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Jeder Fünfte braust davon!

08.04.2023, 13:00 Uhr in PrimaSonntag
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BAYER. UNTERMAIN (mg). Bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe können einem bei Fahrerflucht drohen - und doch liest oder hört man regelmäßig von solchen Vorfällen in der Region. Aber was sind die Gründe dafür? Woher kommt dieses fehlende Mitgefühl? PrimaSonntag hat mit einem Psychologen über den besorgniserregenden Anstieg gesprochen und die heftigsten Fälle der letzten Wochen zusammengetragen.

Vorherige Woche fuhr eine Seniorin einen 7-jährigen Fußgänger in Obernau an und setzte ihre Fahrt ohne anzuhalten fort. Die 67-Jährige kam mit ihrem Fahrzeug auf den Gehweg und touchierte den Jungen, der zu Boden stürzte. Zum Glück nur leicht verletzt, wurde das Kind in ein Krankenhaus gebracht. Weniger Glück hatte die Geflüchtete: Eine Zeugin merkte sich das Nummernschild, daraufhin begab sich eine Streife umgehend zur Adresse und die deutlich alkoholisierte Frau öffnete die Tür. Am gleichen Tag kam es in Roßbach gleich zu zwei alkoholbedingten Unfällen. Unter anderem stürzte ein 19-Jähriger mit seinem Kleinkraftrad ohne Fremdreinwirkung und versuchte, vor Eintreffen der Polizei zu Fuß zu flüchten. Und das aus gutem Grund: der Alkoholtest ergab rund zwei Promille - zudem hatte er keinen Führerschein. Auf beide warten nun Ermittlungsverfahren und der Frau wurde vor Ort der Führerschein entzogen. Die Verkehrsbilanz der unterfränkischen Polizei aus dem Jahr 2022 zeigt, dass die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Drittel gestiegen ist. Es geht sogar so weit, dass jeder fünfte Unfalltote starb, weil ein Verkehrsteilnehmer alkoholisiert war. Die Unfälle unter berauschenden Mitteln oder Medikamenten stieg sogar um 42 Prozent. Bei beiden stellt das einen Rekordwert in den letzten zehn Jahren dar.

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Rüdiger Born Foto: © www.jakobboerner.com

1.154 „Täter auf der Flucht“
Im letzten Jahr gab es am Bayerischen Untermain insgesamt 9.315 Verkehrsunfälle. 1.772-Mal versuchte der Verursacher zu flüchten, nur 618 Mal ging es in die Hose und die Polizei schnappte zu. Runtergerechnet bedeutet das, dass fast jeder Fünfte versucht, vom Unfallort zu flüchten! Und das, obwohl wohl niemand gerne auf der anderen Seite des Unfalls steht. Die Angst vor den Konsequenzen lässt viele Menschen nicht Nachvollziehbares tun, doch es gibt noch andere Gründe als der Einfluss von Rauschmitteln. „Es gibt drei Grundkonstellationen, die vorstellbar sind“, erklärt Diplom-Psychologe Rüdiger Born. „Die harmloseste wäre, wenn jemand überhaupt nicht mitbekommt, was er angerichtet hat und wegfährt.“ Zu den klassischen Fällen gehören die, die sich bewusst von der Unfallstelle entfernen. „Hier gibt es verschiedene Gruppen. Die einen, die emotional überfordert sind und für die eine Welt einstürzt. Dann noch welche, die sich ihren Fahrfehler nicht eingestehen wollen, weil sie selbst immer andere belehren und dann einfach wegfahren.“ Zu der dritten Gruppe gehören Menschen, die sich den negativen Konsequenzen entziehen wollen: „Sie haben keine Lust zu warten und sich mit der Polizei auseinanderzusetzen. Das kann aus rein wirtschaftlichem Vorteil sein oder eben, weil sie wissen, dass sie unter Alkohol und Drogen stehen.“ Egal aus welchen Gründen man sich von einem Unfallort wegbewegen sollte, das Mitgefühl für den anderen bleibt dabei auf der Strecke…

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