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Der alte Zauber der Weihnacht

14.12.2025, 07:30 Uhr in PrimaSonntag
Collage Weihnachtsmaerkte

BAYER. UNTERMAIN (ps/mg). Für viele gehört ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt dazu, um erst so richtig in besinnliche Stimmung zu kommen. Glühwein, Bratwurst, gebrannte Mandeln und festliche Lichter gibt es mittlerweile in fast jeder Gemeinde oder Stadt unserer Region. Aber wie hat alles seinen Anfang genommen? Wie sahen die Weihnachtsmärkte in Aschaffenburg, Elsenfeld, Miltenberg und Co. früher aus und was macht sie so besonders? Wir stellen eine Auswahl vor und beleuchten ihre ganz individuelle Geschichte.

Aschaffenburger Christkindlmarkt

Heinos Musik „laut und geschmacklos"

Der erste offizielle Weihnachtsmarkt in Aschaffenburg fand bereits 1949 statt. Damals hieß er noch Christkindlmarkt und wurde in der Goldbacher Straße ausgerichtet. Schon bei der Premiere war geplant, dass der Aschaffenburger Christkindlmarkt zur Tradition wird - das ist gelungen. Damals schon konnte man Weihnachtsgeschenke wie Bilderrahmen, Ansichten von Aschaffenburg und Keramiken kaufen. Gewürzbonbons, kandierte Früchte und gebrannte Mandeln verströmten schon vor vielen Jahrzehnten den typisch weihnachtlichen Duft. Auch kleine Besucher kamen bereits auf ihre Kosten. Sankt Nikolaus und Knecht Ruprecht kamen auf einem Pferdegespann angerollt und verteilen an die Kinder rund 400 Gutscheine. Die konnten sich die kleinen Besucher dann gegen Lebkuchenmänner eintauschen. Musikalisch wurde der Markt durch den Chor des Waisenhauses und des Gesellschaftsclubs Fidelo begleitet.

Der Weihnachtsmarkt zieht um
Bereits zu den Anfängen gab es die Idee, den Weihnachtsmarkt künftig an einen anderen Ort zu verlegen. 1982 wurden dann aus 19 Schaustellern 40 und somit wurde mehr Platz benötigt. Der neue Standort befand sich zwischen dem Bummelmarkt und der City Galerie. Wenige Jahre später folgt der nächste Wechsel. Im Jahr 1991 versammelte sich das weihnachtliche Treiben dann auf den Schlossplatz – so wie wir unseren heutigen Weihnachtsmarkt auch kennen. Ab diesem Zeitpunkt tritt auch die Stadt aus Ausrichter des Weihnachtsmarktes auf. Der Aschaffenburger Weihnachtsmarkt ist stetig gewachsen. In den 90er-Jahren hagelte es allerdings Kritik für die Musik. Gespielt wurde Heino - „laut und geschmacklos“ heißt es von manchen Stimmen in den alten Aufzeichnungen. Heute finden sich über 50 verschiedene Schausteller und Buden am Schlossplatz zusammen und bescheren uns eine schöne Adventszeit.

Wintermesse Aschaffenburg

Der wahrscheinlich erste Versuch eines Weihnachtsmarktes im Jahr 1936 vor der Jesuitenkirche

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Der Aschaffenburger Christkindlmarkt vor der Stiftskirche im Jahr 1949. Foto: Klaus Eymann

Historische Weihnacht in Miltenberg

Weihnachtsstimmung mit Peter Alexander und den Schlümpfen
Miltenberg mit seinen vielen Fachwerkhäusern erstrahlt in der Vorweihnachtszeit in einem besonderen Glanz. Seit mehr als 40 Jahren zieht der dortige Weihnachtsmarkt vor historischer Kulisse zahlreiche Besucher an. „Der erste offizielle Miltenberger Weihnachtsmarkt hat im Jahr 1977 stattgefunden. Die Veranstaltung hat sich vom eigentlichen Marktplatz ausgedehnt, die Fußgängerzone entlang bis zum Engelplatz“, erklärt der ehemalige Leiter der Miltenberger Museen, Herrmann Neubert, in einem früheren Interview. „Zeitweise reichte der Weihnachtsmarkt sogar fast bis zum Würzburger Tor.“ Das sei außergewöhnlich groß für eine Stadt wie Miltenberg. „Von meinen ersten Jahren hier mit dem Weihnachtsmarkt ist mir unter anderem die Musik in Erinnerung geblieben. Das war damals vor allem ‚Weihnachten mit Peter Alexander‘, ‚Alpenglühn‘ und die Schlumpf-Weihnacht. Der Markt selbst war sehr schön, die Beschallung damals eher weniger“, erzählte Neubert schmunzelnd.

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Weihnachtliche Stimmung am Miltenberger Schnatterloch (Datum unbekannt).

Weihnachtsmarkt am Kahler Schloss Emmerichshofen

„Den Apfelwein-Kessel gab’s schon 1976“
Vor romantischer Schloss-Kulisse lädt der Adventsmarkt am Schloss Emmerichshofen in Kahl schon seit fast 50 Jahren zu besinnlichen Stunden ein. Damals allerdings noch unter einem ganz anderen Namen: Den „Flohmarkt zum Advent“ gab es erstmalig im Jahr 1976. Er lockte so viele Besucher an, dass er eine feste Größe im Kahler Veranstaltungskalender wurde. „Ich erinnere mich daran, wie meine Augen vom Feuer unter dem Kessel gebrannt haben. Mit elf oder zwölf habe ich heißen Apfelwein ausgeschenkt, um mein Taschengeld aufzubessern. Das Geld habe ich in Modellflugzeuge investiert“, erinnert sich Harald von Waitz, der mit seiner Familie im Schloss Emmerichshofen lebt. Eine Besonderheit: Schon seit jeher gehen alle Einnahmen des Marktes an einen guten Zweck. „In den 70ern kamen um die 1.500 Besucher, heute sind es etwa 5.000“, erzählt von Waitz. „Etwa Ende der 1980er oder Anfang der 90er-Jahre wurde die Veranstaltung dann ‚Adventsmarkt‘ genannt, wie sie heute noch heißt.“

Collage Adventsmarkt Emmerichshofen
Impressionen aus den Jahren 1976, 1979 und 1980.

Obernburger Nikoläuse und Elsenfelder Kläuschen

Wein statt Glühwein

Auch in Obernburg wird sich jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit bei „Obernburg im Lichterglanz“ in der Altstadt getroffen. Vor etwa zwanzig Jahren wurde die Veranstaltung ins Leben gerufen vom damaligen Gewerbeverein. Und bei einer ganz bestimmten Sache waren die Obernburger sogar Vorreiter bei uns: „Kerzen in Weckgläsern haben schon damals die Straßen geschmückt und die zieren das Event auch heute noch. Obernburg war eine der ersten Städte in der Region, die diese Art der Deko wählte“, erzählt Matthias Kraus vom Stadtmarketing-Verein. Seit 2016 veranstaltet der den „Lichterglanz“. „Als besonderer Brauch kommt der Nikolaus seit über zehn Jahren die beleuchtete ‚Himmelsleiter‘ vom Stadtberg herunter und bringt die Kinderaugen zum Strahlen“. Der Elsenfelder Kläuschenmarkt wurde 2009 erstmalig vom Gewerbering ins Leben gerufen. „Zu der Zeit gab es Late Night Shopping, eine Eisbahn und eine Planwagen-Fahrt durch Elsenfeld“, schildert Nicole Klug vom Stadtmarketing. „Der Markt ist erweitert worden, heute gibt es 27 Stände, früher waren es etwa 15. Ich erinnere mich, dass die ersten Kläuschenmärkte noch im Schnee waren, das ist heute leider seltener der Fall. Vor einigen Jahren war es sogar so warm, dass die Glühweinstände spontan normalen Wein ausgeschenkt haben“, erinnert sie sich schmunzelnd.

KW50 Weihnachtsmaerkte Obernburg2014

Obernburg im Lichterglanz im Jahr 2014.

KW50 Weihnachtsmaerkte Klaeuschenmarkt2009

Das erste Jahr des Elsenfelder Kläuschenmarktes 2009.