Eis-Zeit in Gefahr!

ASCHAFFENBURG (mg). Fußball, Handball, Ringen - der Untermain ist eine Hochburg des Sports. In jeder Ecke unserer Region sprießen Sportplätze und -hallen aus dem Boden. Von klein auf haben Kinder den Ball entweder am Fuß oder in der Hand. Andere Sportarten haben es da schwerer bezüglich Nachwuchs und Örtlichkeiten. So gibt es zum Beispiel nur eine Eissporthalle - und die müssen sich zwei Vereine und die Öffentlichkeit teilen. Einer der Vereine ist der 1. Aschaffenburger Eissportverein (AEV). Und deren Sportstätte sorgt aktuell für einige Probleme.
Die Aschaffenburger Eissportler mussten sich zum Winterstart mit ernsten Herausforderungen auseinandersetzen. Erst Anfang Dezember wurde die Halle geöffnet und drei Monate später schließt sie bald schon wieder. Am 16. März endet die Saison, denn danach stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten an. Die verkürzte Saison setzt vor allem den Vereinen zu. So auch dem AEV. Über 80 Mitglieder teilen sich auf eine Hobbymannschaft und den Nachwuchs auf. Ende letzten Jahres hatte der Verein noch mit Abgängen zu kämpfen, jetzt müssen sie reihenweise Anfragen ablehnen. Rund 40 Anfragen habe man für die Nachwuchsmannschaft, so der 1. Vorsitzende Fedor Smolik. Doch bevor das Thema rund um die Sanierung der Halle nicht geklärt ist, können diese nur schwer beantwortet werden.
Das Sorgenkind
Kommen wir also zum großen Sorgenkind: dem Dach der Eishalle. Die eingebaute Lüftungsanlage hat schon seit dem Einbau in den 80ern Probleme die Luftmenge in der Halle zu bewältigen. Heißt: Es entsteht Feuchtigkeit in der Halle. Im Laufe der Zeit wurden die Winter immer feuchter, sodass die Schließmonate im Sommer nicht mehr ausreichen, um die empfindliche Holzkonstruktion vollständig zu trocknen. Um zukünftigen Schäden vorzubeugen, wird das Dach komplett erneuert und modernisiert - inklusive einer neuen Belüftungsanlage, die dafür sorgt, dass die Luft permanent getrocknet wird. Für Smolik ist das erst mal eine gute Nachricht: „Es soll viel Geld in die Hand genommen werden für die Sanierung, aber darüber muss auch erstmal der Stadtrat entscheiden.“ Das könnte aber dazu führen, dass im kommenden Jahr überhaupt keine Eissaison stattfinden könnte. „Die Saison endet am 16. März und dann herrscht erstmal Ungewissheit bis zur Stadtratssitzung“, so Smolik weiter. Die Gespräche mit den Stadtwerken laufen bereits intensiv, doch das weitere Vorgehen hängt stark von den politischen Entscheidungen ab.
Prunkstück Nachwuchs
Große Auswirkungen könnte das vor allem auf die Nachwuchsabteilung haben. Im Zentrum dieser steht Jessica Solawa, Nachwuchs-Cheftrainerin des AEV. Ursprünglich aus dem eishockeyverrückten Crimmitschau stammend, begann sie bereits mit 14 Jahren ihre Eishockey-Karriere. Vor über zehn Jahren führte sie ihr Weg gemeinsam mit ihrem Sohn nach Aschaffenburg. Über ein Probetraining fanden beide in den Verein. Nach Jahren als Spielerin und Pendlerin - oft bis zu 400 Kilometer zu Heimspielen - entschied sich Solawa für den Trainerberuf. Mit dem DEB-Trainerschein ausgestattet, widmet sie sich seither voll und ganz dem Nachwuchs des Vereins. Bei ihr trainieren Kinder im Alter von sechs bis 17 Jahren - und das ganz ohne Leistungsdruck. Die Kids-Cup Gruppe (6-12 Jahre) konnte bereits zwei Turniersiege in dieser Saison verbuchen, während die Knaben- und Schülermannschaft, die „Aschaffenburg Hawks“, in der Rhein-Main-Hobbyliga antreten. So sind die Hawks an diesem Wochenende in Ludwigshafen gefordert und die Kids-Cup-Gruppe ist auf Turnierbesuch in Wiesloch. Obwohl bei der Nachwuchsarbeit der Spaß im Vordergrund steht, dient der AEV auch als Sprungbrett in den Leistungssport. Bereits mehrere Spieler haben den Weg in leistungsstärkere Ligen wie Frankfurt, Diez-Limburg oder sogar nach Kanada gefunden. „Wenn ich sehe, dass die Kinder Potenzial haben, spreche ich die Eltern direkt an und leite, wenn gewollt, Trainings bei anderen Vereinen ein“, erklärt Solawa.
„Etwas Besonderes“
Doch die Zukunft ist nicht allein von sportlichen Erfolgen geprägt - sie hängt eben auch maßgeblich von der Instandhaltung der einzigen Eishalle in der Untermain-Region ab. „Für uns ist es wichtig, dass die Eishalle intakt bleibt. Sonst können wir aufhören“, warnt Solawa und appelliert an das Bewusstsein der Stadt: „Ich wünsche mir, dass der Stadt bewusst wird, dass es etwas Besonderes ist. Nicht jede Stadt kann solch ein Angebot vorweisen.“ Wer den Nervenkitzel des schnellen, strategischen Eishockeys erleben möchte, kann sich über die Internetseite des Vereins für ein Schnuppertraining anmelden - die komplette Ausrüstung wird vom AEV gestellt.