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Absperrgitter, Bauschutt und Lärm in Aschaffenburg

04.05.2025, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
Collage

BAYER. UNTERMAIN (ld/jw). Die ersten warmen Tage liegen hinter uns und es fühlt sich an, als seien alle Menschen auf den Beinen, um jeden Sonnenstrahl einzufangen. Wo zieht es einen in unserer schönen Region da besonders hin? Richtig: an den Main. Blöd, wenn einem aber die Lust auf den Spaziergang, Picknick oder die Fahrradtour durch Bauschutt, Lärm und Bagger verdorben werden. In Aschaffenburg sieht man schon von der Willigisbrücke aus: Am Mainufer ist noch lange nichts fertig! Warum geht die Umgestaltung scheinbar so schleppend voran? Und sollte sich Aschaffenburg ein Beispiel an Miltenberg nehmen?

Punktuell sind bereits Fortschritte bei der Umgestaltung des Mainufers in Aschaffenburg erkennbar. Leute entspannen auf der Picknickwiese am Theoderichstor, auf Bänken und können mit dem Aufzug fahren, wenn er denn nicht gerade feststeckt. Hier und da sieht es auch schon ganz passabel aus, die Sitzstufen direkt am Main laden zum Ausruhen ein. Der Biergarten, den es schon seit 2013 gibt, ist ebenfalls gut besucht. Besonders bei gutem Wetter zieht die Uferpromenade viele Besucher an. Doch all das wird durch die Baustellen mittendrin überschattet, die aktuell kein Ende nehmen. Absperrgitter, Bauschutt und Lärm prägen das Bild des Mainufers derzeit. Außerdem ist der Mainradweg unterhalb der Hanauer Straße und des Pompejanums seit kurzem gesperrt – und das während der Hochsaison. Über mehrere Kilometer müssen Fahrradfahrer in den kommenden zwei Monaten einen Umweg nehmen. Der Weg soll auf vier Meter verbreitert werden. Damit der Verkehr auf einem der beliebtesten Radwege Deutschlands nicht zu lange beeinträchtigt wird, erfolgen die Bauarbeiten abschnittsweise entlang des Mains.

Steuergeld-
Überlaufbecken

Das Regenüberlaufbecken an der Willigisbrücke gehört zwar nicht direkt zu den Umgestaltungsplänen des Schlossufers, soll sich aber mit Aussichtsplattform und Toilettenanlage in das Gesamtbild integrieren. Es sollte verhindern, dass bei Starkregen Schmutzwasser in den Main gelangt. Der Bau wurde auch begonnen, doch kurz danach die niederschmetternde Nachricht: Der Baugrund ist voller Kriegsschutt, die Baugrube ist durch eine falsche Bohrweise undicht, es kostet mehrere Millionen. Seitdem scheint dort nichts mehr zu passieren. Denn noch immer ist unklar, ob die Stadt oder die beauftragte Bohrfirma die Mehrkosten tragen muss. Inzwischen ist die Baustelle sogar als „Sehenswürdigkeit“ bei Google eingetragen. Bei vielen Aschaffenburgern sorgt das Millionengrab aber für Unverständnis: „Bei dem Regenüberlaufbecken lebt die Stadt auf den Kosten der Steuerzahler, weil die sich um keine Lösung kümmern. Tagtäglich wird das Abwasser umgepumpt, das kostet mindestens einen Tausender.“ Baureferent der Stadt Dirk Kleinerüschkamp berichtet, dass die Stadt derzeit die Sanierung plant und sich mit den Baufirmen gütlich einigen will, um die Schadenssumme aufzuteilen. Allerdings laufe das Verfahren dazu noch. Doch schon dieses Jahr könnte die Sanierung des Regenüberlaufbeckens beginnen.

Aufzug-
Aufruhr

Auch beim neuen Fahrstuhl, dem „Herzstück“ des Schlossufers, läuft zunächst nicht alles nach Plan. 2022 war der Spatenstich, im Juli des vergangenen Jahres haben die Bauarbeiten dann begonnen. Bis Ende 2024 sollte der Aufzug in Betrieb genommen werden, doch der Termin verschiebt sich in das neue Jahr. Schon drei Stunden nach der offiziellen Einweihung im Januar bleibt der Fahrstuhl mit drei Personen stecken. Ein Ärgernis für die Stadtverwaltung. Doch der Defekt wird relativ schnell behoben. Momentan funktioniert der Aufzug und bringt Menschen barrierefrei ans Mainufer und in die Oberstadt. Beim Design scheiden sich allerdings die Geister. 2022 waren 1,8 Millionen Euro für den Aufzug eingeplant, gekostet hat er letztendlich 4 Millionen.

Drogen-Hotspot
Mainufer?

Eine weitere Bewährungsprobe für das Mainufer könnte der Handel mit Drogen werden. Selbst als Reporter bekommt man vor laufendem Mikrofon und mit Kamera Cannabis angeboten. Ein beklemmendes Gefühl! Versammeln sich neben Familien, Spaziergängern und Radfahrern jetzt auch Drogenkonsumierende am Main? Es stellt sich die Frage, ob das Problem vom Schöntalpark durch die Kontrollen jetzt an andere Orte wie das Mainufer verlagert wird. Kripochef Markus Schlemmer kann das nicht bestätigen. Das Mainufer sei kein Drogen-Hotspot. Allerdings müsse die Polizei die Lage immer neu bewerten. Pressesprecher Philipp Hümmer ergänzt: „Zu beachten ist nach der Teillegalisierung von Cannabis für die kommenden Monate allerdings auch, dass bei warmer Witterung auf öffentlichen Flächen, die von der Bevölkerung in der Freizeit bevorzugt aufgesucht werden, ein nicht zu beanstandender, legaler Cannabiskonsum stattfinden wird. So sind derartige Feststellungen auch am Mainufer in Aschaffenburg durchaus erwartbar.“

Trotz allem
Zuversicht

Immerhin: Ein Teil der Umgestaltung ist schon geschafft. Der erste Bauabschnitt ist inzwischen fertiggestellt, darunter auch die Teilsanierung der historischen Stützmauer, der obere Kranichplatz, Freiflächen und die Verbreiterung des Uferwegs. Was noch aussteht, ist unter anderem die Erweiterung des Biergartens, die Beleuchtung des Uferweges und die Errichtung des unteren Kranichplatzes. Außerdem sollen weitere Wege und Sitzmöglichkeiten entstehen. Auch Bewegungs- und Barfußparcours und Anlegestellen für Schiffe und Wasserwandernde sind vorgesehen. Wenn es erstmal fertig ist, sicherlich ein Gewinn für die Aschaffenburger und Touristen. Nur das wird noch bis mindestens 2028 dauern und insgesamt etwa 12 Millionen Euro kosten. Solange müssen wir uns wohl noch gedulden. Das sei laut Dirk Kleinerüschkamp aber „(…) einigermaßen im Zeitplan.“ Grund für die Verzögerung des ersten Bauabschnitts sei die statische Berechnung des Aufzugs und das Finden von Baufirmen gewesen. Oberbürgermeister Jürgen Herzing sagt: „Das Schlossufer hat eine große Bedeutung für die Aschaffenburger Stadtentwicklung. (…) In 3 Jahren wird das Schlossufer insgesamt fertig gestellt sein. Mit schön gestalteten Grünflächen, Sitzstufen am Wasser und Freizeit- und Gastronomieangeboten wird es ein großer Anziehungspunkt werden. Wir haben die Fläche, die ja einst als Großparkplatz diente, den Menschen zurückgegeben.“

Wie sieht es
in Miltenberg aus?

Die Stadt Miltenberg hat rund 29 Millionen in das Mainufer investiert, vor allem in Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser. Unterteilt in fünf Bauabschnitte wurde 17 Jahre lang gebaut. Eine etwa 2 Kilometer lange Strecke wurde entlang des Mains neuentworfen und umgebaut. Den Spatenstich gab es 1999 an der Promenade und den Brückenrampen. 2016 wurden die letzten Steine im Schwarzviertel gesetzt und die Bauarbeiten beendet. Eine Besonderheit des Mainufers in Miltenberg ist, dass bei dem Schutzsystem mit dem für die Region typischen roten Buntsandstein gearbeitet wurde, um die Mauer passend in das Stadtbild zu bauen. Außerdem gibt es auch am Miltenberger Mainufer Gastronomie und Anlegestellen für Schiffe. Bei Besuchern kommt das Mainufer sehr gut an:

KW18 Christina Wulf Osthofen bei Worms

Christina Wulf aus Osthofen bei Worms

„Es ist sehr gemütlich und idyllisch. Man kann hier sehr gut sitzen, sich ausruhen, entspannen. Also es war die Fahrt wert. Wir sind einfach nur für so einen Tagesausflug hergekommen. Das Mainufer ist schon ganz schön angelegt. Auch für die Kreuzfahrtschiffe.“

KW18 Otmar Berres aus Obernburg

Otmar Berres aus Obernburg

„Ich persönlich sage, das ist absolut spitze. Das war nötig. Ich selber habe schon gesehen, wie das Waser übergelaufen war. Und da musste man über Bohlen laufen. Jetzt ist alles wasserdicht und sehr schön. Aschaffenburg ist ein kleines bisschen schöner, speziell am Pompejanum.“

KW18 Waldemar

Waldemar aus Miltenberg

„Es fehlt ein bisschen mehr Gastronomie. Oben kann man Fahrrad fahren, unten soll gelaufen werden, ist einwandfrei. Hier war immer Hochwasser und die Mauer macht ihren Job.“

Das sagen die Besucher des Aschaffenburger Mainufers

KW18 UMF Mainufer AB 1

Renate Bleistein aus Aschaffenburg

„Generell finde ich die Vorhaben gut. Es ist ja immer noch eine Baustelle im Moment. Aber ich finde es gut, dass es eine schöne Freizeitzone für die Leute ist. Die Sitzstufen finde ich sehr schön und den Biergarten auch.“

KW18 UMF Mainufer AB 2

Renate aus Michelbach und Romuald aus Goldbach

Renate: „Früher habe ich immer da geparkt. Das war der einzige kostenlose Parkplatz und inzwischen hat man hier in ganz Aschaffenburg überhaupt nichts mehr, man kann nur noch in Parkhäuser. Für alte Leute, die in die Innenstadt wollen, ist das schwierig. Ich fand vorher, wenn es gepflegt gewesen wäre, hätte das gereicht. Ich weiß gar nicht, wie lange das hier schon so ist - fünf Jahre bestimmt. Seitdem ist alles hier eine Baustelle. Bisschen zäh.“ Romuald: „Da habe ich eine ganz klare Meinung: Wir beweisen wieder: Wir können alles nur langsam. Wie viele Jahre dauert das schon? Lächerlich vom Tempo! Dass es gemacht wird, finde ich in Ordnung.“

KW18 UMF Mainufer AB 3

Debora Scheelen aus Aschaffenburg

„Ich weiß nicht, wie lange dieser Fahrstuhl hier gebraucht hat, aber der ist jetzt zumindest fertig geworden. Ich denke schon, dass sich hier etwas tut. Die Mainwiesen gefallen mir sehr gut und auch der Weg, der hier am Main entlangführt, ist schon ganz schön.“

KW18 UMF Mainufer AB 4

Petra Merget aus Aschaffenburg

„Ich finde es gut, dass mal ein Anfang gemacht wurde, aber da wäre noch ein bisschen was möglich. Vor allem noch einen gastronomischen Betrieb in Konkurrenz zum GUDE fände ich gut. Der Fortschritt ist nur viel zu langsam. Generell bräuchte es mehr Rücksichtnahme zwischen Radfahrern und Fußgängern.“

KW18 UMF Mainufer AB 5

Kadem Ruholah aus Aschaffenburg

„Eigentlich sollten Städte ja wieder begrünt werden, wenn ich aber sehe, was die da vorne alles zugepflastert haben.... Die Stadt schmeißt einen Haufen Kohle raus. Da oben im Park sollten sie sich lieber darum kümmern, dass die Papierkörbe regelmäßig geleert werden. Hier wird viel gemacht und da an manchen Stellen, wo es darauf ankommt, weniger. Ich sehe nur das Loch da hinten, dass schon seit Jahren da herumgammelt, das sollte ja auch schon ewig fertig sein und da passiert ja gar nichts. Soweit ich es mitgekriegt habe geht es auch darum zu klären, wer den Schaden da übernimmt.“

KW18 UMF Mainufer AB 6

Stephanie Günther-Metz aus Hösbach und Michael Englert aus Bessenbach

„Es wird Zeit, dass mal etwas passiert. Es könnte noch mehr umgestaltet werden, aber ich denke, das wird noch.“