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Im Garten begraben - neues Gesetz auch bald bei uns?

21.09.2025, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
KW38 Beerdigung collage

BAYER. UNTERMAIN (tm). Kaum jemand spricht offen darüber, doch am Ende trifft es uns alle: Was passiert mit uns nach dem Tod? Ein Grabstein auf dem Friedhof? Eine Urne im Friedwald? Das sind bisher die Entscheidungen, die man selbst oder Angehörige treffen müssen. Doch Rheinland-Pfalz sprengt jetzt alle Konventionen: Dort darf man ab Oktober die Asche von Verstorbenen sogar im heimischen Garten verstreuen. Für viele ein längst überfälliger Schritt hin zu mehr Selbstbestimmung – für andere ein Tabubruch.

Friedhofskultur ist gerade in unserem ländlichen Gebiet ein großes Thema. Wer kümmert sich, wer zahlt, wie gepflegt ist das Grab der Oma oder des Nachbarn? Mit Friedwald und Co. gehen diese Verpflichtungen immer mehr zurück, viele haben schlichtweg keine Zeit oder kein Geld mehr oder wohnen nicht in der Nähe des Verstorbenen. Rheinland-Pfalz geht jetzt sogar weiter: Die letzte Ruhestätte im Garten oder im Fluss, das ist jetzt möglich. Das neue Gesetz spaltet. Befürworter sprechen von Selbstbestimmung und einem würdevollen Abschied. Kritiker warnen: Der Friedhof ist mehr als ein Ort der Beisetzung. Er ist Ort des Gedenkens, öffentlich, für jeden zugänglich. Was heißt das, wenn Bestattungen plötzlich privat werden? Nicht jeder hat einen Garten. Oder was sagen die Nachbarn, wenn im Garten nebenan Asche verstreut wird? Und was passiert, wenn das Grundstück verkauft wird? Fragen, die bleiben. Sicher ist nur: Rheinland-Pfalz hat eine Debatte angestoßen, die ganz Deutschland betrifft. Ob Bayern irgendwann nachzieht, bleibt offen.

Letizia auas Karlstein
Letizia Leih aus Karlstein

„Nein, im Garten könnte ich mir das gar nicht vorstellen – das finde ich einfach eigenartig. Die Vorstellung ist komisch, erst recht, wenn es nur in Rheinland-Pfalz erlaubt ist und sonst nirgends. Schön fände ich es eher, wenn man die Asche an einem besonderen Ort verstreuen könnte – zum Beispiel auf einem Berg oder im Meer.“

Michael aus Aschaffenburg
Michael aus Aschaffenburg

„Ich habe damit kein Problem. Es sollte jeder selbst entscheiden dürfen, was mit seiner Asche passiert. Natürlich muss man schauen, wo es passt, aber man muss nicht alles regeln und einschränken. Ich fände es gut, wenn das auch bei uns möglich wäre. Für mich persönlich habe ich sogar schon einen Plan: Ich würde gerne am Schloss hier in Aschaffenburg bestattet werden.“

Ludwig aus Miltenberg
Ludwig Staudach aus Miltenberg

„Ich finde, jeder soll das machen dürfen, wie er will. Wenn der Verstorbene den Wunsch hat, warum sollte man es verbieten? Ob Garten oder ein anderer Ort – das sollte die Entscheidung der Person sein. Wichtig ist, dass der letzte Wille respektiert wird.“

Marion Manfred Bluemler
Marion und Manfred Blümler aus Bürgstadt

Marion Blümler aus Bürgstadt

„Für mich war das immer schwierig, weil ich gar nicht wüsste, was ich einmal will. In anderen Ländern ist das viel einfacher geregelt – dort kann man ein Stück Asche in einem Schmuckstück tragen oder etwas Persönliches behalten. Das finde ich schön und viel näher am Menschen.“

Manfred Blümler aus Bürgstadt

„Ich würde die Asche am liebsten am Meer verstreuen, an der Nordsee. Das hat für mich etwas Besonderes, viel schöner als ein Friedhof. Ich verstehe nicht, warum es hier so kompliziert gemacht wird, während es woanders ganz normal ist.“

Rainer aus Alzenau
Rainer aus Alzenau

Rainer aus Alzenau

„Wenn es um Asche geht, dann ist es doch eigentlich egal, wo sie hinkommt. Am Ende ist das Dünger für den Boden. Ich finde, es sollte zumindest als Option erlaubt sein. Für Menschen mit wenig Geld ist das außerdem eine gute Möglichkeit, weil die Kosten geringer sind. Und wenn es dem Wunsch des Verstorbenen entspricht – warum nicht?“