2025, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
KW21 Parkplatz Krieg1

ASCHAFFENBURG-DAMM (jdw). Wut, Frustration, Unverständnis - und 55 Euro weniger. Am 8. Dezember erhielt der Dämmer Winfried Pfaff ein Bußgeld in Höhe von mehr als 50 Euro – er wurde offenbar von privater Seite verpetzt. Er parkte in der Englertstraße mit zwei Rädern auf dem Gehweg - eine Praxis, die in jeder Kleinstadt gang und gäbe ist. Die Verärgerung ist groß, auch weil andere Fahrzeuge, die ähnlich oder sogar gravierender im Weg stehen, kein Knöllchen bekamen. Ihm und der ganzen Nachbarschaft geht es um fehlende Klarheit bei der Stadtplanung, unklare Regeln und eine Parkplatzsituation, die mit dem Verkehrsaufkommen nicht mehr mithalten kann. Der Wunsch der Anwohner: Eine Lösung, die Rücksicht auf Alltag, Familien und die bauliche Realität der Straße nimmt.

„Ich habe das ausgemessen - 70 Zentimeter Platz. Ein Kinderfahrrad kommt da ohne Probleme durch“, erzählt uns der Betroffene im Interview. Seit mehr als zwei Jahrzehnten wohnt Winfried Pfaff mit seiner Frau und Kindern im Aschaffenburger Stadtteil Damm. „Also die ersten 20 Jahre war hier oben Friede, Freude, Eierkuchen. Man hat sich mit der Nachbarschaft verstanden. Meine drei Kinder sind hier aufgewachsen, zwischenzeitlich sind die drei Enkel im Haus groß geworden. Also die Lebensqualität hier oben, wie sie einmal war, ist nicht mehr da“, verrät er uns. In der Wohnsiedlung herrsche eigentlich ein Tempolimit von 30 km/h, aber das werde oft nicht eingehalten. Auch während des Interviews fahren mehrfach Autos mit zu hoher Geschwindigkeit durch die zu enge Straße. „Gerade mit Kindern und Haustieren wird das zu einem hohen Risiko. Wir machen zwar immer das Hoftor zu, aber man kann nie garantieren, dass Kinder und Tiere plötzlich auf die Straße laufen“, sagt uns Pfaff.

Fehlende Linie

Besonders kritisiert er die aus seiner Sicht fehlende klare Linie bei den Behörden. Während in angrenzenden Straßen Fahrzeuge weiterhin auf dem Gehweg parken, ohne einen Strafzettel zu bekommen, herrscht in seiner Straße plötzlich Nulltoleranz. Dabei sei die Situation für Rettungsfahrzeuge aufgrund der Enge ohnehin schon prekär: „Ich habe es mit dem Laser gemessen - zwischen zwei geparkten Fahrzeugen bleiben 2,42 Meter. Ein Rettungswagen kommt da nicht durch.“ Die Bebauungsdichte der Wohnhäuser verschärft die Situation noch mehr. „Die Stadt wollte Verdichtung - aber für Parkplätze fehlt dann einfach der Platz.“ Winfried Pfaff fühlt sich im Stich gelassen und hofft, dass das Staatliche Bauamt eine Lösung findet, mit der alle glücklich sein können. „Ich glaube, das Problem liegt weit höher, nämlich im Stadtplanungsamt, dass man hier die Straßen viel zu eng geplant hat für das, was im Laufe der Jahre an Verkehr dazugekommen ist. Und man kann meiner Meinung nach jetzt nicht mit der Brechstange versuchen, das durchzusetzen. Wo sollen die Leute hin?“ meint Pfaff.

(K)eine Lösungin Sicht?

Interessant wird es, wenn es um das Thema Strafzettel und Gehwegparken in der Politik geht, denn in Gailbach gab es einen ähnlichen Fall. Dort wurde Gehwegparken abgeschafft und durch wechselseitiges Parken aufgehoben. Oberbürgermeister Jürgen Herzing sagt, dass die Strafzettel, die ausgestellt werden, rechtens seien. Der Referent für Bau und Stadtentwicklung, Dirk Kleinerüschkamp, erklärte allerdings in früheren Medienberichten, dass die Privatüberwachung, also das Anzeigen durch Privatpersonen, „kein Freibrief für die Verkehrsüberwachung“ sei. Es bleibt die Frage: Wo wird dann die Grenze gezogen? Nach Kontaktaufnahme mit dem Ordnungsamt wurde Winfried Pfaff geraten, dass er sich an das Stadtplanungsamt wenden und die Situation schildern soll. „Leider wurde mir
eine Absage zu meinem Vor-Ort-Terminwunsch gegeben, aus terminlichen Gründen.
Daraufhin habe ich den Versuch unternommen, mein Anliegen und mein Ersuchen näher zu präsentieren. Der Antwort kann ich nur entnehmen, dass von der ursprünglich versprochenen Bürgerbeteiligung keine Rede mehr ist, sondern eine bereits gefestigte Meinung vorherrscht: wechselseitiges Parken mit verringerter Stellplatzzahl!“, so der frustrierte Anwohner.