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Den Bädern steht das Wasser bis zum Hals!

20.11.2022, 06:30 Uhr in PrimaSonntag
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BAYER. UNTERMAIN (mz). Unseren Schwimmbädern steht das Wasser bis zum Halse. Geschlossene Bäder, sinkende Wassertemperaturen, Personalknappheit. Die Realität im Herbst 2022 sieht alles andere als rosig aus. Zweieinhalb Jahre im Dauerkrisenmodus hinterlassen ihre Spuren bei den Betrieben und damit auch bei den Badegästen. Vielen Kindern wird durch die Einschränkungen die Möglichkeit genommen, früh schwimmen zu lernen. Sorgen die aktuellen Krisen also für eine ganze Generation an Nichtschwimmern?

Schwimmen kann Leben retten! Eine simple, aber wahre Aussage, die wohl jeder von uns schon mal gehört hat. Deswegen ist es so wichtig, dass Kinder schon früh lernen, sich im Wasser zurechtzufinden. Doch durch Pandemie und Energiekrise ist die Zahl der Nichtschwimmer stark gestiegen. Die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) warnte deshalb bereits im Sommer vor der „Generation Nichtschwimmer“. Unsere Bäder in der Krise - ein Problem, dessen Folgen vielfach noch unterschätzt werden. Und auch die Schwimmschulen geraten unter Druck.

Schwimmschule im
Teufelskreis
Die Schwimmschule in Elsenfeld hat zwar auch Positives zu berichten - allerdings nicht viel. „Die Temperatur des Wassers musste im Elsavabad, dort wo unsere Schwimmkurse stattfinden, bislang nicht abgesenkt werden. Das Bad wird von dem sogenannten „Holzhackschnitzelwerk“ versorgt, sodass die Temperatur wohl stabil bleiben kann“, sagt Sascha Eßinger der Leiter der Elsenfelder Schwimmschule. Das war es dann aber auch mit guten Nachrichten. Die Schule war während den Corona-Lockdowns lange geschlossen. Die Folge: strenge Auflagen für Schwimmkurse, hohe Kosten, stornierte Kurse! „Durch die lange Pause haben wir auch einige Trainer verloren, also entstanden neue Probleme“, berichtet Eßinger. Ein Teufelskreis, aus dem die Schwimmschule nur schwer wieder rauskommt - insbesondere angesichts der Energiekrise.

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Sascha Eßinger

Liebe zum Beruf
ungebrochen
Diese hat die Zahl der Anmeldungen nochmal kräftig nach unten gedrückt. „Die Leute versuchen natürlich, ihre Ausgaben zu reduzieren, um die hohen Preise und Energiekosten kompensieren zu können.“ Verständlich aus Sicht der Gäste, verheerend für die Schwimmschule. „Das sind auch für uns nach zweieinhalb Jahren keine guten Aussichten.“ Doch trotz der aktuell prekären Lage, haben sie in Elsenfeld nicht ihre Leidenschaft für ihren Beruf verloren. „Unser größter Antrieb ist es, Kindern ein sichereres Schwimmen beizubringen, mit all unserer Liebe zu unserer Arbeit.“

Zahl der Nichtschwimmer
wird steigen
Die Krise der Bäder geht an den Badegästen nicht spurlos vorbei, besonders nicht an denen, die schwimmen erst noch erlernen müssen. Wächst aktuell eine Generation von Nichtschwimmern heran? Diese Gefahr sieht auch Schwimmlehrer Torsten Herrschaft. „Das Problem ist jetzt schon da.“ Herrschaft unterrichtet Kinder und Erwachsene in Miltenberg und blickt in eine düstere Zukunft. „Die Zahl der Nichtschwimmer wird in den kommenden Jahren ganz klar steigen, und auch die Anzahl der erwachsenen Nichtschwimmer, davon gibt es mehr, als man denkt.“ Herrschaft wünscht sich mehr staatliche Unterstützung für Schwimmschulen, damit diese auch in schwierigen Zeiten eine Zukunft haben. Sein Blick nach vorne: „Schlimmer kann es nicht mehr werden!“

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Torsten Herrschaft

Schließungen nicht
ausgeschlossen

Schon jetzt ist die Lage extrem fordernd, dabei stehen die wirklich kalten Monate noch bevor. Aus Sicht von Dieter Gerlach, Geschäftsführer der Stadtwerke Aschaffenburg, bleibt die Situation weiter angespannt. „Wenn es wirklich ein extrem kalter Winter wird, kann ich nicht ausschließen, dass die Temperatur nochmal gesenkt oder Bäder auch geschlossen werden müssen. Im Falle eines normalen Winters muss sich aber niemand Sorgen machen, dass er die Bäder nicht nutzen kann.“ Das aktuelle Herbstwetter - für Gerlach ein Glücksfall. „Bisher hatten wir einfach mit der Witterung extrem viel Glück, bisher war es ziemlich mild, das kann sich natürlich im Januar und Februar wieder ändern.“ Für unsere Bäder heißt das: keine Entspannung in Sicht. Und wenn Pandemie und Energiekrise irgendwann an Wucht verlieren werden, könnte so schon das nächste große Problem vor der Tür stehen: zu viele Nichtschwimmer!

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Dieter Gerlach