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„Die Jugend hat keinen Bock auf Wehrdienst!“

26.10.2025, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
Collage Wehrdienst

BAYER. UNTERMAIN (mg). Die Diskussion um die Rückkehr zur Wehrpflicht hat in Deutschland neue Fahrt aufgenommen. Seit Verteidigungsminister Boris Pistorius von der SPD seinen Entwurf für ein modernisiertes Wehrdienstmodell vorgelegt hat, wird in Politik und unter den Bürgern intensiv über die Zukunft des Wehrdienstes gestritten. Zwischen Sicherheitsinteressen, Generationenfragen und Gleichberechtigung prallen dabei sehr unterschiedliche Vorstellungen aufeinander. Auch unsere Umfrage zeigt: Die Bevölkerung ist sich uneinig. Während viele eine Rückkehr zur Wehrpflicht als notwendig ansehen, befürchten andere einen Eingriff in persönliche Freiheiten und fordern Ersatzmodelle.

Kern des Gesetzesvorschlags ist die Einführung eines „Neuen Wehrdienstes“, der den bisher freiwilligen Wehrdienst als besonderes staatsbürgerliches Engagement ablösen soll. Stattdessen sollen die Teilnehmenden künftig den Status von Soldaten auf Zeit erhalten - ein Schritt, der nicht nur symbolisch, sondern auch finanziell bedeutsam ist: Er bringt Verbesserungen bei Besoldung und Versorgung mit sich. Alle jungen Menschen sollen nach dem 18. Geburtstag einen Online-Fragebogen zur Wehrdienstbereitschaft erhalten. Für Männer ist die Teilnahme verpflichtend. Ab 2027 ist eine verbindliche Musterung vorgesehen. Grundsätzlich bleibt der Dienst freiwillig, kann aber bei Personalmangel oder Bedrohungslagen zur Pflicht werden. Doch es gibt auch Parteien, die sich bereits heute für eine Verpflichtung aussprechen. So berichtet uns auch Andrea Lindholz von der CSU: „Zunächst mal sind wir uns in der Unionsfraktion einig, dass wir wieder hin müssen zu einem verpflichtenden Wehrdienst. Wir wollen aber auch mit der Freiwilligkeit starten, auch möglichst darüber die Menschen mitnehmen und die Strukturen wieder ausbauen. Wir werden am Ende wahrscheinlich einen verpflichtenden Wehrdienst brauchen, weil wir ansonsten die Herausforderungen, die wir angesichts der Bedrohungslage haben, nicht ausreichend schultern können.“ Für dieses Vorhaben fehlt der Partei allerdings im Moment die politische Mehrheit.

Jungen Menschen die Sorgen nehmen

Die Vorstellung einer Pflicht löst in manchen jungen Menschen große Sorgen aus. „Das ist doch völlig in Ordnung so. Ich stelle aber immer wieder fest, wenn man erklärt, was unser Land braucht, wie vielschichtig die Aufgaben dann sein können, dann bin ich der festen Überzeugung, dass die meisten jungen Menschen sagen würden: Dort kann ich mir einen Platz für mich gut vorstellen“, so Lindholz. Bei einer Verpflichtung statt Freiwilligkeit stellt sich die Frage: Verschlechtert sich die Verhandlungsposition unserer jungen Bürger? „Wenn es freiwillig ist, dann ist alles besser, dann ist es lukrativer. Das sehe ich nicht so. Wenn ich junge Menschen heranziehe, zum freiwilligen oder verpflichteten Wehrdienst, dann haben sie eine anständige Vergütung und brauchen bestimmte Fertigkeiten. Und da kommen wir immer wieder an denselben Punkt zurück, dass wir sagen, die Vergütung muss stimmen, der Führerschein muss dabei sein. Und genau das war bisher auch schon der Fall. Ich glaube, das ist eine hochgezogene Debatte, die mit der Realität nichts zu tun hat.“ Bernd Rützel von der SPD äußert sich folgendermaßen: „Ja, die Welt hat sich verändert. Die Bedrohungslage ist groß geworden und wir brauchen dringend die Möglichkeit, unser Land zu verteidigen. Da sind wir noch weit entfernt von dem, was wir vorhaben. Deswegen ist es absolut richtig, junge Menschen zum Wehrdienst, aber auch zum Ersatzdienst, also Zivildienst, wie es mal früher war, wieder zu motivieren. Gerne alle, aber wenn wir ehrlich sind, schaffen wir gar nicht alle. Wir haben eine Kapazität im Moment, die vielleicht bei 15.000 bis 20.000 Menschen pro Jahr liegt. Mehr Bettchen gibt es nicht. Mehr Ausbilder gibt es nicht. Mehr Übungseinrichtungen gibt es nicht. Die Kapazitäten sind leider die letzten 20 Jahre extrem runtergefahren worden. Das müssen wir eigentlich jetzt alles in Windeseile umdrehen.“

Verpflichtendes Gesellschaftsjahr?

Eine Pflicht in anderer Form sehen die Grünen als richtigen Weg, so Niklas Wagener: „Wir haben Ende November Bundesparteitag. Da habe ich jetzt einen Antrag gestellt, dass wir ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr aussprechen. Weil ich nicht glaube, dass die Rückkehr zu einer altbackenen Wehrpflicht ins 21. Jahrhundert passt. Ich glaube, es wäre besser, man schafft Auswahlmöglichkeit für Männer und Frauen. Dann kann man sich aussuchen: Geht man zur Bundeswehr, geht man in den zivilen Katastrophenschutz, geht man zu einem sozialen Träger. Ich finde zum Beispiel die Finanzierung der freiwilligen Dienste, wie sie heute sind, viel zu niedrig, da werden teilweise Taschengelder bezahlt, die nicht ausreichen, um letztlich gut über die Runden kommen zu können.“ Aber es gibt auch Parteien die lehnen eine Verpflichtung total ab, so berichtet uns auch Florian Hofmann von den Linken: „Wir sind grundsätzlich dagegen, Leute zu irgendwelchen Diensten in irgendeiner Form zu verpflichten. Ich glaube, wenn junge Menschen insgesamt das Gefühl hätten, dass die Politik etwas für sie macht, wäre da schon eine viel größere Motivation für einige Leute zu sagen: Ich mache jetzt einen Freiwilligendienst. Wir bieten Unterstützung an für Leute, die verweigern wollen.“

„Es schadet nicht“

Positiv einer Wehrpflicht gegenüber eingestellt zeigt sich auch die AfD: „Eine Wehrpflicht, die auch impliziert, dass man zum Beispiel einen Ersatzdienst leisten kann, also einen Zivildienst. Bedingung ist aber natürlich, dass wir keine Soldaten ins Ausland schicken. Es soll eine reine Verteidigungsarmee für Deutschland sein. Das heißt, wir lehnen Auslandseinsätze eigentlich prinzipiell ab. Aber es sollte schon verpflichtend sein. Es schadet nicht, ein Jahr in seinem Leben dem Land zu geben, in dem man lebt, egal ob das jetzt Zivildienst ist oder bei der Bundeswehr. Ein großer Vorteil ist, dass die jungen Männer mal von zu Hause weg sind und lernen, was Kameradschaft bedeutet und auch viele Dinge mal alleine machen müssen. Ich finde erschreckend zu erfahren, dass dort Leute bei der Bundeswehr antanzen, die noch nicht mal einen Stiefel binden können.“

Umfrage

Annerose Strobl aus Erlenbach
„Gedanken über die Wehrpflicht habe ich mir noch nicht gemacht, weil ich keine Enkel und Kinder habe, die in dem Alter sind. Früher, wenn Freunde nach der Schule zum Bund mussten, hat das keinem geschadet.“

KW43 Annerose Strobl Erlenbach NEU

Siegbert Stadtmüller aus Johannisberg
„Ich finde es gut für die Entwicklung der jungen Menschen. Es muss nicht unbedingt die Wehrpflicht sein, aber ein soziales Jahr - ob das das Fahren von Behinderten ist oder die Betreuung von Kranken.“

KW43 Siegbert Stadtmueller Johannisberg NEU

Edeltraud Hain aus Aschaffenburg
„Fragt doch die Wehrpflichtigen selbst, was sie davon halten oder macht es erstmal auf freiwilliger Basis. Und dann werden wir weitersehen.“

KW43 Edeltraid Hain Aschaffenburg NEU

Friedbert Kraus aus Sulzbach
„Man soll die Wehrpflicht einführen und die Jungen mustern, so wie es früher auch war. Ich wusste auch nicht, wann ich wegkomme. Ich war schon über 20 und musste zur Bundeswehr.“

KW43 Friedbert Kraus Sulzbach NEU

Jule Tekhaus aus Aschaffenburg
„Ich bin gegen eine Wehrpflicht, weil ich der Meinung bin, dass man junge Leute nicht zwingen sollte, ihr Leben zu riskieren. Ich verstehe, wenn Ältere sagen: ‚Ich musste früher auch‘. Man sollte aber einfach hoffen, dass es für die nächsten Generationen besser wird, dass das, was bei einem selbst scheiße war, nicht der nächsten Generation auch passiert. Und nicht immer sagen: ‚Stellt euch nicht so an.“

KW43 Jule Tekhaus Aschaffenburg NEU

Lieselotte Strupf aus Aschaffenburg
„Mein Schwiegersohn war beim Bund und mein Enkel auch - sie haben Etliches gelernt.“

KW43 Lieselotte Strupf Aschaffenburg NEU

Marie Luis Kämpf aus Aschaffenburg
„Ich finde Krieg in keiner Form gut, und die jungen Leute müssen selbst entscheiden, ob sie so etwas machen wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass, das gut ankommt, wenn jemand dir sagt: ‚Du gehst dahin und schießt auf irgendeinen Menschen, den du noch nie gesehen hast.“

KW43 Marie Luis Kaempf Aschaffenburg NEU

Paul Koser aus Seligenstadt
„Es ist eine große Entwicklung für jeden Jugendlichen, der aus der Schule kommt oder sonst mal etwas anderes sehen will. Und da ist der Wehrdienst oder der Zivildienst eine gute Sache.“

KW43 Paul Koser Seligenstadt NEU

Wolfgang Schneider aus Aschaffenburg
„Ich denke, dass im Moment viele Kasernen aufgrund der Pause zugemacht haben und deswegen keine Leute unterbringen können. Da wird es ein großes Problem geben. Und die Einstellung der Jugend heute ist auch eine andere geworden. Sie hat nämlich keinen Bock Wehrdienste zu leisten und wollen lieber ihre Freizeit genießen.“

KW43 Wolfgang Schneider Aschaffenburg NEU

Xavier Burek aus Hausen
„Ich habe nichts gegen eine Wehrpflicht.“

KW43 Xavier Burek Hausen NEU