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Liegen die „dunkelsten Stunden“ noch vor uns?

23.10.2022, 06:30 Uhr in PrimaSonntag
Blackout

BAYER. UNTERMAIN (jm). Es ist deutschlandweit das bestimmende Thema der vergangenen Wochen - ein möglicher „Energie-Blackout“. Vor dem Hintergrund des Russland-Ukraine-Konfliktes und der Energiekrise wird immer wieder die Möglichkeit großer Stromausfälle thematisiert. Auch in unserer Region wird der Ernstfall heiß diskutiert. PrimaSonntag hat bei den Kommunen nachgefragt: Wie vorbereitet sind wir auf einen Blackout und wie wahrscheinlich ist ein solche Katastrophe?

„Es ist eine Situation, die durchaus eintreten kann“, berichtet Thomas Köhler, Bürgermeister der Gemeinde Kleinwallstadt. Dort bereitet man sich schon seit einiger Zeit auf mögliche, länger anhaltende Stromausfälle vor. „Wir haben unter anderem ein großes Notstromaggregat an der Trafostation am Schulzentrum platziert.“ Aktuell wird zusätzlich das wenige Meter entfernte Wasserhaus mit angeschlossen. Im Krisenfall wolle man so fundamentale Versorgungseinrichtungen, wie die Wasserverfügbarkeit, sicherstellen. „Unterkünfte, beispielsweise für Personen, die Not beatmet werden müssen, das könnten wir dann in der Waldstadthalle und im Schulbereich gewährleisten.“ Natürlich hofft man in Kleinwallstadt, dass diese Maßnahmen nicht benötigt werden. In der letzten Woche fand dazu auch eine Besprechung im Landratsamt Miltenberg mit der Abteilung Katastrophenschutz statt. „Da hieß es, dass dieses Szenario durchaus möglich ist“, erzählt Bürgermeister Köhler. Wie dringend die Krisenprävention ist, wurde auch auf der Sitzung des Haupt- und Finanzausschuss in Alzenau unter der Woche deutlich. Sollte es zu einem Blackout kommen, übernehmen die Feuerwehrgerätehäuser im Stadtgebiet eine entscheidende Rolle. Sie werden zur Notrufmeldestelle. So kann über die integrierte Leitstelle auch Kontakt zur Polizei und dem ärztlichen Notdienst hergestellt werden. Als Notunterkunft ist die Prischoßhalle vorgesehen. Der Stadtrat hatte bereits entschieden, ein Stromaggregat für die Halle anzuschaffen, die im Notfall als sogenannte Wärmestube dient.

KW42 Blackout Koehler
Thomas Köhler Foto: CSU Kleinwallstadt

Städte sind vorbereitet
Auch in der Stadt Aschaffenburg macht man sich auf den Ernstfall gefasst - allerdings schon seit über zehn Jahren. „Die Feuerwache kann mit einem Notstromaggregat von außen betrieben werden“, erläutert Oberbürgermeister Jürgen Herzing. „Das geht mittlerweile auch im Rathaus und an vielen anderen Stellen.“ Man sehe sich gut vorbereitet, aber nur zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur. „Wir versuchen, die Notfallmeldestellen aufrechtzuerhalten, die Feuerwehrgerätehäuser und die Rettungswachen dienen als Ansprechpartner für Notfälle“, erklärt der Oberbürgermeister. Auch ist die Verfügbarkeit von Kraftstoffen geregelt. „Aber wir können den einzelnen Haushalt nicht mit normalen Dienstleistungen versehen.“ Aus diesem Grund sei es nach wie vor wichtig, dass die Menschen einige Vorräte zuhause haben. Genaue Details zu den Maßnahmen wolle man allerdings nicht nach außen geben. „Dadurch würden wir uns für Sabotage angreifbar machen.“ In der kommenden Stadtratssitzung in Miltenberg ist der Punkt ebenfalls auf der Tagesordnung. „Derzeit wird ein 150 kVA Stromerzeuger durch unseren Bauhof instandgesetzt. Die Feuerwehrgerätehäuser Breitendiel, Wenschdorf, Schippach sowie die Dorfgemeinschaftshäuser Wenschdorf, Mainbullau, Schippach und das Rathaus werden ebenfalls mit Notstromeinspeisemöglichkeiten versehen“, heißt es in einem Vorlagentext.

KW42 Blackout Herzing
Jürgen Herzing Foto: Björn Friedrich

Eher unrealistisch
Aber wie wahrscheinlich ist denn ein solcher „Blackout“? „Nach meiner Einschätzung ist das nicht realistisch“, erklärt Dieter Gerlach, Geschäftsführer der Stadtwerke Aschaffenburg. Ein Blackout wäre ein großflächiger Ausfall des Stromnetzes über Stunden, Tage oder Wochen im ganzen Land und möglicherweise darüber hinaus. „Wir haben ein sehr gut ausgebautes, dichtes Stromnetz.“ Auf Länder und Bundesebene seien alle Vorkehrungen getroffen umso ein Szenario zu vermeiden. „Dennoch muss man immer mit dem aller Schlimmsten rechnen und gänzlich ausschließen kann man das nicht.“ Aufgrund der jetzigen Ausnahmesituation könnten aber vermehrt regionale und lokale Stromausfälle für mehrere Minuten oder auch Stunden passieren. Es bleibt also offen: Werden wir Dunkeln sitzen? Und wenn ja, wie lange?

Das sagen unsere Leser:

Gabriele Herzog aus A’burg:

KW42 Umfrage 1 Gabriele Herzog aus Aburg

„Ich hab‘ keine Angst vor Stromausfällen. Als alter Camper weiß man sich zu behelfen. Ich finde, das ist alles Panikmache. Selbst wenn es soweit kommen sollte, vielleicht tut es uns mal ganz gut? Ich fände die Situation auf jeden Fall spannend.“

Mattheo aus Kahl:

KW42 Umfrage 2 Mattheo aus Kahl

„Ich würde irgendwo hingehen, wo es sicher ist und Kontakt zur Außenwelt suchen. Ich mache mir da wenig Sorgen.“

Udo Stattenberg aus Mömbris:

KW42 Umfrage 3 Udo Stattenberg aus Moembris

„Ich persönlich habe keine Angst vor einem Blackout, wir sind gut gerüstet, haben einen Gasgrill und genug Batterien zuhause.“

Francesco und Sonja Feo aus A’burg:

KW42 Umfrage 4 Franceso und Sonja Feo aus Aburg

„Wir haben ein wenig Sorgen, aber wir haben einige Kerzen und Batterien gekauft. Wir schauen, was kommt und wenn’s hart auf hart kommt, haben wir noch einen Holzgrill draußen und machen uns eben dort etwas zu essen.“

Marlies Wattermann aus Elsenfeld:

KW42 Umfrage 5 Marlies Wattermann aus Elsenfeld

„Ich bin mir der Gefahr bewusst und habe auch schon vorgesorgt. Aber das habe ich auch schon vor dem Krieg gemacht. Campingkocher und Dosenravioli hab ich genug im Keller, ich denke, wenn ich genügsam bin, könnte ich so zwei Wochen ohne Strom aushalten.“