Heimbuchenthaler kämpft seit zwei Jahren um seine Rente
HEIMBUCHENTHAL (jdw). Zwei Jahre, sechs Gutachten, eine Menge Gerichtskosten und Verhandlungen. Reinhard Weiß ist 62 Jahre alt, seit 25 Jahren ehrenamtlicher Richter am Amtsgericht, war 47 Jahre lang Fliesenleger und jetzt Rentner - eigentlich. Wäre da nicht die Rentenversicherung, die dem Heimbuchenthaler einen Strich durch die Rechnung macht.
„Ich kann nicht mehr“, sagt Reinhard Weiß im PrimaSonntag-Interview. Im August 2023 hatte er das erste Mal Kontakt mit der Rentenversicherung, um sich für eine Erwerbsminderungsrente zu bewerben. Jetzt will er Gerechtigkeit und die Menschen aufklären: „Mir ist es wichtig, dass die Menschen wissen, was die Rentenversicherung mit den Beitragszahlern nach so vielen Jahren macht.“
Behörde gegen Mensch?
Normalerweise müsste Reinhard Weiß noch bis 2030 arbeiten, dann ist er 67 Jahre alt - doch durch vier Schulter-OPs und zwei Bandscheiben-OPs ist eine Arbeit in seinem Beruf nicht mehr möglich. „Ich weiß nicht, was ein Mensch noch mitmachen muss. Dafür gibt es doch die Erwerbsminderungsrente“, erzählt er. Als er das erste Mal mit der DRV zu tun hatte, sagte ihm die leitende Ärztin, dass er sofort einen Antrag stellen soll, da er keinen Job mehr ausführen kann. Gesagt - getan - Antrag gestellt. Doch dann der Schock! Der Antrag wurde abgelehnt. Bei der Blutuntersuchung seien die verschreibungspflichtigen Medikamente nicht nachweisbar gewesen. „Ich bin fast vom Glauben abgefallen. Das kann nicht sein. Ich habe meinen Hausarzt konsultiert, der mir Blut abgenommen hat. Das habe ich ins Labor schicken lassen. Nach drei Tagen kam schon das Ergebnis, es ist nachweisbar“, erwähnt der 62-Jährige. Nachdem die Berufung eingegangen ist und der Antrag wieder abgelehnt wurde, fehlte der Absatz über die Medikamente komplett, trotzdem bekam er keine Zustimmung für die Rente. Auch bei folgenden Terminen mit unterschiedlichen Ärzten und auch nach gerichtlichen Gutachten wurde festgestellt, dass eine Erwerbstätigkeit nicht mehr möglich sei. Die Rente gibt es trotzdem nicht!
Pflege-Wahnsinn
„Im Januar war dann noch mal ein Gutachter bei mir, der meinen Pflegegrad einschätzen sollte“, so Weiß. Nach eineinhalb Stunden Beratung erklärte der Gutachter, dass er den Pflegegrad 1 für angemessen hält. Zu diesem Zeitpunkt war er eigentlich noch zuversichtlich - doch als das Ergebnis kam, war die Überraschung groß - Pflegbedarf gleich 0 hieß es. „Ich habe dann beim medizinischen Dienst angerufen und gefragt, ob der Gutachter vielleicht dringender Hilfe braucht als ich.“ Daraufhin kam ein weiterer Gutachter zu ihm, der sich Zeit für ihn nahm und die Situation gründlich begutachtete. Am Ende wurde Herr Weiß mit 15,5 Punkten und Pflegegrad 1 eingestuft. „Man kann aber irgendwann nicht mehr“, verrät er.
Was läuft falsch?
Mittlerweile ist Reinhard Weiß zu 70 Prozent schwerbehindert, kann ohne Gehhilfe und Orthese fast nicht mehr laufen, die einfachsten Aufgaben sind für ihn zur Last geworden. Trotz vorhandener Gutachten und Berichten verschiedener Ärzte kann Reinhard Weiß nicht zur Ruhe kommen und in seine trotzdem wohlverdiente Rente gehen. Auf Nachfrage bei der Deutschen Rentenversicherung hieß es lediglich: „Das zugrunde liegende Verfahren wurde per Gerichtsbescheid vom 24.04.2025 entschieden. Weitere Auskünfte können wir hierzu nicht erteilen, da das Verfahren noch nicht rechtskräftig abgeschlossen ist.“ Es ist ein Kampf gegen Behörden für seine Gerechtigkeit, den Reinhard Weiß trotz großer Hürden nicht aufgeben will.