Der Promille-Test am Steuer

BAYER. UNTERMAIN (jdw/mg). Eine erschreckende Entwicklung - die Zahl der ertappten Autofahrer unter Drogeneinfluss ist um 44 Prozent gestiegen. Diese Zahl hat die Polizei Unterfranken diese Woche veröffentlicht. Die so genannten folgenlosen Fahrten unter Drogeneinfluss erhöhten sich somit von 1.523 auf 2.211. Die Statistik zeigt auch einen Anstieg der Unfälle um 21 Prozent. Auch alkoholisierte Fahrten ohne Unfallfolge verzeichneten einen erneuten Anstieg. Die Unfälle unter Alkoholeinfluss blieben allerdings auf einem gleichbleibenden hohen Niveau. Um dem entgegenzuwirken, führte die Verkehrspolizei am Montagmorgen auf dem Parkplatz Strietwald Süd eine großangelegte Kontrolle durchgeführt, bei der sie mehrere Fahrer erwischten, die unter Drogen- und Alkoholeinfluss standen. Beides beeinträchtigt Reaktionszeit, Urteilsvermögen und Konzentration - Fähigkeiten, die im Straßenverkehr lebenswichtig sind.
Schon ab 0,5 Promille steigt das Unfallrisiko signifikant - das Fahren unter Alkoholeinfluss gilt dann als Ordnungswidrigkeit. Wer mit über 1,1 Promille am Steuer sitzt, gilt als absolut fahruntüchtig - unabhängig davon, ob ein Unfall passiert oder nicht und begeht somit eine Straftat. Diesen Wert erreichte auch unser Reporter Jamie in unserem Selbsttest. Innerhalb der Probezeit und für Fahrer unter 21 Jahren gilt sogar die 0,0-Promille-Grenze. In Deutschland wurde letztes Jahr Cannabis für den privaten Konsum und Besitz in geringen Mengen legalisiert. Zuvor unterlag Cannabis den Regelungen des Betäubungsmittelgesetzes. Diese neue Regelung könnte einen Einfluss auf die erhöhten Fahrten unter Rausch genommen haben. Doch auch Cannabis verändert die Wahrnehmung und Verkehrstüchtigkeit gravierend. Viele Konsumenten unterschätzen die Nachwirkungen oder fahren noch unter dem Einfluss, weil sie sich „fit genug“ fühlen. Doch das kann fatale Folgen haben - für sich selbst und für andere.
Fahrt Richtung MPU
Die Polizei kontrolliert regelmäßig, vor allem an Wochenenden, und möchte ihren Fokus auf das Problem stärken. Polizeioberkommissar Hümmer berichtet: „Das Polizeipräsidium Unterfranken wird im Jahr 2025 die Fahrtüchtigkeit noch stärker in den Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit stellen. Somit können sich die Verkehrsteilnehmer auf weiterhin zunehmende Verkehrskontrollen auf unterfränkischen Straßen einstellen.“ Wer erwischt wird, muss mit empfindlichen Strafen rechnen: Führerscheinentzug, Geldbußen, Punkte in Flensburg und im schlimmsten Fall auch Freiheitsstrafen. Eine Geldstrafe beläuft sich schnell auf 500 Euro. Doch keine Strafe macht ein verlorenes Leben wieder gut. Dabei gibt es gute Alternativen: Taxen, Fahrdienste, öffentliche Verkehrsmittel oder einfach die Entscheidung, das Auto stehen zu lassen. Ein klarer Kopf am Steuer ist mehr als nur eine Empfehlung – es ist eine Verantwortung gegenüber allen im Straßenverkehr!
Wer säuft, der läuft
Bei einer anonymen Umfrage zum Thema Alkohol am Steuer zeichnet sich eine klare Meinung ab: Die Mehrheit der Befragten betont, dass das Fahren unter Alkoholeinfluss nicht vereinbar ist. „Es ist nicht sinnvoll, wenn man nicht mehr fahrtüchtig ist. Man gefährdet ja nicht nur sich, sondern auch andere.“ Einige sagten, dass sie vereinzelt in der Vergangenheit schon mit Alkohol gefahren sind: „Ja, wenn ich mal ein kleines Bier oder eine Weinschorle getrunken habe, bin ich auch schon Autogefahren, aber ich kenne auch meine Grenze und wenn ich zu viel getrunken habe, lasse ich das Auto stehen“, erklärt eine Befragte. Auch die persönliche Erfahrung mit eingeschränkter Reaktionsfähigkeit wurden beschrieben: „Ich persönlich habe das Gefühl, dass wenn ich Alkohol getrunken habe, meiner Reaktion nicht mehr so vertrauen kann, wie wenn ich nüchtern bin.“ Viele der Befragten berichteten, dass sie in der Jugend unter Alkoholeinfluss gefahren sind, aber heute schon lange gar nichts mehr getrunken haben. Die Aussagen deuten auch auf ein Bewusstsein für die Risiken hin: „Es ist gefährlich, weil halt dabei auch so viel passieren kann. Wenn ich fahre, will ich immer bei klarem Verstand sein“, sagt ein Umfrageteilnehmer. Die überwiegende Mehrheit zeigt damit eine deutliche Haltung: Trinken und Autofahren passen nicht zusammen!
Alkohol am Steuer: Reporter-Selbsttest im Fahrsimulator
Unser Reporter Jamie hat sich an den Selbsttest gewagt und hat sich mit 1,2 Promille Alkohol im Blut hinters „Steuer“ gesetzt. Natürlich in einer sicheren Umgebung, nämlich im Fahrsimulator der Fahrschule „Sausemaus“. Jamie berichtet nach der vierten Flasche Bier: „Ich merke schon, dass ich ein bisschen angetrunken bin. In ein richtiges Auto wäre ich schon nach dem ersten Bier nicht mehr gestiegen und jetzt erst recht nicht mehr, weil ich auch einfach merke, wie anders meine Wahrnehmung ist.“ Im Fahrsimulator dann der Test, wie gut kann er noch Autofahren? Schon beim Anfahren gibt es die ersten Schwierigkeiten: „Also ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich beim Losfahren eigentlich keine Probleme habe, aber jetzt habe ich das Auto schon drei Mal abgewürgt.“ Und auch auf gerader Strecke erkennt man, dass Alkohol im Spiel ist. Im Simulator wird eine Innenstadt, ähnlich wie die von Aschaffenburg, gezeigt. Dort gilt Tempo 30 und rechts vor links - innerhalb von kürzester Zeit hat er vier Autos die Vorfahrt genommen und zwei Fahrradfahrer überfahren. Jamie ist geschockt von seiner eigenen Bilanz und kann nur ein Fazit ziehen: „Don't drink and drive!“