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Hilfe, wir trocknen aus!

14.01.2024, 12:00 Uhr in PrimaSonntag
KW02 Grundwasser 5

NIEDERNBERG (ml). Seit 1930 wird in Stockstadt regelmäßig der Grundwasserstand gemessen und seit 1980 ist das auch digital in Niedernberg möglich. Mittlerweile zeichnen sich in den letzten zwanzig Jahren erschreckende Veränderungen ab. Um dem Rekordtief nun entgegenzuwirken, hat sich um Josef Scheuring aus Niedernberg eine Gruppe an Interessierten gebildet, die sich für den Schutz des Grundwassers einsetzt.

„Wenn man die Werte täglich beim bayerischen Landesamt für Umwelt abruft und nachvollzieht, sieht man, dass es keine Erholung des Grundwasserspiegels mehr gibt“, klagt der ehemalige Polizist Josef Scheuring. Schwankungen seien zwar normal - wie er sagt - aber mittlerweile seien nicht mal diese mehr in normalem Maße zu erkennen. „Es ist nur eine Prognose, aber wir haben jetzt schon die Annahme, dass der Tiefstwert noch weiter ins Negative ausgebaut wird. Und da müssen wir schleunigst etwas gegen tun.“ Die Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg Jane Korck rät ebenfalls zum Überdenken des Umgangs mit Wasser, denn: „Ein sparsamer und bedachter Umgang mit der Ressource Wasser sollte aus wasserwirtschaftlicher Sicht in allen Nutzungsbereichen oberstes Gebot sein.“

Man erkennt auch als Laie den stetigen Abfall des Graphen seit 2010:

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Quelle: www.lfu.bayern.

Der Status quo

„Wir sprechen bei den Werten, die ich hier in Niedernberg ablese, vom Grundwasserspiegel im oberen Stockwerk des Grundwassers“, erklärt der 70-jährige Scheuring, „denn es gibt auch noch ein unteres Stockwerk mit Jahrtausende altem Wasser.“ Die Großostheimer Becken sind mit knapp 200 Millionen Kubikmetern Wasser das größte Trinkwasserreservoir am Bayerischen Untermain. „Als das alles noch unter Wasser gestanden hat, hat sich hier eine Sandsteinschicht gebildet, durch die das Wasser dann nicht abfließen kann, aber mittlerweile wurde schon so viel abgezapft, dass man es an allen Ecken und Enden sehen und spüren kann.“ Der ehemalige Polizist wurde auch schon von Vereinen auf deren Lage aufmerksam gemacht. „Die Angler in Großostheim zum Beispiel haben in ihrem Anglersee in den letzten zehn Jahren knappe zwei Meter an Wassertiefe verloren. Wenn sich da nichts ändert, stehen die in weiteren zehn Jahren auf dem Trockenen.“ Vor allem durch das schräge Ufer haben die Angler aufgrund des Wasserverlusts bereits viel Fläche verloren.

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Josef Scheuring ist besorgt um unser Grundwasser.

Wasser ohne Ende

Die Stadtwerke Aschaffenburg zapfen, trotz sinkendem Grundwasser, durch ausbleibende Niederschläge nicht weniger ab. Zudem sind laut Jane Korck ebenfalls die gehäuften Trockenjahre zwischen 2015 und 2022 ein Grund für den Rückgang des Grundwassers. Aber nicht nur diese Grundwasserentnahme der Stadtwerke und die Trockenjahre sind ein Problem, erklärt der Rentner: „Jetzt gibt es in Großwallstadt eine Firma mit der Genehmigung, Grundwasser für die Reinigung ihrer Anlage zu nutzen. Und das in unfassbaren Mengen. Sie verwendet mit 1,6 Millionen Kubiklitern jährlich sogar mehr Grundwasser als Tesla in Brandenburg.“

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Leiterin des Wasserwirtschaftsamtes Jane Korck

Besserung in Sicht?

Laut Josef Scheuring gibt es unendlich viele Möglichkeiten und Stellschrauben, an denen gedreht werden kann, um Grundwasser einzusparen. „Zu allererst sollten wir unseren Grundwasserkonsum auf das Trinkwasser begrenzen und nicht für andere unnötige Dinge. Außerdem könnte man auf einen der Niedernberger Seen eine Photovoltaik-Anlage platzieren, um Verdunstung zu verhindern.“ Diese wäre nicht nur nützlich, um den Wasserstand beizubehalten, sondern würde sogar noch effektiver arbeiten als eine Anlage auf dem Dach. Jane Korck will in Zukunft die Wasserverteilung sowie die Grundwasserentnahmen noch kritischer prüfen und so ihren Anteil am Erhalt des Grundwassers erbringen. Klar ist, es muss etwas getan werden. Denn die negativen Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt wären enorm. „Vom Fischsterben bis hin zu instabilen Häusern aufgrund von Veränderung Gegebenheiten im Boden. Es kann alles passieren. Und genau, um so etwas zu verhindern, hat sich unsere Initiative gebildet. Um mit Firmen und Behörden zu sprechen, zu vermitteln und um im Enddefekt das große Ziel der Nachhaltigkeit zu erreichen.“