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„Eine kastrierte Katze ist eine gute Katze“

01.02.2025, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
Collage Kaetzchen

BAYER. UNTERMAIN (ps). Wer seiner Katze Freigang gewährt, der tut was Gutes. Das glauben viele und mit Sicherheit freut sich so mancher Kater, wenn er draußen auf die Pirsch gehen darf. Aber: So ein Abenteuer kann weitreichende und schlimme Folgen haben. Wenn eine rollige Streunerkatze nämlich auf einen willigen Hauskater trifft, gibt es bald Nachwuchs und der hat es sehr schwer. Weil viele Freigänger nicht kastriert sind, gibt es immer mehr wild lebende Katzen. Die Folgen: Großes Leid bei den Tieren und völlig überlastete Tierheime.

Der Fall einer Frau aus Mönchberg, bei der 2022 um die 40 Katzen gerettet wurden (PrimaSonntag berichtete), schlug Wellen weit über die Kommune hinaus. 19 der völlig verwahrlosten Tiere starben oder mussten eingeschläfert werden. Die Katzen waren nicht kastriert, hatten sich unkontrolliert vermehrt. Ein Problem, das aktuell viele Gemeinden, nicht nur im PrimaSonntag-Land, sondern auch bundesweit beschäftigt. Viele Tierschützer und Tierheime fordern eine Kastrationspflicht für Freigängerkatzen, um das Elend der unkontrollierten Vermehrung loszuwerden. Die Stadt Aschaffenburg ist bislang Vorreiter in der Region: Dort wurde eine Katzenschutzverordnung erlassen, die zum Ziel hat, freilebende Katzen vor „erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden“ zu schützen. Freigänger müssen kastriert und per Mikrochip oder Ohrtätowierung eindeutig gekennzeichnet sein.

Tierheime am Limit

Lukas Kneisel, Leiter des Aschaffenburger Tierheims, befürwortet die Katzenschutzverordnung. „Anhand unserer Statistik von 2024 und 2023 sieht man tatsächlich, dass die Zahl der Fundkatzen aus der Stadt Aschaffenburg rückläufig ist und der Anteil der kastrierten gefundenen Katzen ist gestiegen. Anders die Zahl der Katzen im Kreis Aschaffenburg: Die ist unglaublich stark gestiegen“, erklärt er. „Im Jahr 2024 hatten wir 218 Fundkatzen aus dem Landkreis. Im Jahr davor waren es „nur“ 161. Ein Streunerleben ist absolut bescheiden für das Tier. Die sind oft sehr dünn, haben Parasiten oder Krankheiten“, klagt Lukas Kneisel. „Jede Katze, die kastriert ist und ein Zuhause hat, ist eine gute Katze.“ Die Überlastung der Tierheime habe zu einem großen Teil mit den gefundenen Streunerkatzen zu tun, die immer mehr werden, so Kneisel. „Dadurch dass die Kätzchen oft in so einem schlimmen Zustand eingeliefert werden, verursachen sie sehr hohe Tierarztkosten. Es ist ein Riesenaufwand und bringt uns definitiv nochmal mehr an unsere Grenzen.“

„Es wird immer schlimmer“

Auch Vanessa Müller, Leiterin des Tierheims in Kleinheubach, würde sich für die einzelnen Kommunen im Kreis Miltenberg und Aschaffenburg eine Katzenschutzverordnung wünschen. „Es wird immer schlimmer. In einem Ort hatten wir schon mal 26 Streunerkatzen in einem Gebiet von zwei, drei Straßen“, erzählt die Tierheimleiterin. „Gemeinsam mit dem Veterinäramt setzen wir uns seit einigen Jahren für eine Katzenschutzverordnung ein.“ Bislang leider ohne großen Erfolg. Lukas Kneisel vom Aschaffenburger Tierheim hofft, dass sich bald etwas ändert. „Es wäre echt ein Schritt in die Zukunft. Wenn wir ein Fundtier erhalten, können wir es nach 48 Stunden kastrieren und wenn es einen Halter gibt, dürfen wir das ihm auch ganz normal in Rechnung stellen. Dabei erhalten wir die Unterstützung der Stadt Aschaffenburg.“ Für die umliegenden Kommunen ist aktuell noch keine Lösung in Sicht. Die Katzen und überfüllten Tierheime werden wohl vorerst noch weiter unter der Situation leiden.

KW03 Katzenproblematik Lukas Kneisel
Lukas Kneisel ist Leiter des Aschaffenburger Tierheims.
KW03 Katzenproblematik Vanessa Mueller
Vanessa Müller leitet das Tierheim in Kleinheubach.