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„Ich schlag‘ dich tot, wenn ich runterkomme!“

16.11.2025, 07:00 Uhr in PrimaSonntag
Collage Problemmieterin

GOLDBACH (ld). Es ist ein wahrer Alptraum, den Vermieterin Neziha Kartal in Goldbach aktuell erlebt. Noch bevor man das Haus betritt, kann man das Ausmaß erahnen, das eine Problem-Mieterin angerichtet hat. Im Hof: Sperrmüll so weit das Auge reicht. Im Treppenhaus: Verbogene Türen und Kratzer an den Wänden. Vor der Haustür: vollgestopfte Schränke, die den Weg versperren. Der Zustand der Wohnung nach einem Jahr: die reinste Katastrophe. Und das ist längst nicht alles…

Angefangen hat alles im August 2024, als Neziha Kartal die oberen zwei Wohnungen ihres Mehrfamilienhauses an Zahra D.* und deren Schwester vermietete. Neben ihr leben noch zwei weitere Nachbarn im Haus, mit denen die Vermieterin keine Schwierigkeiten hat. Schon zu Beginn gab es Probleme, da die neue Mieterin beim Transport der Möbel das frisch sanierte Treppenhaus beschädigte. Doch Neziha Kartal hatte Mitleid mit der syrischen Familie und wollte helfen, obwohl ihr Mann da bereits eine schlechte Vorahnung hatte: „Gib dieser Frau keine Wohnung, sie wird dir Probleme machen.“ So kam es dann auch, als sich bei einem Handwerkerbesuch erstmals der ansammelnde Unrat zeigte. Restmüll und Biomüll lagen verstreut im Hof und das zog schnell Würmer an: „Ich bin immer durchgedreht, wenn ich herkam“, so die Vermieterin. Wenig später warf Zahra ihre Schwester raus und bewohnte mit ihren Kindern fortan beide Wohnungen.

Mietvertrag gefälscht
Anfang Dezember fälschte die 38-Jährige auf ihrem Handy den Mietvertrag zu ihren Gunsten. Sie erhoffte sich davon wohl den Vorteil, alle drei Parkplätze und das gesamte Haus nutzen zu können. Als Neziha Kartal davon erfuhr, brachte sie das als Urkundenfälschung zur Anzeige. Doch das Verfahren wurde eingestellt - eine Verurteilung sei zu unwahrscheinlich. Im Schreiben der Staatsanwaltschaft heißt es: „Eine Strafbarkeit gemäß § 269 StGB ist im vorliegenden Fall nicht mit hinreichender Sicherheit nachzuweisen. (…) Bei dem auf dem Mobiltelefon befindlichen Dokument ist bereits aufgrund der handschriftlichen Unterschriften zu erkennen, dass es sich bei diesem Dokument nicht um das Original handelt, sondern eine bloße Reproduktion darstellt, da andernfalls eine digitale Signatur zu erwarten wäre.“

Situation eskaliert weiter
Seit Februar fehlen Neziha Kartal die Mieteinnahmen. Außerdem waren Jugendamt und Schule schon da: „Die Kinder waren nie in der Schule, immer zuhause“, so die Vermieterin. Die beiden 8- und 10-jährigen Jungs tun ihr leid, doch mit der 18-jährigen Tochter von Zahra kommt sie überhaupt nicht aus. Am 3. Juli spitzte sich die Situation zu, als ein Nachbarskind über Sperrmüll im Hof stolperte und sich dabei verletzte. Am späten Abend fuhr Neziha Kartal zum Anwesen, um mit der Nachbarin über den Vorfall zu reden und musste mit Erschrecken feststellen, dass die Problem-Mieterin mit „Geschäftspartnern“ etliche Fahrräder von einem Transporter in den Hof verlud. Als die Vermieterin auf die Ruhezeit verwies und die Polizei verständigte, wurde sie zuerst von Zahra und deren Tochter angeschrien, dann geschubst und sogar geschlagen. Das war endgültig zu viel. Im Juli kündigte Neziha Kartal den Mietvertrag und schaltete einen Anwalt ein, um eine Räumungsklage durchzusetzen.

Kein Strom, Müll und eine Todesdrohung
Da auch der Strom nicht bezahlt wurde, klemmte das E-Werk ihn ab. Doch das ließ sich Zahra offenbar nicht gefallen und fand eine Möglichkeit, die Wohnung wieder ans Stromnetz anzuschließen, weshalb kurz darauf erneut der Strom abgestellt und das Schloss zum Heizungsraum ausgetauscht werden musste. Bei einem der letzten Zusammentreffen war Neziha Kartal noch schlimmeren Beleidigungen ausgesetzt. Vom Fenster aus habe Zahra gerufen: „Ich schlage dich tot, wenn ich runterkomme.“ Seitdem lebt sie in ständiger Angst: „Ich kann nicht schlafen und wache nachts auf.“ Zwischenzeitlich schien es dann so, als wäre die Familie tagsüber geflüchtet. Nachbarn wollen sie nur noch nachts mit einer Taschenlampe in der Wohnung gesehen haben, wenn sie Post abholte.

„Das lassen wir für Dich!“
Ende Oktober wurde auch das Schloss der Wohnung gewechselt. Schon davor ließ sich ungefähr vermuten, wie es drinnen aussehen könnte. Denn sobald man den Hof betritt, sieht man Unmengen an Sperrmüll aus Entrümplungs-Aktionen: defekte Möbel und alte Fahrräder verteilt über alle Stellplätze. In der Wohnung selbst herrscht ein Bild der Verwüstung: Klamotten und Schuhe liegen quer über den Boden verstreut, dazwischen wild durcheinander geworfene Fotos und Verpackungsreste. Im Flur türmen sich die Kleiderberge bis zur Hälfte der Treppe in die obere Wohnung. Am Schlimmsten ist aber die Küche. In der Spüle steht seit Wochen dreckiges Geschirr, an der Wand stapelt sich Elektroschrott. Die Schränke der eigentlich neuen Küche sind versifft, die Ablage ist vor lauter Töpfen und Küchengeräten kaum noch zu erkennen. Der Kühlschrank ist der Tiefpunkt: „Im Kühlschrank ist alles verschimmelt. Das ist ekelhaft und stinkt. Ich muss eine Firma holen, alleine schaffe ich das nicht“, so Kartal. Als sie die Familie mit dem Müllproblem konfrontiert, bekommt sie von der Tochter nur die spöttische Nachricht: „Die Sachen lassen wir für dich (…) Ich bin gar nicht in Deutschland.“

„Seelisch am Ende“
Doch es ist fraglich, ob die syrische Familie wirklich nicht mehr in Deutschland ist. Denn die Wohnungstür wurde diese Woche aufgebrochen und der schwarze Transporter, der in der Vergangenheit schon häufiger aufgefallen ist, stand wieder mitten im Hof. Neziha Kartal macht sich aber keine Hoffnungen, dass der Müll noch mitgenommen wird. Jetzt sucht sie händeringend nach einer Lösung: „Ich bin fertig mit den Nerven. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich bin seelisch am Ende.“ Die Gemeinde Goldbach würde immerhin zehn Kubikmeter mitnehmen, aber das ist nur ein Bruchteil des Messie-Haushalts. Zahra hat sich bis Redaktionsschluss nicht zu den Vorwürfen geäußert. Wie lange die Räumungsklage läuft und mit welchem Erfolg, ist noch nicht absehbar. Der Anwalt wartet noch auf Aktenzeichen von der Staatsanwaltschaft. Vermieterin Kartal meint: „Ich denke, das wird noch ein paar Monate dauern. Ich möchte nicht, dass sie nochmal hierher kommt und verstehe nicht, wieso solche Leute noch frei herumlaufen. Sie gehört entweder in eine Psychiatrie oder in den Knast.“

*Name von der Red. geändert