„Hoas, Hoas hinnerm Haus…“
BAYER. UNTERMAIN (acm). Es ist das Fest der Hoffnung: An Ostern treffen wieder zahlreiche Familien am Untermain aufeinander und feiern die Auferstehung Jesu. So bunt und unterschiedlich wie jedes Osterei sind auch die Bräuche und Traditionen in den verschiedenen Dörfern und Familien. Vom Klappern an Karfreitag über die klassische Ostereiersuche bis hin zum Osterfeuer. PrimaSonntag hat sich mit den Traditionen aus der Region beschäftigt – vom Kahlgrund über das Elsavatal bis hin zum Spessart.
Viele Familien gehen es an Ostern gerne spielerisch an. Neben der klassischen Eiersuche gibt es auch das sogenannte „Eierdotzen“ - oder auch in Elsenfeld genannt „Eierpuffen“: „Es wird Spitze auf Spitze geschlagen, danach Boden auf Boden und zuletzt Seite auf Seite. Wessen Ei zuerst eine ‚Delle‘ bekommt, der muss es ‚berappen‘“, zitiert uns Stefan Weigand vom Elsenfelder Heimat- und Museumsverein aus einem Buch des Heimatforschers Valentin Pfeifer. Darin erwähnte Pfeifer noch einen weiteren Brauch im Elsavatal: „Zu Eichelsbach bilden die Jungen zwei Abteilungen. Jeder nimmt ein Ei und nun werfen sie auf ein Zeichen die Eier gegenseitig empor. Wer zuerst das Ei eines andern trifft, dem gehören sämtliche Eier der Mitspielenden.“
Die Osterhasen vom Feld
In Mömbris bringt nicht nur der Osterhase die Eier, erzählt uns Dietmar Hofmann vom örtlichen Heimat- und Geschichtsverein: „Sah man einen Feldhasen im Garten sitzen, sagten die Kinder im Dialekt folgenden Vers auf: ‚Hoas, Hoas hinnerm Haus, leg mer mol drei Eier raus, oans fer mich, oans fer dich und oans fern Bruder Heinerich.‘“. Und siehe da: Der Wunsch ging in Erfüllung – denn an Ostern lagen zufälligerweise immer Eier versteckt im Garten. Zu Ostern wird natürlich auch feierlich geschmückt – die sogenannten Osterbrunnen sind vor einigen Jahren von der fränkischen Schweiz auch am Untermain zum Trend geworden. „In Mömbris schmückt die Katholische Arbeitnehmerbewegung schon seit ewigen Jahren den Brunnen am Mömbriser Marktplatz.“, so Hofmann.
Das magische Osterwasser
Im Spessart gibt es ganz viele Bräuche, die die Menschen um das Osterfest herum praktizieren. So wird zum Beispiel traditionell an Karfreitag Petersilie gesät, denn die hält den Teufel fern, erzählt uns Heidrun Gärtner aus Weibersbrunn: „Petersilie braucht 30 Tage, bis sie aufgeht. Und die reist an Karfreitag nach Rom zum Petersdom und fragt den Petrus, wann sie aufgehen darf.“ Schutz, Heilung und Schönheit bringt außerdem eine Tradition, die vor allem früher oft Gang und Gebe im Spessart war: „Man ging in der Osternacht an einen Brunnen und holte sich das Osterwasser.“ Dabei musste man mit dem Rücken zum Brunnen stehen und durfte mit niemanden reden. War das getan, so hatte das Wasser eine heilende Wirkung. „In Altenbuch haben junge Frauen auch extra Decken in der Osternacht rausgehängt, damit dort Tau entsteht. Am nächsten Tag haben sie sich damit eingerieben, das sollte für Schönheit sorgen.“, erzählt die Weibersbrunnerin.
Fest der Hoffnung überschattet von Krieg und Terror?
Genauso wie an Weihnachten gehen heute noch viele Familien zu Ostern in die Kirche. In den Predigten geht es dabei meist um die Geschichte der Leidenstage Jesu bis hin zur Auferstehung – trotzdem möchte Diakon Reinhold Glaser aus Mömbris auch auf das aktuelle Weltgeschehen aufmerksam machen: „Die schrecklichen Ereignisse in der Welt und die vielen Facetten von Willkür und Ungerechtigkeit müssen immer wieder bewusst gemacht werden und sie nehmen daher breiten Raum ein in den Fürbitten.“ So ähnlich sieht das auch Dekan Michael Prokschi aus Kirchzell. Er möchte vor allem den Optimismus in den Menschen wecken: „Es ist, denke ich, in der heutigen Zeit sehr wichtig, Gedanken der Hoffnung und der Zuversicht mit in die Predigt reinzunehmen. Inmitten des Weltgeschehens, wo es natürlich sehr viele negativ Schlagzeilen gibt.“
Die Dekane Reinhold Glaser aus Mömbris und Michael Prokschi aus Kirchzell möchten in ihren Gottesdiensten Hoffnung geben.
So verbringen unsere Leser ihr Osterfest
„Meine Ostertradition ist es, mit der ganzen Familie zu brunchen. Bis heute suchen wir auch noch regelmäßig Eier, wir ziehen das durch.“
„Früher haben wir Ostereier im Garten gesucht, das war immer schön. Auch in die Kirche sind wir immer gegangen. So wie wir an das Christkind geglaubt haben, haben wir auch an den Osterhasen geglaubt.“
„Am Gründonnerstag-Abend machen wir nach dem Gottesdienst einen Tizeh-Abend bei uns in Volkersbrunn mit Liedern und mit Flöten-Begleitung, also Tizeh-Lieder singen wir im Chor.“
„Ich hab‘ viele Enkelkinder. Und als die noch klein waren, haben wir natürlich die Nestchen versteckt im Garten. Das hat viel Spaß gemacht! Die haben sie auch selbst gebaut mit Stöckelchen, dann Moos reingelegt.“
„Wir haben aus Ostermoos ein Osternest gebastelt. Damals bei meinen Großeltern gab’s auch immer ein Osterfeuer mit Steaks und Würstchen.“
„Ostern wird gefeiert wie immer. Die Familie kommt zu Besuch, die Eier werden versteckt. Hoffentlich findet man sie auch wieder!“