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Ein Kulturjuwel vor dem Umbruch

22.02.2025, 08:00 Uhr in PrimaSonntag
KW03 Museum Burg Miltenberg

MILTENBERG (mg/vm). Über Kunst lässt sich nicht streiten - oder doch? In Miltenberg sorgt eine hitzige Debatte um die Zukunft des Mildenburg-Museums für Unruhe. Nach 13 Jahren soll die international anerkannte Sammlung hochkarätiger Kunstwerke - darunter Werke von Ernst Barlach und Joseph Beuys - aus der Mildenburg weichen. Geplant ist stattdessen ein neues historisches Museum mit interaktiven Elementen, das insbesondere Kinder und Jugendliche ansprechen soll.

Die Mildenburg, Heimat einer der anspruchsvollsten Kunstausstellungen der Region, soll umgestaltet werden. Die aktuelle Kunstsammlung wird entfernt, um Platz für eine neue Ausstellung mit geschichtlichem Fokus zu schaffen. Ziel der Umstrukturierung ist es, mehr Besucher auf die Mildenburg zu locken. Das Konzept sieht interaktive Räume und ein speziell gestaltetes Kindermuseum vor. Doch genau diese Neuausrichtung sorgt für heftige Diskussionen. Kritiker befürchten den Verlust der kulturellen Identität der Mildenburg. Besonders Altbürgermeister Joachim Bieber, der das ursprüngliche Ausstellungskonzept gemeinsam mit dem ehemaligen Kunstreferenten der Diözese Würzburg, Dr. Jürgen Lenssen, ins Leben gerufen hat, stellt sich gegen die Pläne. Aber auch Biebers Vorgänger Helmut Dehmel ist nicht begeistert von der Idee.

Finanzierung und politische Entscheidung
Der Miltenberger Stadtrat hat bereits „Grünes Licht“ für die museale Umgestaltung gegeben. Die Gesamtkosten des Projekts sollen sich auf rund 250.000 Euro belaufen. Bürgermeister Bernd Kahlert betont, dass die Stadt Miltenberg diese Kosten allein tragen könne. Die Burg soll modernisiert und renoviert werden - inklusive eines, laut ihm „dringend notwendigen neuen Anstrichs“. Die Entscheidung des Stadtrats stößt jedoch auf Widerstand. Kritiker, allen voran die beiden Altbürgermeister Bieber und Dehmel, hinterfragen die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Investition. Helmut Dehmel ist traurig, dass die „alten Ikonen“, so nennt er die Kunstwerke, nicht mehr in der Mildenburg bleiben sollen. Seiner Meinung nach wäre eine Änderung der Ausstellung von Vorteil. Miltenberg besitzt zumal bereits ein historisches Museum. Der Umbau würde somit ein zweites, thematisch ähnliches Museum schaffen.

Auswirkungen auf die bestehende Sammlung
Die derzeitige Ausstellung basiert auf der Privatsammlung von Dr. Jürgen Lenssen. Vor 13 Jahren wurde die Mildenburg für rund 2,75 Millionen Euro umgebaut, um die hochkarätige Kunstsammlung angemessen zu präsentieren. Da für diese Sammlung in der neuen Konzeption kein Platz mehr ist, kündigte der mittlerweile 76-jährige Lenssen an, seine Werke zurückzuziehen. Museumsleiter Fabian Müller-Nittel erklärte auf Nachfrage, dass sich die Pläne noch in einer frühen Phase befänden. Es handele sich um „erste Ideen“, ein konkreteres Konzept werde noch erarbeitet. Der Umbau soll über vier Bauabschnitte innerhalb von drei Jahren erfolgen. Müller-Nittel sieht die Mildenburg nach dem Umbau als Erweiterung des bestehenden Stadtmuseums.

Kritik und Widerstand
Joachim Bieber fordert den Stadtrat auf, die Kosten des Umbaus zu überdenken und die Pläne zu stoppen. Seiner Meinung nach sollte über „alternative Wege“ nachgedacht werden, um die Attraktivität der Museen in Miltenberg zu steigern. Er hält sogar eine Bürgerinitiative gegen die Umgestaltung für sinnvoll. Auch die Frage, ob die veranschlagten 250.000 Euro ausreichen, bleibt offen. Kritiker befürchten, dass sich die Kosten im Verlauf des Umbaus erhöhen könnten. Laut Altbürgermeister Dehmel wird für die Sanierung der Burg „mindestens das Doppelte der geplanten Kosten benötigt“. Vor Weihnachten fand ein Krisengespräch mit allen Beteiligten statt allerdings ohne Fabian Müller-Nittel. Wie die Zukunft der Mildenburg konkret aussehen wird, ist noch unklar. Die weiteren Entwicklungen und möglichen Anpassungen des Konzepts dürften in den kommenden Wochen für weitere Diskussionen sorgen.