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Haben unsere Behörden versagt?

26.10.2025, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
KW43 Schoentalprozess 1

ASCHAFFENBURG (acm). War Enamullah O. tatsächlich keine Gefahr für die Öffentlichkeit? Und warum war er überhaupt noch hier? Diese Fragen stehen nach dem dritten Verhandlungstag am Aschaffenburger Landgericht um die Bluttat im Schöntalpark im Raum. Mehrmals war der 28-Jährige allein letztes Jahr in psychologischer Behandlung, wurde aber immer wieder nur kurz später entlassen. Die Begründung: Von ihm gehe „keine Fremdgefahr“ aus. Dabei war der Afghane zu diesem Zeitpunkt längst ausreisepflichtig - sein Asylantrag war schon 2023 abgelehnt worden. Eigentlich hätte er nach Bulgarien abgeschoben werden sollen. Doch das passierte nie.

Enamullah O. war schon längst polizeibekannt - und das nicht nur wegen kleiner Zwischenfälle: Er soll Polizisten angegriffen, sich am Bahnhof nackt ausgezogen und mit dem Kopf gegen Wände geschlagen haben. Nach mehreren Vorfällen wandte sich sogar eine Bundespolizistin ans Gesundheitsamt - sie bat darum zu prüfen, ob der Mann wirklich keine Gefahr für die Öffentlichkeit darstelle. Eine Antwort bekam sie nie - und Enamullah O. blieb auf freiem Fuß. Dass der 28-Jährige trotz seiner wiederholten Ausraster nie dauerhaft untergebracht wurde, sorgt für großes Entsetzen. Wurden hier Warnzeichen ignoriert - oder hat das System versagt? Im Gerichtssaal wird diese Frage nicht offiziell verhandelt, schwingt aber in den Gesichtern vieler Zuhörer mit.

Tattag prägt Ersthelfer noch heute

Im Gericht schilderten am Donnerstag mehrere Zeugen von ihren schockierenden Erlebnissen: Ein Radfahrer berichtete, wie er nach der Tat Erste Hilfe leisten wollte - und bis heute von den Bildern verfolgt wird. Zwei Männer, die den Täter damals verfolgten, bekamen vom Richter ein Lob für ihren Mut. Einer von ihnen hatte schon ein komisches Bauchgefühl, als er Enamullah nur wenige Minuten vor der schrecklichen Tat im Park sah, wie er erzählt. Eine Studentin sagte, sie habe den blutverschmierten Täter damals an den Bahngleisen gesehen und sofort die Polizei gerufen. Auch Mitarbeiter des Gartenbauamts berichteten von der Angst und dem Chaos im Park - sie griffen zu ihren Garten-Werkzeugen und rannten zum Tatort. Für viele der Zeugen und Zuhörer war der Tag auch diesmal wieder emotional schwierig auszuhalten. Nächste Woche geht der Prozess weiter - dann soll entschieden werden, ob Enamullah O. dauerhaft in die geschlossene Psychiatrie kommt.